Mike Conway: «Beim Fahren fühle ich mich entspannt»
Herr Conway, in ihrer Karriere sind Sie in verschiedenen Rennwagen auf den unterschiedlichsten Rennstrecken dieser Welt unterwegs gewesen. Was ist Ihre Strategie, sich in diesen teilweise sehr andersartigen Welten zurecht finden zu können?
«Als ich jünger war und nur Formelrennwagen gefahren bin, hatte ich auch nur diesen begrenzten Horizont. Ich dachte, ich könnte keine anderen Autos fahren. Ich hatte mich so sehr auf genau diesen einen Rennwagentyp konzentriert. Seitdem bin ich viele andere Arten von Rennwagen gefahren. Und mit dieser Erfahrung kamen automatisch die Fähigkeiten, die man braucht, um bestehen zu können. Ich lernte einfach schneller, die Autos zu verstehen. Letztlich ist es für mich ein großer Vorteil gewesen, so viele verschiedene Rennwagen pilotiert zu haben. Jetzt springe ich von einem in das andere Auto und weiß sofort, wie ich den jeweiligen Boliden zu fahren habe.»
Das heißt also, dass es bei Ihnen nicht diese eine Kombination aus einem Wagen und einem Fahrer gibt, der perfekter harmoniert als andere Konstellationen?
«Man springt in einen Wagen und versucht, das Beste herauszuholen, was der Wagen zu diesem Zeitpunkt anbietet. Und je mehr Erfahrung man als Fahrer mit verschiedenen Wagen hat, umso einfacher ist es, diese harmonische Beziehung zu allen Rennwagen aufbauen zu können. Aber wie gesagt: Das bedarf einer Menge Übung und Erfahrung, damit man diesen Automatismus bekommt. Und die Systeme der Rennwagen verändern sich auch konstant, so dass man nie mit dem Lernen aufhört.»
Wenn Sie in einem Rennen unterwegs sind, fordert das eine einhundert prozentige Konzentration. Wie entspannen Sie sich vor und nach einem Stint?
«Das passiert in dem Moment, in dem ich das Auto verlasse. Aber es stimmt: Sich auf Knopfdruck entspannen zu können ist nicht so einfach. Beim Fahren selbst fühle ich mich zum Beispiel entspannt. Wenn das nicht gegeben ist, also wenn man beim Fahren verkrampft, dann passieren die Dinge, die man als Fahrer nicht haben will. Und die Konzentration leidet dann auch darunter.»
Kann man das so beschreiben, dass sich der Fahrer dann im sogenannten Flow befindet?
«Ja, so kann man das beschreiben. Die Runden fliegen dann vorbei und man versucht, so lange wie möglich in diesem Zustand zu bleiben. Das ist dieser Moment, in dem man eins wird mit dem Wagen und der Rennstrecke. Und dann kann man auch wie im Autopilot auf Ereignisse reagieren, wenn das Auto beispielsweise rutscht, ohne diesen Flow zu verlassen. Man reagiert dann automatisch, ohne nachzudenken. Der schwierigste Moment ist dann, wenn über Funk eine Durchsage an den Fahrer kommt und man dann erst nicht weiß, was es ist und was es ausmachen wird. Dann ist man auch aus diesem Flow herausgerissen. Und je schneller man als Fahrer in dieser Situation weiß, was los ist, umso eher kann man sich darauf einstellen oder auch Einstellungen am Auto vornehmen, die sich dann direkt auf die Rundenzeiten auswirken können.»
Wie sieht es mit der Entspannung in der Freizeit aus. Wie genießen Sie Ihre freien Wochenenden?
«Ich sitze schon auch gerne mal auf der Couch und zappe mich durch das Fernsehprogramm. Aber dann ist mir schon nach zwei Stunden langweilig. Ich mag es, unterwegs zu sein. Das ist Teil meines Charakters. Ich bin gerne draußen und fahre Fahrrad oder trainiere. Doch dann kommt der Punkt, an dem man wissen will, wozu man all dieses Training geleistet hat. Und das kann man als Rennfahrer dann nur auf der Rennstrecke erfahren. Ich habe auch nie das Gefühl, genügend gefahren zu sein. Da geht immer noch mehr.»