Timo Scheider: «Es ist einfach beschissen»
Timo Scheider
Für Timo Scheider wird die DTM-Saison 2013 zur unendlichen Geschichte. Eine unendliche Geschichte voller Pleiten, Pech und Pannen. Es ist beinahe schon unglaublich, was der zweimalige Champion noch alles an Missgeschicken aus dem Hut zaubert. Unglaublich ist allerdings auch, mit wie viel Galgenhumor und Geduld – zumindest nach außen hin - Scheider die Tiefschläge immer noch erträgt.
Auf dem Nürburgring setzte sich die Serie fort – und erhielt dann gleich noch ein paar Kapitel dazu. Dabei lief es am Rennsonntag eigentlich sogar zunächst nach Plan. «Es waren genau die Bedingungen, die ich mir gewünscht habe. Ich habe gesagt, dass ich am liebsten ein Chaos-Rennen hätte. Es musste etwas Besonderes passieren, um weit nach vorne zu kommen. Der Tag wäre genau der richtige gewesen», so Scheider. Doch wenn es nicht läuft, läuft es nicht. Zunächst wurde der Audi-Pilot gleich in Kurve zwei von seinem BMW-Kollegen Andy Priaulx gedreht. Nach dem Wechsel auf Regenreifen fuhr Scheider dann Stück für Stück nach vorne. Doch dann kam der Teamkollege.
Verbogene Spurstange
«Leider Gottes gab es in der Mercedes-Arena, nachdem ich vorher Filipe Albuquerque überholt hatte, eine Kollision. Er ist mir ins Heck gefahren und hat mich umgedreht. Während der Drehung ist mir Jamie Green noch aufs Rad gefahren, dadurch ist mir die Spurstange verbogen», so der 34-Jährige. Und das war es dann auch. Und das bereits in Runde acht. «Das ist frustrierend. Es ist schwierig da noch positive Worte zu finden. Auch wenn mein Ingenieur das noch versucht hat mit: ‘So eine Scheiße du bist gerade noch die schnellste Rennrunde gefahren‘.»
Scheider versuchte, seine Enttäuschung in Worte zu fassen. «Wir wären heute in der Lage gewesen, in die Top 5 zu fahren. Es ist schwierig, das zu verstehen. Es ist zum Mäusemelken. Am liebsten würdest du alles rausschreien, was an Emotionen in dir steckt. Es ist einfach beschissen. Bei so viel Pech wartest du auf einen Lichtblick, dass du mal wieder Freude am Fahren hast. Was wir erleben, ist desaströs», so Scheider.
Potenzial für viel mehr
Das Schlimme an dem Dilemma: War Scheider in seiner Seuchen-Saison 2012 mit dem Audi nicht konkurrenzfähig, könnte er 2013 durchaus vorne dabei sein. Das bewies der Routinier beim Auftaktrennen in Hockenheim, als er mit der Pole Position in die Saison startete. Doch im Rennen begann der Serie der Missgeschicke und Pannen mit der falschen Taktik während der Safety-Car-Phase. Es folgten klemmende Radmuttern, verpatzte Boxenstopps, ein ausgefallener Bremsdruck oder eine defekte Benzinleitung. Was Scheider am meisten trifft: Er hat es nicht selbst in der Hand. Kann die Fehler nicht bei sich suchen. Sondern muss meist tatenlos darauf warten, bis das Pech erneut zuschlägt.
«Wenn man den Anfang der Saison sieht, hätten wir durchaus Chancen gehabt, bei der Musik sein. Wie man an Mike gerade sieht, ist es oft so, wenn du in einem Flow bist, dass Rennen, die eigentlich nicht laufen, dann trotzdem gut ausgehen. So etwas brauchst du aber, um Meister zu werden», so Scheider, der bescheiden geworden ist.
Ein kleines Erfolgserlebnis würde ihm schon reichen für den Anfang. «Ich brauche einfach mal ein Wochenende ohne Fehler. Jetzt kommen aber meine Lieblingsstrecken. In Oschersleben hatte ich meinen ersten Sieg und in Zandvoort habe ich fast 50 Prozent meiner Pole Positions geholt, aber noch keinen Sieg. Vielleicht braucht es so ein ganz schlechtes Jahr, damit es diesmal in Zandvoort klappt. Ich muss ja probieren, irgendwie positiv zu denken.»
Eine nette Anekdote hatte der 34-Jährige dann auch noch parat. Ein Paradebeispiel seiner Pleitenserie quasi. Denn am Freitag konnte Scheider mit seinem Audi nicht pünktlich zu Beginn des Trainings auf die Strecke, sondern musste gute 30 Minuten warten. Weil ein Feuerlöscher explodiert war. «Mein Auto wurde für eine Bergeübung benutzt. Bei der Bergeaktion lag wohl jemand auf dem Feuerlöscherschalter und hat ihn dabei beschädigt. Die haben es am Samstagmorgen eingeschaltet und dabei explodierte es. Dass man das erst im Nachhinein sieht, ist scheiße, aber da schaust du halt auch nie nach.»