DTM-Test von Audi: «Überhaupt nicht schwerfällig»
Audi gab dem Nachwuchs eine Chance
Jeweils ein halber Tag mit der Testmannschaft von Audi Sport, rund 300 Kilometer am Steuer des Audi RS 5 DTM, Simulationen von Zeittraining und Rennen, Startübungen und der erfolgreichste Audi-DTM-Pilot aller Zeiten – Mattias Ekström – als Referenz: Matthew Brabham (21/USA), Mitch Evans (21/Neuseeland), Antonio Giovinazzi (21/Italien), Ben Hanley (30/Großbritannien), Alex Palou (18/Spanien) und Arthur Pic (24/Frankreich) erhielten in Andalusien in der ersten Dezember-Woche eine Chance, von der viele junge Rennfahrer träumen.
«Der Young Driver Test hat bei Audi Sport Tradition», sagt Dieter Gass, Leiter DTM bei Audi Sport, der sich in Jerez vor Ort selbst ein Bild von den Nachwuchspiloten machte. «Eine ganze Reihe unserer heutigen Werksfahrer haben sich bei diesen Tests in der Vergangenheit empfohlen. Die jungen Fahrer haben ganz unterschiedliche Charaktere und es ist immer interessant zu sehen, wie sie mit so einer Aufgabe umgehen.»
Der zweimalige DTM-Champion Mattias Ekström legte am Steuer des Audi RS 5 DTM an allen drei Testtagen bei optimalen äußeren Bedingungen eine Referenzzeit vor. Zudem stand Miguel Molina, der selbst bei einem Young Driver Test entdeckt wurde und in diesem Jahr sein erstes DTM-Rennen gewann, den sechs Youngstern beratend zur Seite.
Auch der fünfmalige Le-Mans-Sieger Emanuele Pirro verfolgte die Testfahrten intensiv. Dabei ging es weniger um die reinen Rundenzeiten, sondern um den Gesamteindruck, den die Nachwuchstalente hinterließen – und der war insgesamt gut, trotz der sehr unterschiedlichen Erfahrung der sechs Auserwählten.
Matthew Brabham (21): Amerikaner mit Wurzeln in Australien
Den Anfang machte am Dienstagmorgen ein 21-jähriger US-Amerikaner mit australischen Wurzeln und einem berühmten Nachnamen: Matthew Brabham. Dessen Vater Geoff gewann 1993 die 24 Stunden von Le Mans, Großvater Jack Brabham war dreimal Formel-1-Weltmeister. Der jüngste Spross der Brabham-Dynastie versucht, in der IndyCar-Serie Fuß zu fassen, ist aber auch großer Fan der DTM. «Ich bin mit Videospielen aufgewachsen und da war die DTM immer eine der besten Serien für mich», sagt er. «Auch in der ‚echten‘ DTM ist das Racing großartig und unterhaltsam. Ich verfolge die Rennen seit Jahren im Fernsehen. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, dass ich eines dieser Autos fahren durfte. Der Audi RS 5 DTM ist wirklich fantastisch – überhaupt nicht so schwerfällig, wie man das von einem Tourenwagen erwartet. Es war eine großartige Erfahrung für mich.»
Mitch Evans (21): Neuseeländer aus dem Formel-1-Umfeld
Am Dienstagnachmittag war Mitch Evans an der Reihe, GP3-Champion des Jahres 2012 und in diesem Jahr Fünfter der GP2-Serie. Der 21-jährige Neuseeländer ist ein Schützling des ehemaligen Formel-1-Stars Mark Webber und durfte auch bereits den aktuellen LMP1-Porsche testen. «Einige meiner Freunde fahren inzwischen DTM. Ich verfolge die Serie im Fernsehen und wollte so ein Auto unbedingt einmal fahren – am liebsten einen Audi», erzählt der «Kiwi». «Es ist cool, dass es geklappt hat. Ich habe nicht viel Erfahrung mit einem Dach über meinem Kopf und war überrascht, wie viel Abtrieb und Grip der Audi RS 5 DTM generiert. Es ist atemberaubend, wie man in den schnellen Kurven attackieren kann. Auch die Bremsleistung ist fantastisch.» Bisher war der Neuseeländer auf den Formelsport fokussiert, doch das muss nicht so bleiben: «Mein Ziel ist, mit einem Hersteller zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, ich konnte Audi bei diesem Test ein wenig beeindrucken.»
