Engs brisantes Comeback: Im Chaos auf das Podium
Philipp Engs Simulator
Philipp Eng hat die Rückkehr genossen. Er durfte mal wieder für Red Bull fahren, denn die Stammfahrer Max Verstappen und Alex Albon hatten für den ereten virtuellen F1-GP abgesagt.
Für Eng eine kleine Zeitreise, eine brisante dazu. Denn Red Bull ermöglichte ihm zwar den Sprung in den Motorsport, schmiss ihn 2006 im Alter von 16 Jahren aber wieder aus dem Nachwuchsprogramm.
Ein schmerzhafter Rückschlag, den er mit Abstand aber nachvollziehen kann. Er war damals schlicht nicht bereit. Und es ist bekannt, dass Red Bull nicht lange fackelt.
«Ich bin dort ausgeschieden, weil ich nicht bereit dafür war. Ich war sehr unkonstant. Red Bull sucht immer das nächste Formel-1-Talent, das war ich damals zu dem Zeitpunkt einfach nicht», gibt er unumwunden zu.
Nun aber das Mini-Comeback für Eng, der regelmäßig im Sim-Racing unterwegs und deshalb auch keine Zufallswahl ist. «Es hat viel Spaß gemacht und ich habe es wirklich genossen, Aston Martin Red Bull Racing in der virtuellen Welt zu vertreten», sagte Eng, der auf Anhieb überzeugte: Er sicherte sich die Pole Position für das Rennen.
Von den aktuellen F1-Fahrern waren nur Lando Norris und Nicholas Latifi am Start. Dafür Sänger Liam Payne, der ehemalige Golf-Weltranglistenfünfte Ian Poulter und der sechsfache Bahnrad-Olympiasieger Chris Hoy. Auch Nico Hülkenberg und der frühere Benetton-Teamkollege von Michael Schumacher, Johnny Herbert, waren mit von der Partie.
«Die Pole war eine großartige Leistung, da ich dieses Spiel nicht sehr oft gespielt habe», sagte er, gab aber zu: «Ich hatte ein wenig Mühe, die Strategie im Rennen zum Laufen zu bringen.»
Hülkenberg (Racing Point) verursachte gleich zu Beginn eine Kollision und wurde am Ende Elfter, den Sieg holte sich der chinesische Formel-2-Pilot Guanyu Zhou (Renault) vor Mercedes-Ersatzfahrer Stoffel Vandoorne (Belgien) und Eng.
Das Rennen war ohne Frage Unterhaltung pur, hatte mit eSports auf hohem Niveau aber nur wenig zu tun, was angesichts der Teilnehmer auch zu erwarten war. Manöver, die im echten Leben die Autos völlig zerstört hätten, blieben zum Beispiel ohne Folgen, Strafen gab es auch keine, Hülkenberg benutzte sogar die Traktionskontrolle. Herbert kürzte nach dem Start (auf Rang 16) in der ersten Kurve so rigoros ab, dass er plötzlich in der Spitzengruppe herumfuhr.
Überholmanöver fanden dazu oft im Rambo-Stil statt. Wenn man realistisches Sim-Racing erwartete, wurde man enttäuscht. Wer sich einfach nur ein wenig ablenken wollte, war grundsätzlich an der richtigen Stelle, denn spaßig war das Chaos auf der Strecke durchaus. Genau das dürfte es auch sein, was in diesen Zeiten wichtig ist.
Sky übertrug live, in Österreich auch das ORF, auf YouTube waren bis zu 160.000 Fans dabei, Norris‘ Übertragung auf Twitch verfolgten 100.000 Zuschauer. Nicht schlecht für den Anfang.
Und auch bei Eng reichte es am Ende für das Podium, das er sich trotz teilweise vogelwilder Duell sicherte. «Irgendwie hat mein Boxenstopp etwas zu lange gedauert und ich glaube, ich habe den Schaden nicht reparieren lassen. Ein Podiumsplatz war allerdings ein guter Start und jetzt habe ich eine gute Basis, daher bin ich froh, jederzeit wieder für das Team fahren zu können», sagte er.
Es war übrigens nicht der einzige Eng-Einsatz in der virtuellen Welt: Bei der zweiten Auflage des «THE RACE All-Stars Esports Battle«, das diesmal auf der virtuellen Grand-Prix-Strecke in Indianapolis (USA) ausgetragen wurde, qualifizierte er sich als Dritter für das Grand Final der besten Profi-Rennfahrer und Sim-Racer. Eng lag lange auf Top-10-Kurs, fiel dann aber durch eine Strafe noch auf die 13. Position zurück.