Rockenfeller: Vettel würde in der DTM Lehrgeld zahlen
Mike Rockenfeller
Es ist seit Jahren dasselbe Phänomen: Ehemalige Formel-1-Fahrer tun sich im Tourenwagen traditionell schwer. Das jüngste Beispiel ist Timo Glock, der in der vergangenen Saison ebenfalls seine Anlaufschwierigkeiten hatte. Mit einem großen Unterschied: Glock feierte beim Saisonfinale in Hockenheim zumindest seinen ersten Sieg. Die meisten seiner Vorgänger fuhren im Herbst ihrer Karriere meist hinterher. Eine interessante Frage wäre es deshalb, wie sich wohl der viermalige F1-Weltmeister Sebastian Vettel im Tourenwagen schlagen würde.
«Ich bin gegen Vettel im Kart gefahren und würde sagen, er könnte auch in der DTM erfolgreich sein. Aber auch Vettel würde erst Lehrgeld zahlen», sagte DTM-Champion Mike Rockenfeller dem Express. «Sebastian wäre auch in der DTM grundsätzlich erfolgreich, weil er so talentiert ist, dass er sich darauf einstellen wird. Aber selbst wenn du ein überlegenes Auto hast, hast du noch sieben andere Teamkollegen, die das gleiche Auto haben. In der F1 musst du einen Teamkollegen mit dem gleichen Material schlagen», erklärte Rockenfeller.
In der DTM könne man beim jetzigen Format von zehn Rennen keine sieben gewinnen, meint Rockenfeller, der selbst das beste Beispiel liefert: Dem 30-Jährigen reichten 2013 zwei Siege zum Titelgewinn, der Rest war konstantes Punkten auf hohem Niveau. Doch warum tun sich so viele Ex-F1-Fahrer so schwer in der DTM? «In der DTM ist die Leistungsdichte brutal. Da gewinnst du ein Rennen, und beim nächsten bist du nur 15.! Bei uns unterscheiden Hundertstel zwischen Hero und Zero. Da geht es um minimale Änderungen bei Luftdruck oder Abstimmung. Deshalb haben sich große Namen in der DTM schwergetan», sagte der Audi-Pilot.
Fast genauso traditionell ist die Frage, wer der bessere Rennfahrer ist: Der Formel-1- oder der DTM-Pilot. Auch dazu hat der amtierende Champion eine klare Meinung. «Die meisten Leute glauben, jeder Formel-1-Fahrer ist besser als ein DTM-Pilot. Das stimmt nicht.»
Deshalb traut es sich der 30-Jährige auch ohne Weiteres zu, in der kommenden Saison in ein Formel-1-Auto zu steigen und vorne mitzufahren. «Ich traue mir zu, auch dort erfolgreich zu sein. Aber ich glaube, das wird nichts mehr, es sei denn, Audi geht demnächst in die Formel 1», so Rockenfeller, der seinen Traum noch nicht ganz aufgegeben hat. «Vielleicht bekomme ich ja mal die Gelegenheit, ein Formel-1-Auto zu bewegen.»