Valentino Rossi sucht das Glück

DTM und Corona: Wann kehrt wieder Normalität ein?

Der Coronavirus hat die Motorsport-Welt im Griff

Der Coronavirus hat die Motorsport-Welt im Griff

Die DTM startet offiziell immer noch am letzten April-Wochenende in die neue Saison. Doch natürlich ist das vollkommen utopisch. Doch was ist in diesen Zeiten realistisch?

Die DTM lässt sich Zeit. Aktuell ist der Saisonstart weiterhin für Ende April (24.-26.) geplant. In Zolder soll der Auftakt steigen, doch natürlich ist das durch die rasante Ausbreitung des Coronavirus schon etwas länger utopisch.

Ebenso utopisch dürften die Rennen im Mai auf dem Lausitzring (15. - 17.) und in St. Petersburg (29. - 31.) sein. Andere Rennserien haben Corona-Konsequenzen bereits gezogen, ihre Rennen abgesagt oder verlegt.

Der Grund für die Verzögerung bei der DTM: Die Macher der Tourenwagenserie wollen nicht nur eine vorläufige Absage, sondern gleichzeitig auch einen neuen Termin veröffentlichen. Das kann bei der Anzahl der heutzutage involvierten Parteien wie zum Beispiel Fernsehen, Streckenbetreiber oder auch die Rahmenserien dauern. Die Komplett-Absage eines Events will bei der ITR auch niemand.

Es ist davon auszugehen, dass sich die DTM in der anstehenden Woche mit einem neuen Kalender melden wird. Wie provisorisch der dann am Ende sein wird und wann und ob es tatsächlich losgeht, ob mit oder ohne Fans an der Strecke – das weiß im Moment niemand.

Denn wie lange die Notmaßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Ausbreitung andauern werden, ist noch nicht abzusehen und hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut sie umgesetzt werden.

Und der Virus hat auch die Sportwelt im Griff, Fußball-Ligen wurden ausgesetzt oder gleich ganz abgesagt, ebenso wie einzelne Events. Auch die Motorsport-Welt steht still. In die Berichterstattung fließen jetzt immer wieder Begriffe ein, die sonst im Motorsport nichts verloren haben. Durchseuchungsgrad, Social Distancing, darwinistische Strategien, Herden-Immunität, Pandemie-Forschung.

Heiße Vorbereitungsphase

Dabei wäre jetzt die heiße Vorbereitungszeit in der DTM. Testfahrten in Hockenheim, neue Regeln, neues Kundenteam, Saisonziele, Robert Kubica, Zukunft nach Aston-Martin-Ausstieg – es gäbe so viele Themen, die nun aber mehr oder weniger auf Eis liegen.

Stattdessen: Corona und Quarantäne. Sorgen. Ausnahmezustand.

Statt den GP-Stars auf zwei und vier Rädern bei der Arbeit zuzuschauen, müssen wir uns mit Videos von F1-Champion Lewis Hamilton beim Händewaschen und Quarantäne-Tipps von zahlreichen anderen GP-Stars begnügen, mit Sim Racing. Währenddessen wird ein Rennen nach dem anderen verschoben oder abgesagt.

Und doch gibt es immer noch gibt es ein paar Unverbesserliche, die sich dem Irrglauben hingegen, diese Bedrohung durch den Coronavirus werde sich spätestens zu Ostern in Wohlgefallen auflösen, diese Covid-19-Pandemie sei ja viel weniger schlimm als eine Grippe.

Wer das immer noch glaubt, der sollte mal im Internet nach Filmen aus italienischen Krankenhäusern suchen, die beklemmend sind und uns zu Tränen rühren.

«Der SARS-CoV-2-Virus bewirkt keine Grippe, sondern eine Lungenentzündung», erklärte ein italienischer Intensiv-Mediziner in einem völlig überlasteten Spital in Bergamo gegenüber dem TV-Sender «Sky News». Er warnte, Großbritannien werde ähnlich katastrophale Zustände erleben wie Italien, weil dort viel zu spät reagiert wurde und dort bei «nur» 3983 Infizierten die Anzahl der Toten innerhalb von drei Tagen von 35 auf 177 gestiegen ist.

Zum Vergleich: Singapur lang anfangs bei den an Covid-19 erkrankten Personen an zweiter Stelle hinter China und hat bisher keinen Toten beklagt. Japan hat 127 Millionen Einwohner, meldet bisher nur 1007 bestätigte Corona-Fälle – und 35 Tote.

Wie schnell sich die Situation von problemlos zu besorgniserregend ändern kann, haben wir in Österreich in den Bundesländern Tirol und Vorarlberg erlebt.

