Hoher Spassfaktor: So lief der virtuelle Bahrain-GP
Es mag sein, dass echte eSport-Fans nur mit dem Kopf geschüttelt haben, nachdem sie sich den virtuellen Grand Prix von Bahrain angeschaut haben. Es war das letzte Event an einem vollgepackten Wochenende voller eSport, bei dem sich nach den Absagen in allen Rennserien viel um Motorsport drehte.
Am Sonntagabend ging schließlich das erste von der Formel 1 organisierte Event über die Bühne. Das Rennen auf der Strecke in Bahrain in der Simulation F1 2019 war als Ersatzprogramm für den abgesagten realen Großen Preis gedacht. Alle Formel-1-Fahrer waren eingeladen.
Die Resonanz war allerdings dürftig: Von den aktuellen F1-Fahrern waren nur Lando Norris und Nicholas Latifi am Start. Dafür Sänger Liam Payne, der ehemalige Golf-Weltranglistenfünfte Ian Poulter und der sechsfache Bahnrad-Olympiasieger Chris Hoy. Auch Nico Hülkenberg und der frühere Benetton-Teamkollege von Michael Schumacher, Johnny Herbert, waren mit von der Partie.
Hülkenberg (Racing Point) verursachte gleich zu Beginn eine Kollision und wurde am Ende Elfter, den Sieg holte sich der chinesische Formel-2-Pilot Guanyu Zhou (Renault) vor Mercedes-Ersatzfahrer Stoffel Vandoorne (Belgien) und dem österreichischen DTM-Fahrer Philipp Eng (Red Bull).
Das Rennen war ohne Frage Unterhaltung pur, hatte mit eSports auf hohem Niveau aber nur wenig zu tun, was angesichts der Teilnehmer auch zu erwarten war. Manöver, die im echten Leben die Autos völlig zerstört hätten, blieben zum Beispiel ohne Folgen, Strafen gab es auch keine, Hülkenberg benutzte sogar die Traktionskontrolle. Herbert kürzte nach dem Start (auf Rang 16) in der ersten Kurve so rigoros ab, dass er plötzlich in der Spitzengruppe herumfuhr.
Überholmanöver fanden dazu oft im Rambo-Stil statt. Wenn man realistisches Sim Racing erwartete, wurde man enttäuscht. Wer sich einfach nur ein wenig ablenken wollte, war grundsätzlich an der richtigen Stelle, denn spaßig war das Chaos auf der Strecke durchaus. Genau das dürfte es auch sein, was in diesen Zeiten wichtig ist.
Sky übertrug live, in Österreich auch das ORF, auf YouTube waren bis zu 160.000 Fans dabei, Norris‘ Übertragung auf Twitch verfolgten 100.000 Zuschauer. Nicht schlecht für den Anfang.
Es gab allerdings einige Unzulänglichkeiten. Dass in Zeiten des Coronavirus vier Moderatoren in einem Studio eng an eng an einem Pult nebeneinander sitzen, ist zwar professionell aufgezogen, allerdings nicht vorbildlich.
Die Technik spielte auch nicht mit, so ging das Rennen aufgrund technischer Schwierigkeiten nur über 14 statt der geplanten 28 Runden. Technische Probleme gab es auch bei Norris.
Der Brite, der das Rennen auf der Plattform Twitch streamte, verpasste das Qualifying und wurde nach einer Aufholjagd - sein Rennwagen wurde dabei durch einen Bot bis auf Rang zwei nach vorne katapultiert - knapp vor Latifi noch Fünfter.