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Hans Weber: «Wollte kleines Feuerwerk abbrennen»

Von Thorsten Horn
Hans Weber in Polen

Hans Weber in Polen

Von der Papierform her zählte man Hans Weber im Vorfeld der Eisspeedway-EM am Sonntag in Polen zum engeren Favoritenkreis. Am Ende wurde es Rang 6 – doch das ist nicht die ganze Geschichte.

Die Ein-Tages-Veranstaltung im polnischen Tomaszow Mazowieki sah neben den obligatorischen 20 Vorläufen, in denen sich die zwei punktbesten Fahrer direkt fürs entscheidende Finale qualifizierten, erst noch einen Last-Chance-Heat vor. In diesem wurden unter den Platzierten 3 bis 6 der Zwischenwertung die zwei weiteren Finalisten gesucht. Der spätere Europameister 2020, der Russe Dmitri Solyannikov, war mit Punktemaximum direkt qualifiziert. Seine Landsleute Konstantin Kolenkin und Nikita Toloknov hatten es in ihren fünf Heats auf jeweils 13 Punkte gebracht. Da im direkten Duell Kolenkin Toloknov besiegte, war auch er für den Showdown gesetzt.

Im vorletzten Rennen des endlosen Abends (es dauerte einschließlich der Siegerehrung über vier Stunden) traf Toloknov auf Hans Weber, Stefan Svensson und Ove Ledström. Der Bayer und der Nachrücker für den verletzten Martin Haarahiltunen hatten bis dahin je elf Zähler auf dem Zettel. Mit zehn Vorlaufpunkten schaffte es auch Stefan Svensson ins Last-Chance-Rennen.

In diesem gab Toloknov den Ton an und der «Eishans» lag auf dem ausreichenden zweiten Platz. Diesen verlor er aber durch Sturz und musste sich schlussendlich mit Rang 6 zufriedengeben. «Ich wollte schon ins Finale fahren und dort ein kleines Feuerwerk abbrennen. Ob das gelungen wäre, ist natürlich dahingestellt. Bis dahin war es ziemlich stabil. Im Last Chance musste ich alles geben. Dabei ist es halt passiert, aber alles in allem hat es Spaß gemacht», lautete sein Kurzresümee und er verwies darauf, dass er neue Erkenntnisse sammeln konnte. «Auf Videos habe ich gut gesehen, dass das Heck das Problem war. Da werden wir wohl noch ein bisschen was machen müssen.»

In der Vorwoche war Weber für zwei Trainingstage in Schweden, was ein ziemlicher Kraftakt war und mit dem Ertrag aufzurechnen ist: «Im Nachhinein denke ich, dass es sich nicht rentiert hat. Kaputt haben wir das Eis nicht gebracht, denn viel zum Fahren sind wir nicht gekommen. Zumindest haben wir ein paar Runden drehen können. Schlecht war es nicht.»

Befragt nach seiner Taktik, sagte der 36-Jährige aus Mitterdarching: «In den Vorläufen habe ich nicht alles riskiert, bin aber trotzdem um die Plätze 2 bis 4 gut mitgefahren und hatte ein gutes Gefühl für den Last-Chance-Heat. Vielleicht hätte ich von Beginn an mehr reinhalten und attackieren sollen, um mich vielleicht direkt fürs Finale zu qualifizieren. Die Gefahr zu stürzen, erschien mir aber zu groß. Letztendlich ist es Platz 6 geworden, was fürs erste Rennen okay ist.»

Den Plan, zusammen mit seinem jungen Teamkollegen Benedikt Monn von Polen wieder nach Schweden zum Trainieren und Testen zu fahren, verwarf man am Montagfrüh und steuerte stattdessen die heimischen Gefilde an. «Wir werden jetzt zu Hause die Technik auseinandernehmen und prüfen. Sobald es geht und Sinn macht, werden wir wieder nach Schweden fahren. Falls in diesem Winter noch was geht, wollen wir vorbereitet sein. Die Motivation ist bei mir weiter da. Ich habe vorher gewusst, dass es eine sehr abgespeckte Saison sein wird und man diese eher als Vorbereitung auf 2021/2022 sehen muss. Wenn noch was stattfindet, nimmt man das halt mit.»

Über die Erstveranstaltung in der modernen Eislauf-Arena in Tomaszow Mazowieki sagte er: «Es war eine schöne Veranstaltung unter erschwerten Bedingungen, zum Beispiel ohne Zuschauer und mit ein paar anstrengenden Corona-Regeln. Vielleicht ist es zumindest dahingehend gut gewesen, dass die Veranstaltung durchgezogen wurde und wir die deutschen Farben vertreten haben – und dass unser Sport in Polen einen Aufschwung bekommt.»

Ergebnisse Eisspeedway-EM-Finale:

1. Dmitri Solyannikov (RUS), 15+3 Punkte
2. Konstantin Kolenkin (RUS), 13+2
3. Nikita Toloknov (RUS), 13+1
4. Stefan Svensson (S), 10+0
5. Ove Ledström (S), 11
6. Johann Weber (D), 11
7. Franz Zorn (A), 9
8. Andrej Divis (CZ), 7
9. Jasper Iwema (NL), 6
10. Aki Ala-Riihimäki (FIN),5
11. Luca Bauer (D), 5
12. Jiri Wildt (CZ), 4
13. Michal Knapp (PL), 4
14. Benedikt Monn (D), 3
15. Lukas Hutla (CZ), 2
16. Atte Suolammi (FIN), 1

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