Romaniacs, Tag 3: Wahnsinn – Walker und Knight raus!
Graham Jarvis ist nach drei Etappen ungeschlagen
Während des Fahrerbriefings am Abend vor der nächsten Etappe der Red Bull Romaniacs geht es in der Regel recht munter und geräuschvoll zu. Als jedoch die Details der dritten Etappe vom Veranstalter verlesen wurden, war es auf einmal still. Viele Fahrer, die nach zwei Etappen plus Prolog schon nah am Begrenzer drehten, stellten sich wohl in dem Moment die Frage, wie sie dies a) überstehen sollen und b) was sie geritten hat, sich für diesen Wahnsinn einzuschreiben. Als dann auch noch bekannt wurde, dass ein Tag bevorsteht, den der durchschnittliche Enduro-Fahrer nicht überstehen würde, machte sich Beklemmung breit. Der einzige Trost war in diesem Moment, dass wenigstens das Wetter den Fahrern wohl gesonnen zu sein schien. Was nicht ganz zutraf, denn genau der Regen zu Anfang des Rennens hatte für eine reichliche Radikalisierung der Anforderungen gesorgt…
Im Laufe des Tages übte dann jedoch das für die Strecke verantwortliche Team unter der Leitung von Mike Skinner Nachsicht und verkürzte die Strecke für die überforderte Silber- und Gold-Klasse. Später wurde klar, dass auch die Fahrer der Bronze- und Iron-Klasse im roten Bereich drehten. Veranstalter Martin Freinademetz verordnete daraufhin eine «General-Amnestie», die Fahrern mit überschrittenen Maximalzeiten eine weitere Teilnahme am Rennen ermöglichte.
Sicher keine schlechte Entscheidung, denn auf der Strecke machte sich in allen Klassen Verzweiflung breit. Die Red Bull Romaniacs gilt als leicht verrückt und ist bekannt dafür, den Level der Ansprüche an Fahrer und Material jedes Jahr etwas höher zu setzen. Viele Teilnehmer wurden von der Rallye mehrfach durchgekaut und ausgespuckt, bevor sie das erste Mal das Ziel erreichten, insbesondere in der Gold-Klasse. Und jedes Jahr aufs Neue sind Fahrer und Teams überrascht von der Brutalität der Anforderungen und auf allen Kanälen tauchen Aussagen über den Wahnsinn auf. Red Bull Romaniacs-Veteranen wie Graham Jarvis (9x) und Paul Bolton (10x), zucken da nur die Schultern und nutzen die Extreme zu ihrem Vorteil.
Jarvis lieferte seinen dritten Tagessieg in Folge ab und beginnt jetzt langsam seinen Traum von einem sechsten Sieg bei der Red Bull Romaniacs in Reichweite zu sehen. Paul Bolton schloss den Tag mit einem respektablen vierten Platz ab. Ein weiterer Veteran, Andreas Lettenbichler startet zwar nicht selbst, konditioniert jedoch seinen Schützling genau auf seiner Linie: Manuel Lettenbichler mag es extrem und wurde dafür mit Platz 3 in der Tageswertung geadelt. Zusammen mit «Mini-Letti» drückt sich eine neue Generation von hochtalentierten jungen Fahrern ins Rampenlicht: Mario Roman, der als Zweiter abschloss, Travis Teasdale (5. Platz) und Billy Bolt (6. Platz).
David Knight trat nach einem Abbruch am zweiten Tag nicht wieder an und Jonny Walker versuchte zwar zu starten, musste aber schon nach kurzer Zeit wegen Schmerzen in der Hand aufgeben. Mit dem Ausscheiden der Favoriten Gomez, Young und Walker sowie des Red Bull Romaniacs-Neueinsteigers Knight drehten sich die Gespräche im Fahrerlager mehrheitlich um die Kandidaten für Podiumsplatz 2 und 3 sowie den Härtegrad der Rallye.