DTM auf dem Lausitzring: Die TOPS und FLOPS
Die DTM auf dem Lausitzring
TOP:
Emotionen: In der Lausitz war Feuer drin. Ekström gegen Spengler, Spengler gegen Ekström. Mittelfinger, verbale Nachspiele: Die Action gehört in erster Linie auf die Strecke. Dass die aber auch Emotionen hervorruft, ist menschlich und nachvollziehbar. Solange sich die Kontrahenten nachher noch in die Augen schauen können, verleihen solche Sticheleien der Serie eine zusätzliche Würze.
Mercedes: Sie waren auf dem Lausitzring (mal wieder) das Maß aller Dinge. Dominant im Qualifying, souverän im Rennen: Die Stuttgarter haben sich mit einem Paukenschlag zurückgemeldet. Die Erleichterung ist groß. Und die Hoffnung, dass dies nicht nur eine Eintagsfliege war, ebenfalls. Motorsportchef Toto Wolff, in der Lausitz von Wolfgang Schattling vertreten, kündigte dann gleich auch (im Scherz) an, er werde zukünftig ganz zuhause bleiben.
Mattias Ekström: Der Reifenflüsterer. Fuhr über 40 Runden nach zwei frühen Stopps mit dem Optionsreifen durch und pflügte wie ein Irrwisch durch das Feld. Mit teilweise für den 34-Jährigen typischen verrückten und frechen Manövern, den offenbar ewig haltenden Pneus und dem DRS machte er so am Ende zehn Plätze gut. Rang acht: Ein paar Runden länger und der Schwede wäre vermutlich sogar noch auf das Podium geflogen.
Mike Rockenfeller: Ja, ihn kann man nun getrost als Audi-Speerspitze bezeichnen. 2012 war er bereits punktbester Pilot der Ingolstädter. 2013 ist er der Einzige, der in jedem Rennen in die Punkteränge fuhr. Und ganz nebenbei ist er auch noch Führender in der Gesamtwertung. Unaufgeregt, konzentriert und fokussiert: Der 29-Jährige verliert nur wenig Worte über Punkte und Tabellen, sondern fährt sein Maximum heraus. Und sichert sich dann auch mal die Punkte als Zweiter, wenn nach vorne nichts mehr geht. So wird man Meister.
Roll-out: Kostensenkung war vor der Saison das Zauberwort. Der neue Zeitplan, verbunden mit der Streichung des Freitagstrainings inklusive Roll-out, sollte neben zusätzlicher Spannung auch für Einsparungen sorgen. Die Folge: Die Teams organisierten den Roll-out, teilweise verbunden mit horrenden Kosten, an unterschiedlichen Orten selbst. Damit ist nun Schluss. In der Lausitz absolvierten die Fahrer das Techniktraining ohne Zeitnahme und mit einigen Auflagen, wieder gemeinsam an der Strecke. Auch wenn es kein Ersatz für das gestrichene Training ist: Die DTM-Boliden fahren wieder freitags. Und sparen dabei trotzdem Kosten.
Kommunikation: Es wird endlich miteinander statt gegeneinander geredet. Nachdem DTM-Chef Hans Werner Aufrecht zuletzt klar gesagt hatte, dass sowohl die kritisierte Gelb-Regel als auch die teilweise undurchsichtigen und verwirrenden Strafen bleiben, haben sich die Verantwortlichen in der Lausitz zusammengesetzt und einen weiteren Dialog angekündigt. Möglich, dass bei der DTM-Premiere in Moskau Modifikationen am Reglement bekannt gegeben werden.
Spendenschecks: Die DTM gasierte in der Lausitz, während in vielen Teilen der Republik, vor allem auch im Osten, das Hochwasser für schockierende Bilder sorgte. Da war es keine Frage, dass den betroffenen Städten Meißen, Pirna und Herzberg von der DTM je ein Scheck über 100.000 Euro überreicht wurde. Dass das Rennwochenende 65.000 Zuschauer anlockte und vielen Menschen eine willkommene Ablenkung bot, war dann nur noch das berühmte Tüpfelchen auf dem i.
Wetter: Regelmäßiger Gast in unserer Liste, diesmal unter TOP. Denn pünktlich zum verspäteten Sommerbeginn schien auch in der Lausitz die meiste Zeit die Sonne. Den Fans war es recht, die Piloten atmeten auf. Ein schönes Gefühl, im Qualifying nicht mit möglichem Regen planen zu müssen.
FLOP:
BMW: In der Lausitz chancenlos. Und das praktisch durchweg. Einzig Titelverteidiger Bruno Spengler rettete als Siebter die Ehre der Münchner. Im Training hatte es sich schon angedeutet, doch da dachte die von der bisherigen Dominanz der BMW-Piloten beeindruckte Konkurrenz noch an einen Bluff. Als im Qualifying auch nichts ging, witterten Mercedes und Audi ihre Chance. Die sie dann ja auch nutzten. Wenigstens wird es so en Fans und BMW nicht langweilig.
Timo Scheider: Der zweimalige Champion kam auf dem Lausitzring gar nicht zurecht. Im Qualifying in Q1 raus, wählte der 34-Jährige im Rennen eine ähnliche Taktik wie sein Kollege Ekström. Allerdings bauten Scheiders Reifen schneller ab, und er musste ein drittes Mal an die Box – Aufholjagd beendet. Ein kleiner Trost: Nach zwei hakenden Radmuttern in Brands Hatch und Spielberg klappten jetzt zumindest die Boxenstopps.
Martin Tomcyzk: Die Nummer eins wollte er zurück. Nach vier Rennen hat er nicht mal ein einziges Pünktchen auf dem Konto. Es ist nicht seine Saison, die der Rosenheimer, Champion 2011, bereits jetzt abgehakt hat. Zumindest, was den Titelkampf angeht. Natürlich will der BMW-Mann noch den ein oder anderen Punkt oder vielleicht sogar Sieg einfahren. Dafür müsste seine Pannenserie aber auch endlich mal ein Ende haben. In der Lausitz war es ein Stein, der Tomczyk in den Kühler flog und so sein Qualifying und letzten Endes auch sein Rennen zerstörte.