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Berger gegen ADAC/DMSB: Hat im Sport nichts zu suchen

Von Andreas Reiners
Gerhard Berger

Gerhard Berger

Politik gehört zum Motorsport dazu. DTM-Chef Gerhard Berger gingen manche Strippenziehereien im Hintergrund zuletzt zu weit, weshalb er zum Beispiel mit dem DMSB nicht mehr so zusammenarbeitet wie bislang.

Gerhard Berger konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. Den platzierte er auf dem Nürburgring im Rahmen seiner Pressekonferenz, auf der er verkündete, dass die DTM als Plattform weiter existieren soll, ab 2021 dann mit einem neuen Konzept und einem neuen GT3-Reglement.

Das tat er nicht ohne Stolz, denn auch das Timing passte. Stunden zuvor noch hatte das ADAC GT Masters verkündet, dass man für 2021 ein offizielles Meisterschaftsprädikat des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) erhalten hat und zusätzlich auch noch «Internationale Deutsche GT-Meisterschaft» genannt wird. Die Fahrer und Teams kämpfen um den Titel des internationalen deutschen GT-Meisters. Außerdem veröffentlichte das GT Masters den Kalender für 2021. Ein deutliches Zeichen: Wir haben unsere Hausaufgaben bereits erledigt.

Auf die Aufwertung des künftigen DTM-Konkurrenten angesprochen, ging Berger auf die Geschehnisse hinter den Kulissen ein. «Ich habe mir die Frage gestellt, wie der ADAC - in Form von Gerd Ennser, den ich sehr schätze - als DMSB-Präsidiumsmitglied sich in seiner zukünftigen Rolle als Hermann Tomczyks Nachfolger dieses Prädikat verleiht», sagte er.

In Stellung bringen

Zum Verständnis: Ennser ist aktuell DMSB-Präsidiumsmitglied und gleichzeitig Vorsitzender des ADAC Südbayern. Darüber hinaus soll er zudem Nachfolger von ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk werden.

Würde dann in dem Fall bedeuten: Ennser bringt über seine jetzige DMSB-Funktion seine künftige Serie in Stellung.

Politik hinter den Kulissen, die kein Einzelfall, oft aber grenzwertig ist.

Wie man im Fahrerlager hinter vorgehaltener Hand hört, soll die ADAC-Politik zum Beispiel auch ein Grund gewesen sein, warum Hans-Joachim Stuck im Februar sein Amt als DMSB-Präsident niedergelegt hat. Näher begründet hat Stuck diesen Schritt bis heute nicht, wie es heißt, soll seine Arbeit aber durch Strippenzieherei im Hintergrund erschwert worden sein.

Wie Politik funktioniert, erklärte Berger bereits am Beispiel von Ex-Champion Manuel Reuter, der offenbar gerne DMSB-Präsident werden möchte und durch Kritik an Berger laut dem Österreicher dafür sein Profil schärfen will.

Was Berger in dem ADAC/DMSB-Fall besonders ärgert: Dass der DMSB in seinen Augen (nicht nur) in diesem Fall keine unabhängige und neutrale Stelle ist, sondern ein Interessenskonflikt besteht.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com führte er das Thema weiter aus. «Momentan ist für mich unklar, ob das ADAC GT Masters eine deutsche oder internationale Meisterschaft sein soll. Wir sind eine internationale Meisterschaft mit Fokus auf Deutschland. Ich war zwar immer der Meinung, dass der DMSB ein solches Prädikat offen und transparent vergeben muss, damit jeder die Möglichkeit hat, sich dafür zu empfehlen. Aber die Ausschreibung habe ich wohl verschlafen.»

In der DMSB-Pressemitteilung wurde der ADAC durch Ennser gelobt, dass man «die erfolgreiche Arbeit des ADAC, der in den vergangenen Jahren demonstriert hat, wie eine GT-Serie professionell organisiert werden muss, um langfristig Erfolg zu haben», würdige. «Die Aussage selbst ist in Ordnung», sagte Berger auf die Frage, ob er das als Spitze auffasse, da er gerade dabei sei, eine GT3-DTM aufzubauen. «Ich bin nur immer überrascht, wie die neutrale Sporthoheit in Deutschland in der Lage ist, sich zu positionieren. Das geht offenbar nur in Deutschland», so Berger.

Nicht zimperlich

Zimperlich ist Berger allerdings auch nicht, er hat mit einigen Kommentaren in Richtung ADAC zuletzt viele Leute verärgert und eine Menge Kritik dafür einstecken müssen.

Diplomatie wäre an der einen oder anderen Stelle möglicherweise der klügere Weg gewesen, auch was die Zukunft betrifft, die Zusammenarbei einigen handelnden Personen. Denn der größte Konkurrent ist nun mal ab sofort das GT Masters.

Doch Berger stellt klar, dass er keiner ist für Geschacher hinter den Kulissen. «Persönlich habe ich mit allen erwähnten Personen ein gutes Verhältnis. Es ist das System, an das ich mich weder anpassen werde, noch lasse ich mich hineinpressen. Mein Leben lang habe ich den Wettkampf und den freien Wettbewerb gelebt - im Sport wie auch im Geschäftsleben. Daher stelle ich mich auch dagegen, dass der ADAC versucht, ein Monopol in Deutschland zu schaffen», so Berger.

«Diese Art von System und Politik hat weder im Geschäft noch im Sport was zu suchen und sie ist auch der falsche Fokus an der Stelle», sagte Berger. Ziel beider Serien müssen es sein, möglichst viele Möglichkeiten für die Fans in Deutschland zu schaffen, so Berger: «Am Ende entscheiden sowieso die Fans und die Teilnehmer, also der Markt. Und das sollte man nicht künstlich beeinflussen und abstecken – so wie es der ADAC über seine Möglichkeiten, also über den DMSB, immer wieder versucht.»

Berger zieht Konsequenzen

Eine Konsequenz: Mit dem DMSB arbeitet er «in dieser Form» nicht weiter zusammen. «Denn der DMSB steht den Interessen des ADAC zu nahe. Somit ist es für ihn auch schwierig, auf unsere Anliegen ohne Interessenskonflikt zu reagieren.»

Stattdessen geht Berger davon aus, dass der Automobilclub von Deutschland (AvD) der operative Partner für die Zukunft wird. «Die Formalitäten müssten weiterhin über den DMSB abgewickelt werden, da er als ASN (Autorité Sportive Nationale) die zuständige Stelle ist – alternativ bleibt nur der Weg zu einem ausländischen ASN», so Berger.

An den jüngsten Entwicklungen liegt es nicht ausschließlich. Berger: «Das Thema gibt es schon seit längerer Zeit, zuletzt bei der Einführung der DTM Trophy. Man hat immer wieder gesehen, dass der DMSB in seiner jetzigen Form keine neutrale Stelle ist.»


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