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Berger im Corona-Hotspot Tirol: Brutalste Bedingungen

Von Andreas Reiners
Gerhard Berger

Gerhard Berger

DTM-Chef Gerhard Berger lebt im österreichischen Corona-Hotspot Tirol. Seiner Familie und ihm geht es gut, einen Kopf für den Motorsport hat er aktuell nicht.

Es waren mal wieder sportliche Schlagzeilen, positive: Die DTM gab in dieser Woche ihren neuen, überarbeiteten Kalender bekannt. Den für die Zeit nach der Coronakrise.

Ob es angesichts der rasanten Ausweitung der Pandemie realistisch ist, im Juli wieder mit Rennen loszulegen? Das weiß im Moment niemand. Schön ist der Gedanke daran trotzdem. Tröstlich in Zeiten, in denen die Sorgen überwiegen.

Auch wenn andere Dinge als der Motorsport wichtiger sind, wie DTM-Chef Gerhard Berger betont. «Es liegt mir derzeit fern, solche Themen in den Vordergrund zu stellen, es geht um Arbeitsplätze und kranke Menschen. Der DTM-Kalender steht, ob er realistisch ist oder nicht, wird sich zeigen. Stand heute würde ich es mit ,sehr schwierig‘ beurteilen, aber die Situation ändert sich ja täglich», sagte er der «Krone».

Klar: Die DTM hat die erste Saisonhälfte komplett verschoben, plant aktuell, alle Rennen auszutragen, wofür das Saisonfinale erst im November stattfindet, in Monza. Jetzt wurde allerdings bekannt, dass möglicherweise die Organisatoren am Norisrimg frühzeitig die Reißleine ziehen müssen. Covid-19 hat auch die Sportwelt fest im Griff.

Berger wohnt in Tirol, und Tirol ist von dem Coronavirus besonders betroffen. Die Skigebiete Ischgl und St. Anton gelten als Hotspots des Virus. In Österreich sind über 8000 Menschen infiziert, 68 Menschen sind bislang gestorben.

Berger gibt Entwarnung: Seiner Familie und ihm geht es gut. «Ich halte mich an alle Richtlinien, habe aber das Privileg, mit meiner Familie oben am Berg zu leben. In einer guten Situation, derer ich mir bewusst bin», sagte er.

«Aber im Kopf leide ich mit den Menschen, die mit drei Kindern in der Stadt leben und ihre Wohnungen nicht verlassen dürfen. Wie auch mit jenen, die infiziert sind oder gar auf der Intensivstation liegen, oder mit jenen, die ihren Arbeitsplatz verlieren», so Berger.

Angst hat der 60-Jährige, der vom Alter her theoretisch zur Risikogruppe gehört, keine. «Aber Fakt ist, dass die Lage jeden Tag rapid schlechter wird. Das sind brutalste Bedingungen. Und sicher ist der Spuk nicht in einer Woche vorbei. Ich hoffe, so wie viele, dass bald der Moment kommt, von dem an alles rapid besser wird. Vielleicht ist’s aber auch nur Wunschdenken.»

Er selbst ist aber nicht nur DTM-Boss oder Privatmann, sondern auch Geschäftsmann, er leitet mehrere Firmen und ist verantwortlich für rund 600 Mitarbeiter. Die leitet er jetzt aus dem Home Office. Berger weiß: «Wenn ich in der Firma jemanden anstecken würde, wäre das katastrophal.»

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hat etwas früher als in Deutschland strenge Maßnahmen eingeführt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Berger hält die Maßnahmen für richtig, aber auch bei den Nachbarn macht man sich Gedanken über die Auswirkungen, vor allem die wirtschaftlichen.

«Steuern wir auf eine katastrophale Situation zu? Wenn ich mir die Meinungen aus Holland, Schweden oder auch aus den USA anhöre, tue ich mir schwer zu sagen, welcher der richtige Weg ist. Da werden wir hinterher gscheiter sein. Sicher aber ist, dass sich nach der Krise einiges in der Arbeitswelt ändern wird», sagte Berger.


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