In Tirol gab es am 8. März vier Corona-Fälle, jetzt mehr als 500.

Deutscher Leichtsinn

In Deutschland wurde vor zehn Tagen noch fröhlich vor vollem Haus Champions League gespielt, als in den Nachbarländern längst Versammlungsverbote herrschten. Deshalb sehen wir jetzt in Deutschland mehr als 20.000 infizierte Personen und 73 Tote. Allein von Mittwoch auf Donnerstag nahm die Anzahl der Erkrankten um 24 Prozent zu. In einer Woche wird wegen der exponentiellen Verbreitung (ein Infizierter steckt in sieben Tagen bis zu 140 Personen an, wenn kein «Lock down» verordnet wird) mit 88.000 Infizierten gerechnet, in vier Wochen mit 404.000.
Dass dann die Spitäler und das medizinische Personal restlos überlastet sein werden, kann man sich ausmalen.

Trotzdem haben in unseren Breitengraden viele Menschen den Ernst der Lage nicht begriffen.

Da Berlin offenbar den Ernst der Lage auch nicht erkannt hat, kann man den deutschen Freunden nur empfehlen: Schaut euch in den Nachbarstaaten um, wo großteils strenge Maßnahmen herrschen, die teilweise bereits eine Trendwende bewirkt haben oder erkennen lassen. Eine freiwillige Selbstbeschränkung erscheint mir sinnvoll.

Denn damit lassen sich Zustände wie in Italien vermeiden, wo seit zwei Wochen das ganze Land als «rote Zone» gilt.

In Spanien und Italien hat sich gezeigt: Manche Dummköpfe begreifen erst, worum es geht, wenn ihnen die Polizei in die Geldtasche greift.

Seit gestern greift die Polizei auch in der Schweiz durch. Wenn sich eine Gruppe von fünf Personen zusammenrottet, die nicht im selben Haushalt wohnen, wird jeder einzelne mit 100 Franken bestraft.
Mit Ausgangsbeschränkungen können wir gut leben. Beim Hausarrest hört sich der Spaß auf! Er wird uns aber drohen, wenn zu viele Menschen zu leichtsinnig weitermachen.

Wir erleben auch unverantwortliche Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten weiter auf engstem Raum rackern lassen, als würde die Bedrohung durch den Virus gar nicht existieren.
Die Niederlande, wo man zu lange an das Modell der unkontrollierten Infektion glaubte, wird wegen der zögerlich verhängten Beschränkungen inzwischen auch als Hochrisikogebiet betrachtet.

Wie lange dauert der «lock down»?

In allen Ländern tüfteln Task Forces an Konzepten, es werden Hochrechnungen angestellt. Man überlegt, wann die strengen Vorschriften wieder gelockert werden können, es wird jeden Tag neu evaluiert. Fakt ist: Die Schulen werden früher wieder geöffnet als die Grenzen.

Aber es wird befürchtet: Wenn ein «Lock down» schon nach dem ersten positiven Anzeichen und einer mutmaßlichen Trendwende gelockert wird, kann es zu Rückschlägen kommen.

Positiv ist, dass viele branchenfremde Unternehmen in ihren Betrieben jetzt auf die Herstellung von Atemschutzmasken, Desinfektionsmitteln und anderen lebenswichtigen Produkten umgestellt haben.

Die EU-Mitgliedsstaaten alimentieren jetzt die Forscher in der Pharmafirmen mit Millionenbeträgen, damit sie schneller wirksame Medikamente und Impfstoffe gegen Covid-19 entwickeln können. Danach sollen sie durch einen «accelerated pathway» rascher für den Verkauf zugelassen werden.

Doch in Italien ist die Situation längst außer Kontrolle. 627 Tote an einem Tag. Zu Beginn der Woche lag die Opferzahl noch bei 300.
Daraus müssen alle anderen Staaten ihre Lehren ziehen. Es empfiehlt sich dringend eine Blaupause der in China, Singapur und Südkorea verhängten Sanktionen, sofern sie in einer Demokratie umsetzbar sind.

In Amerika wurde in einzelnen Staaten relativ früh der Notstand ausgerufen, um einschneidende Maßnahmen ergreifen zu können.
Und was macht Deutschland? Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen.

Zuletzt der eindringliche Appell: Bleibt zu Hause, befolgt alle Vorschriften, haltet mindestens einen Meter Abstand, wascht euch mehrmals am Tag die Hände 30 Sekunden lang.

Dann wird in absehbarer Zeit Normalität einkehren. Vor Juni oder Juli ist sowieso nicht damit zu rechnen.

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