«Unsere Strecken kommen»: Lawson bläst zum Angriff
Liam Lawson
Das dicke Lob kam vom DTM-Chef persönlich. «Ich wusste, dass er gut ist, doch er hat mich wirklich überrascht», sagte Gerhard Berger SPEEDWEEK.com: «Er ist aggressiv, überholt super. Ich gehe davon aus, dass er in der kommenden Saison in der Formel 1 fährt.» Das sagte der Österreicher am dritten Rennwochenende über Liam Lawson.
In der Zwischenzeit hat der Neuseeländer nachgelegt: Vermeidbare Fehler und zwei Nuller beim vierten Event am Nürburgring, gefolgt von einer Analyse und einem fast perfekten fünften Rennwochenende in Spielberg als Antwort: Nach Pole und Sieg am Samstag fuhr der 19 Jahre alte Rookie am Sonntag im zehnten DTM-Rennen des Jahres von Startplatz zwei zu seinem dritten Saisonerfolg.
Ergibt zusammen 55 von 56 möglichen Punkten – und wie es scheint, ist der 19-Jährige nach ein paar Wacklern bereit für den Titelkampf. In der Gesamtwertung führt zwar weiterhin Kelvin van der Linde mit 147 Punkten. Doch Lawson ist jetzt mit 135 Zählern erster Verfolger des Abt-Piloten, der auf der Audi-«Angststrecke»Schadensbegrenzung betrieb und am Sonntag Sechster wurde.
Doch der Druck auf den Führenden wächst weiter, denn die Konkurrenz holt auf und liegt in Lauerstellung: Zum einen Marco Wittmann, der am Sonntag hinter Lawson im Walkenhorst-BMW Zweiter wurde. Zum anderen Maximilian Götz, der als Dritter ebenfalls auf das Podium fuhr. HRT-Pilot Götz ist mit nunmehr 131 Punkten Gesamtdritter vor Wittmann, der 121 Zähler auf dem Konto hat.
Keine Frage: Lawson hat durch den Doppelerfolg Blut geleckt. Denn nun kommt mit Assen (17.-19. September) erneut eine Strecke, die dem Ferrari liegen sollte. Wie dem Mercedes und dem BMW übrigens auch. «Jetzt kommen die Strecken, die uns sehr liegen. Vorher waren es Strecken, die dem Audi lagen und Kelvin hat das Maximum herausgeholt. Ich hoffe, dass wir jetzt das Momentum halten und dort das Maximum herausholen können», sagte Lawson.
Ein Streitthema bleiben die Boxenstopps, bei denen Mercedes und Ferrari aufgrund der technischen Voraussetzungen an den Autos beim Reifenwechsel Choreographie-Vorteile gegenüber Audi und BMW (und auch Lamborghini und McLaren) haben. Zeitvorteil: 1,5 bis zwei Sekunden. Am Sonntag wurde dadurch das Rennen zugunsten von Lawson entschieden. Wittmann zeigte sich entsprechend sauer. «Das ist schwer zu schlucken. Heute wurde dadurch ganz klar das Rennen entschieden.»
Er forderte, dass das Problem, das seit Saisonbeginn bekannt ist, gelöst wird. In der Tat funktioniert die Balance of Performance auf der Strecke zum Großteil, der Boxenstopp-Unterschied besteht aber weiterhin. Und klar: Je heißer es zugeht, desto mehr schmerzen solche Nachteile, die Punkte kosten können.
So oder so: Es wird im Titelkampf bald wohl noch enger zugehen. «Und das ist gut für die Meisterschaft», erklärte Wittmann: «Assen sollte uns allen helfen, den Rückstand zu verkürzen.» Danach kommen zum Finale der Saison Hockenheim und der Norisring, wo Wittmann auch den Audi wieder ganz vorne erwartet.
Doch auch der zweimalige Meister Wittmann weiß, wie Titelkampf geht. «Wir wollen auch unser Momentum beibehalten, wir haben bislang immer Punkte geholt, das wollen wir fortsetzen.»
Doch bei van der Linde darf man nicht vergessen: Während die Teamkollegen Mike Rockenfeller und Sophia Flörsch in Spielberg chancenlos waren, holte van der Linde trotz der Probleme 18 Punkte.
Der Südafrikaner bleibt der Favorit. «Ich fahre jetzt erstmal zu McDonald's und hole mir einen McFlurry, das haben wir uns verdient», sagte van der Linde: «Die Abt-Jungs haben einen Riesenjob abgeliefert. Platz fünf und sechs sind mega. Es wird heiß im Titelkampf», weiß van der Linde: «Das schwerste Wochenende liegt hinter uns, jetzt kann es nur noch bergauf gehen.»