Von Häkkinen bis Glock: Herausforderung DTM
Timo Glock feiert seinen ersten DTM-Sieg
Timo Glock hat es bereits hinter sich: Die Umstellung von einem Formel-1-Auto zu einem DTM-Boliden. Es ist die wohl größte Herausforderung bei einem Wechsel von der Motorsport-Königsklasse in die Tourenwagen-Serie. So war es auch bei dem BMW-Piloten, der praktisch die ganze Saison lang damit zu kämpfen hatte.
Die Unterschiede zur Formel 1 beschreibt Glock so: «Das Auto, sein höheres Gewicht und die deutlich geringere Leistung. Auch die Reifen sind sehr speziell. Das macht es unheimlich schwierig, den Formel-1-Stil abzulegen und sich den DTM-Stil anzueignen. Man neigt dazu, das Auto zu überfahren und etwas zu spät zu bremsen. Da verliert man hier eine Zehntel und da eine Zehntel auf die Top-Fahrer, und dann steht man im Nirgendwo.»
Am Ende schaffte er aber das, was seinen Vorgängern verwehrt blieb. Beim Saisonfinale in Hockenheim gewann Glock sein erstes DTM-Rennen. Im Gegensatz zu seinen berühmten Vorgängern wie Jean Alesi, Heinz-Harald Frentzen oder Mika Häkkinen, die ihre Motorsport-Karriere im Tourenwagen ausklingen ließen, befindet sich Glock noch nicht im Herbst seiner Karriere. Dass viele ihn nach den ersten Rennen schon als einen weiteren erfolglosen Ex-F1-Fahrer abstempelten, fuchste ihn ungemein. Und stachelte seinen Ehrgeiz umso mehr an.
Auch Vitaly Petrov wird sich erst an einen Tourenwagen gewöhnen müssen. Der frisch gebackene Mercedes-Pilot ist erst 29 Jahre alt, bekam in der Formel 1 aber kein Cockpit mehr. Im Zeitalter der Paydriver fängt die DTM Piloten wie Petrov inzwischen auf und empfängt sie natürlich auch mit offenen Armen. Schließlich ist Petrov nicht nur ein relativ bekannter Name, sondern auch immens wichtig für den russischen Markt. 2014 macht die DTM zum zweiten Mal Station in Moskau. Bereits die Premiere im vergangenen Jahr war ein Erfolg, und da war Petrov «nur» im Renntaxi unterwegs.
«Fast so etwas wie Kontaktsport»
«Im Tourenwagen betreibt man ja fast so etwas wie Kontaktsport», beschrieb Mika Häkkinen einmal den Unterschied zur Formel 1. Der sei enorm, vor allem, was die Technik anginge, sagte der Finne. Der zweimalige Formel-1-Champion kam in drei Jahren DTM auf drei Siege, avancierte aber schnell zum Publikumsliebling. Genau wie Jean Alesi. Dem Franzosen gelangen in 52 DTM-Läufen zwischen 2002 und 2006 insgesamt vier Rennsiege. In 31 Rennen komplett sieglos blieben Heinz-Harald Frentzen und David Coulthard.
Der Brite machte allerdings nie einen Hehl daraus, vor allem wegen des Spaßes ins DTM-Auto gestiegen zu sein. «Ein Formel-1-Bolide ist das Höchste im Formelsport. Es gibt sehr viel mehr Feedback und es ist logischer als ein Tourenwagen, der eine ganz besondere Art von Rennauto ist», erklärte Coulthard den Unterschied zur Formel 1. Und natürlich sei es frustrierend, wenn die Ergebnisse nicht stimmten.
Nach der Saison 2012 erklärte das DTM-Aushängeschild seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport, um mehr Zeit für seine Familie zu haben und sich um seinen Job als TV-Experte kümmern zu können. Ralf Schumacher folgte wenige Monate später. Auch er blieb sieglos und konnte an seine Formel-1-Erfolge nicht anknüpfen. Stattdessen machte er den Weg frei für das Mercedes-Küken Pascal Wehrlein und steht bei den Stuttgartern inzwischen an der Boxenmauer.
Di Resta: DTM, Formel 1 und wieder zurück
Von der DTM zur Formel 1 und zurück ging es für Bernd Schneider. Die DTM-Legende fuhr nach einem kurzen DTM-Gastspiel zwischen 1988 und 1990 für Zakspeed und Arrows nur neun Formel-1-GP, kehrte in den Tourenwagen zurück und wurde bei 43 Siegen in 235 Rennen insgesamt fünfmal DTM-Champion. Dass es mit seinem Traum von der Formel 1 nicht wirklich geklappt hat, sei seine größte sportliche Enttäuschung gewesen, gab er zuletzt im Interview mit SPEEDWEEK.com zu. Seine zahlreichen Erfolge in der DTM entschädigten ihn aber.
Dass es auch andersrum funktioniert, bewies Paul di Resta. Der Brite fuhr von 2007 bis 2010 in der DTM und angelte sich durch gute Leistungen ein Cockpit in der Formel 1. Dabei war sein Engagement in der DTM mehr eine Notlösung als ein lang gehegter Traum. Di Resta hat die Chance allerdings genutzt. «Ich habe nie aufgehört daran zu denken, eines Tages Formel 1 zu fahren», sagte di Resta einmal. «Aber ich wusste, es war unverzichtbar, mich in den Köpfen zu halten, daher musste ich gewinnen.» Das tat er in der DTM schließlich 2010, als er bereits parallel Testfahrer für Force India war.
Nun ist auch er wieder zurück. Wie für Petrov war auch für di Resta kein Platz mehr in der Formel. Auch er wird nun versuchen, wieder auf sich aufmerksam zu machen. Die DTM profitiert natürlich von prominenten Namen wie Schumacher, Coulthard und Co. Auch wenn der Name oftmals größer war als die Leistungen im Auto. Dass des anders geht, zeigte Glock nicht nur in Hockenheim. Vor allem Petrov muss den Beweis erst noch antreten.