BMW-Pilot Wittmann: Von sich selbst überrascht
Manchmal übertrifft man sogar seine eigenen Erwartungen. Marco Wittmann ist entspannt und zufrieden, als er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com eine erste Zwischenbilanz seines ersten DTM-Jahres zieht. Drei Fahrten in die Punkte, dazu ein Podiumsplatz in Spielberg – da konnte auch ein völlig verkorkstes Rennen auf dem Lausitzring dem Rookie nicht die Laune verderben. «Man hat ja teilweise höhere Erwartungen an sich selbst, die man gar nicht ausspricht. Insofern war es bislang Top. Ich denke, dass ich in der DTM angekommen bin», sagte Wittmann.
Der 23-Jährige stieg vor der Saison vom Test- zum Stammfahrer bei Titelverteidiger BMW auf und bekam beim neu gegründeten MTEK-Team in dem früheren Formel-1-Fahrer Timo Glock mal eben einen prominenten Teamkollegen vorgesetzt. Dass sowohl beide Fahrer als auch das Team neu in der DTM sind, war mit teilweise verpatzten Boxenstopps zu Beginn der Saison zu erkennen. Doch nicht nur Wittmann lernt «in jedem Rennen neu dazu», sondern auch die Mannschaft.
Und die beiden Piloten profitieren voneinander. Glock gibt seine langjährige Motorsport-Erfahrung weiter, dafür saß Wittmann durch seine Arbeit als Testfahrer öfter in einem DTM-Auto als Glock. Und die Arbeit fruchtet – Wittmann ist als Gesamtsechster bester Rookie. «Durch die kurze Zeit am Wochenende ist es wichtig, für uns als neues Team und mit Timo als neue Fahrer alles auf den Punkt zu bringen», erklärte er.
Den Ball flach halten
Doch wer nach seinem sensationellen zweiten Platz in Spielberg schon vom ersten Sieg des Youngsters geträumt hatte, wurde aber eines Besseren belehrt – von Wittmann selbst. «Ich habe nach Spielberg gesagt, dass wir den Ball flach halten müssen. Wir hatten in den ersten drei Rennen eine gute Form. Es war teilweise sogar für mich überraschend, dass es so gut lief. Das hatte ich auch nicht erwartet. Es ist aber meine erste DTM-Saison und ich habe vorher gesagt, dass auch Tiefs kommen werden», sagte Wittmann.
Doch mit den Erfolgen kommen auch die Schlagzeilen. Die waren natürlich in erster Linie positiv: «Man liest schon den ein oder anderen Artikel und freut sich, wenn positiv geschrieben wird. Man sollte aber trotz des Erfolgs nicht abheben», so Wittmann, der genau diesen Eindruck vermittelt.Denn die Saison ist noch lang, das Tief auf dem Lausitzring hatte das gesamte BMW-Team getroffen.
Auch das gehört zur Lernkurve eines Neulings dazu. Neben einigen anderen Punkten. «Es gibt Punkte, wo ich dazugelernt habe. Im Zweikampf im Tourenwagen die Abmessungen abzuschätzen, wo der Gegner ist zum Beispiel. Vor der Saison wusste ich noch gar nicht, wo ich da stehe und ob ich damit klarkomme.» Den nächsten Beweis kann Wittmann beim fünften Saisonlauf antreten – bei seinem Heimrennen auf dem Norisring.