Trotz Verletzung: Mani Lettenbichler ist Weltmeister
Beim Hauptrennen «El Camino Perdido» wurde aus einer Steinhöhle unweit von Aguilar de Campoo in Nordspanien heraus gestartet. Die Fahrer mussten innerhalb von zwei Stunden so viele Runden wie möglich auf der vier Kilometer langen Strecke absolvieren, die von Hixpania-Mastermind Carlos Enrique Caballero – genannt Chili – und seinem Team auf einer Halbinsel am See bei Aguilar de Campoo gesteckt wurde. Der Stil war Hard-Enduro in Reinkultur, gespickt mit einer Reihe technisch äußerst anspruchsvoller Passagen und zuschauerfreundlich, da sich die Strecke problemlos zu Fuß erschließen lässt. Nach zwei Stunden Renndauer öffnete sich die letzte Sektion, in der die Fahrer nochmals extrem steile Auffahrten bis ins Ziel zu bewältigen hatten. Nur diejenigen, die sich in derselben Runde wie der Führende befanden, durften den letzten berüchtigten Anstieg in der Steinbruch-Arena des Hixpania in Angriff nehmen.
Nachdem Billy Bolt bereits in der Qualifikation am Samstag eine herausragende Form zeigte, demonstrierte er im Hauptrennen eine nahezu makellose Performance. Vom Start weg dominierte er das Rennen als Führender und fuhr nach fünf Runden den Sieg beim siebten und letzten Rennen der Hard-Enduro-Weltmeisterschaft ein.
Zu Beginn lieferten sich Bolt und der mit Verletzungen angetretene Lettenbichler vom KTM-Werksteam einen engen Kampf. Der Bayer musste jedoch mit Fortschreiten des Rennens abreißen lassen und wurde vom starken Mario Roman überholt, der vor heimischem Publikum unbedingt den Sieg holen wollte. Nach einer Stunde Renndauer hatte Lettenbichler einen Sturz, der den Weltmeister an seine physischen Grenzen brachte. Er verdrehte sich den eh schon lädierten Knöchel und quälte sich mit einer weltmeisterlichen Willensleistung immerhin noch als Dritter ins Ziel.
Wade Young (GASGAS) war zu Beginn des Hauptrennens als Zweiter in der WM-Wertung unter Druck, denn Lokalmatador Mario Roman (Sherco) hatte nach der Qualifikation nur 5 Punkte Rückstand auf den Südafrikaner. Im Verlauf des Rennens musste Young dem Tempo Tribut zollen, wurde von der 49-jährigen Legende Graham Jarvis (Husqvarna) überholt und somit im Rennen zwar Fünfter, erhielt aber die Punkte des Viertplatzierten, da Jarvis außerhalb der WM-Wertung fuhr.
Der Kiefersfeldener Lettenbichler feiert somit wie schon bei seinem ersten Triumph 2022 beim Hixpania in Spanien seinen dritten Weltmeistertitel. Nach den Arztterminen in der kommenden Woche wird sich zeigen, wie es für den Ausnahmefahrer in den nächsten Monaten weitergeht. Eine Teilnahme an der SuperEnduro-Weltmeisterschaft im Winter erscheint nach aktuellem Stand unwahrscheinlich.
Billy Bolt: «Es ist so gelaufen, wie ich es mir erhofft hatte. Zu Beginn habe ich Druck gemacht, denn während des Rennens reißt das Feld hier weit auseinander. Ich habe dann einen guten Abstand herausfahren können, Mario ist zwischenzeitlich mal etwas näher herangekommen, aber die letzten beiden Runden sind sehr gut gelaufen. Ich habe größere Fehler vermeiden können und es fühlt sich großartig an, nach längerer Zeit beim Hard-Enduro wieder richtig fit zu sein und zu siegen. Ich freue mich auf die kommende Saison!»
Mario Roman: «Ich muss zufrieden sein mit diesem Ergebnis und habe alles gegeben, um hier zu gewinnen. Ein paar Fehler sind mir leider unterlaufen, sodass es für den Sieg nicht gereicht hat. Im Lauf der Saison habe ich bei den Qualifikationen zu viele Punkte gegen Wade und Manuel liegen lassen. Nun ist es nur 1 Punkt in der WM zwischen mir und Wade, das ist am Ende dieser Saison aber eine gute Motivation für die nächste!»
Manuel Lettenbichler: «Das war ein sehr harter Tag! Am Anfang hatte ich einen guten Kampf mit Billy, doch mitten im Rennen hatte ich einen krassen Crash und danach ist nichts mehr gegangen. Ich bin bergab zwischen dem Motorrad und einem Stein mit meinem lädierten Fuß hängengeblieben. Donnerstag habe ich einen MRT-Termin und dann werden wir sehen, was passiert ist. In der letzten Runde habe ich nicht mehr gekonnt, aber aufgeben war keine Option. Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist und dass ich trotzdem noch das Podium geschafft habe. Der dritte Titel im Hard-Enduro – das ist einfach mega!»
Wade Young: «Ich habe alles gegeben und war die meiste Zeit an vierter Stelle. Das war ein hartes Rennen, denn es hatte viel geregnet und daher war es eine sehr rutschige Angelegenheit. Ich bin sehr glücklich, nach dieser Saison den zweiten Platz in der WM erreicht zu haben.»
Ergebnisse Hixpania:
1. Billy Bolt (GB), Husqvarna, 2:08:55 h
2. Mario Roman (E), Sherco, +6:47,96 min
3. Manuel Lettenbichler (D), KTM, +16:39,72
4. Graham Jarvis (GB), Husqvarna, +26:55,41
5. Wade Young (ZA), GASGAS, +29:34,05
6. Mitch Brightmore (GB), Husqvarna, +1 Runde
7. Ashton Brightmore (GB), Husqvarna, +1 Runde
8. Teodor Kabakchiev (BG), Sherco, +1 Runde
9. Matthew Green (ZA), KTM), +1 Runde
10. Marc Riba Lazaro (E), (KTM), +1 Runde
WM-Endstand nach 7 Rennen:
1. Manuel Lettenbichler (KTM), 127 Punkte
2. Wade Young (GASGAS), 109
3. Mario Roman (Sherco), 108
4. Teodor Kabakchiev (Sherco), 92
5. Mitch Brightmore (Husqvarna), 79
6. Francesc Moret Clota (Sherco), 63
7. Matthew Green (KTM), 63
8. Alfredo Gomez, (Rieju), 47
9. Billy Bolt (Husqvarna), 39
10. Marc Riba Lazaro, (KTM), 39