Antonio Giovinazzi (21): Erfahrungsvorsprung im DTM-Auto
Ursprünglich war Antonio Giovinazzi für Mittwochnachmittag eingeplant. Weil der Italiener aber kurzfristig die Einladung erhielt, auch am zeitgleich stattfindenden GP2-Test in Abu Dhabi teilzunehmen, durfte er bereits Mittwochvormittag ans Steuer des Audi RS 5 DTM. «Der direkte Vergleich zwischen DTM und GP2 wird bestimmt interessant», so der Zweitplatzierte der Formel-3-Europameisterschaft. Für Giovinazzi war es neben zwei bereits absolvierten DTM-Rennen der dritte Test mit Audi Sport: «Trotzdem lerne ich noch immer jedes Mal etwas Neues dazu», sagt der 21-jährige Italiener. «Ich bin Audi sehr dankbar, dass ich eine weitere Gelegenheit bekommen habe, ein DTM-Auto zu testen. Diese Autos zu fahren, macht wirklich eine Menge Spaß und ich konnte meinen Fahrstil weiter verfeinern. Es war ein intensiver Vormittag, aber ich habe ihn sehr genossen.»
Ben Hanley (30): vom Kart in den Audi RS 5 DTM
Mit 30 Jahren mag Ben Hanley nicht mehr als klassischer Youngster gelten. Trotzdem machte der Brite den größten Schritt aller Testteilnehmer, als er am Mittwochnachmittag ins Cockpit des Audi RS 5 DTM kletterte: Hanley gewann in diesem Jahr die Kart-Europameisterschaft der FIA. «Ein DTM-Auto testen zu dürfen, war für mich eine ganz besondere Gelegenheit», so Hanley. «Ich habe mich darauf konzentriert, den bestmöglichen Job zu machen und diese Chance zu nutzen.» Hanley hat seine jüngsten Erfolge im Kart erzielt, bringt aber auch Erfahrung in verschiedenen Formel-Rennserien mit. Auch im Simulator hat er bereits gearbeitet. «Ich bin für jede Form des Motorsports offen, Motorsport ist meine Passion», sagt er. «Natürlich würde ich liebend gerne DTM fahren. Die Rennen sind sehr eng, Konstanz ist wichtig. Als Fahrer kann man dort noch einen Unterschied machen.»
Alex Palou (18): GP3-Sieger im DTM-Cockpit
Alex Palou kam mit einem breiten Grinsen nach Jerez: Der junge Spanier hatte am Sonntag zuvor im Rahmen des Formel-1-Finales in Abu Dhabi sein erstes GP3-Rennen gewonnen. Palou gilt als eines der größten Nachwuchstalente Spaniens und nahm bereits vor einem Jahr als damals 17-Jähriger am Young Driver Test von Audi Sport teil. «Dass ich erneut eine Einladung erhalten habe, hat mich sehr gefreut», so Palou. «Auch wenn mein Ziel die Formel 1 ist, bin ich glücklich, dass ich den Audi RS 5 DTM ein zweites Mal testen durfte. Die DTM ist eine der besten Meisterschaften, die es im Rennsport gibt.» Palou ist mit Audi-Werksfahrer Miguel Molina befreundet. «Seit Miguel in der DTM fährt, verfolge ich die Serie – nach meinem ersten Test im Vorjahr natürlich noch intensiver. Seitdem habe ich mir jedes Rennen angeschaut und mich geärgert, dass der Titel am Ende nicht an Audi gegangen ist.»
Arthur Pic (24): Premiere im Tourenwagen
Obwohl erst 24 Jahre alt, ist Arthur Pic bereits seit neun Jahren im Formelsport aktiv – zuletzt in der GP2-Serie. Der jüngere Bruder von Formel-1-Pilot Charles Pic saß in Jerez am Donnerstagnachmittag zum ersten Mal am Steuer eines Tourenwagens. «Die Vorderräder nicht zu sehen, war für mich natürlich erst einmal ungewohnt», so der Franzose. «Auch die Sicht ist eingeschränkt. Ich habe versucht, das Beste aus dieser Gelegenheit zu machen, denn ich habe lange auf diese Chance gewartet.» Pic interessiert sich schon länger für die DTM. «Ich habe vor ein paar Jahren zufällig in Aragon einen DTM-Test gesehen», erzählt Pic. «Damals sagte ich mir: Das würde ich auch gerne einmal fahren. Seitdem habe ich darauf hingearbeitet und die DTM mit großem Interesse verfolgt. Es ist klasse, dass man die Rennen live auf YouTube sehen kann. Die DTM ist eine tolle Serie mit richtig guten Fahrern. Wenn sich die Chance ergeben würde, in der DTM zu fahren, würde ich sie sofort nutzen.»