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Mattias Ekström: Liter Milch mit kurzem Ablaufdatum

Von Andreas Reiners
Mattias Ekström

Mattias Ekström

Mattias Ekström war überrascht. «Favorit? Ich? Das wusste ich gar nicht.» Doch, das ist so. In einer Umfrage der «dpa» unter den 24 DTM-Fahrern bekam der Schwede immerhin sieben Stimmen.

In einer Serie, in der die Beteiligten immer wieder betonen, dass alles so eng sei und es gut 15 Fahrer gebe, die Meister werden können, ist das schon ein Fingerzeig.

Es ist auf der anderen Seite aber auch keine große Überraschung, immerhin hatte der 36-Jährige gegen Ende der vergangenen Saison mit zwei Siegen die beste Form. Dass es am Ende nur zur Vizemeisterschaft reichte, war der beständig guten Form von Meister Marco Wittmann geschuldet, der schon vorher seinen Titelgewinn unter Dach und Fach gebracht hatte. Und der eben nicht so beständig guten Form Ekströms vorher, vor allem im Qualifying.

Kaufen kann er sich in der neuen Saison von dem Rückenwind zum Ende der letzten Saison aber nichts. «Die Historie bringt dir nichts im Motorsport. Man ist da wie ein Liter Milch. Das heißt, das eigene Ablaufdatum ist relativ kurz. Die Ergebnisse von gestern zählen nicht. Jetzt fangen alle bei Null an», sagte Ekström.

Soch auch Ekström, der sich aber «gut in Form» fühlt. «Momentan habe ich die Gelassenheit. Aber ich habe auch gelernt: Egal, wer der Favorit ist. Was zählt ist, wer am Ende gewinnt. Ich bin kein Tiefstapler, wenn ich sage: Ich habe mich noch nie besser gefühlt.»

Favorit hin oder her: Ekström rechnet auch 2015 mit einem engen Feld und somit zahlreichen Konkurrenten im Titelkampf. «Alle haben im Winter hart gearbeitet. Bei nur 20 Minuten im Qualifying wird es aber gar nicht zu 100 Prozent auf die Leistung des Autos ankommen, sondern auf viele andere Faktoren. Ich rechne damit, dass im Qualifying alle drei Hersteller innerhalb der Top Sechs sein werden.»

Wie bereitet sich jemand auf die neue Saison vor, der seit 2001 in der DTM fährt und bereits zwei Titel eingefahren hat? «Der Schlüssel für mich ist es, an der Reaktion und an den Reflexen ein bisschen zu arbeiten», sagte er. Es gehe vor allem darum, alles besser mitzubekommen.

«Das heißt, beim Start einmal in alle Spiegel zu schauen und durch alle Fenster, wie es mit den Gegnern ist. Die richtige Entscheidung treffe ich Bamm, Bamm, Bamm, innerhalb von ein paar Sekunden. Das muss erst mal als Reflex kommen, dass man diese Abläufe alle kennt. Denn das ist eine Fähigkeit, von der ich glaube, dass sie jetzt wichtiger wird», sagte Ekström.

Heißt: Wenn die DTM-Meute auf die erste Kurve zurast, geht es nicht darum, der Schnellste zu sein, sondern derjenige, der unbeschadet aus Kurve eins wieder herauskommt. Denn in dieser Saison mit den zwei Rennen am Samstag und Sonntag geht es auch um Vorsicht beim Lackaustausch, damit man das Auto am Sonntag auch noch an den Start bekommt. Auch wenn er sagt: «Unser LKW ist voll mit Ersatzteilen. Ich werde damit nicht sparen.»

In der Winterpause, die in der DTM immerhin gut sechs Monate beträgt, hat er eine Menge im Auto gesessen, um den Rost wegzuschleifen. Und es war alles dabei. «Eis, Asphalt, Schotter, alles Mögliche bunt gemischt. Es gibt eigentlich nichts, wo ich sage: „Oh, da fehlt was“.»

Höchstens vielleicht die Optionsreifen, die in dieser Saison nicht mehr gefahren werden. Eine Entscheidung, die nicht alle Fahrer nachvollziehen können. Ekström sieht das pragmatisch, denn die Regeln schreibt nun mal nicht er selbst. Auch wenn man natürlich die Frage stellen kann, warum man in der DTM, in der es um schnelles Fahren geht, den schnelleren Reifen entsorgt.

«Warum fährt man den nicht? Die Frage könnten nach dem Ziel die Fans schon stellen. Und ganz ehrlich: Wenn ich das entscheiden könnte, dann hätte ich mich schon für den weichen Reifen entschieden. Aber jetzt nehme ich die harten Reifen mit Freude und fahre die kaputt», so Ekström.

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