Ist Porsche der Sportwagen-WM-Titel noch zu nehmen?
2014 kehrte Porsche auf die große Sportwagen-Bühne zurück. Dafür wurde neben der bereits bestehenden Porsche-Motorsport-Abteilung (die sich um die GT-Einsätze kümmert) auch ein eigenes Team von über 260 Spezialisten unter der Leitung von Fritz Enzinger zusammengestellt. Ein Konzept, das sich bewährte. Denn seit dem 2014er Saisonauftakt in Silverstone, hat die FIA WEC mittlerweile 30 Rennen absolviert. Von denen konnte der Porsche 919 Hybrid 16 Rennen für sich entscheiden – sechs davon sogar als Doppelsiege. Dazu kamen bislang noch 17 Pole-Positions und zehn schnellste Rennrunden.
Während es 2014 noch etwas dauerte, bis Porsche auf die Siegesstraße einbog (der erste Sieg wurde erst beim Saisonfinale in Interlagos eingefahren), räumten die Weissacher ab 2015 alles Wichtige ab. Die Höhepunkte dabei waren sicherlich die großen Triumphe bei den 24 Stunden von Le Mans in den Jahren 2015, 2016 und 2017. Der Klassiker an der französischen Sarthe hat in der Sportwagen-Szene einen übergeordneten Stellenwert.
Dazu kamen noch die Siege in den beiden Weltmeister-Wertungen der Prototypen-Klasse. Denn sowohl Fahrer- wie auch Marken-WM-Titel gingen 2015 und 2016 an Porsche. Und auch 2017 sieht es nach einem 'Triple' aus.
Nach dem so dominant gestalteten Rennen in Mexiko, ist Porsche in der Marken-WM dem Konkurrenten Toyota inzwischen enteilt. Mit 198 Punkten haben die Deutschen 56,5 Zähler Vorsprung auf die Japaner (141,5). Zwar sind bei den letzten vier Saisonläufen in Austin, Fuji, Shanghai und Bahrain noch insgesamt 176 Punkte zu vergeben, doch mangels weiterer Mitstreiter in der Klasse ist die Rechnung denn doch ganz einfach.
Ohne einen Ausfall, wären Porsche jeweils immer die Ränge drei und vier in den Rennen sicher. Dies beschert 27 Punkte. Würde Toyota jeweils einen Doppelsieg feiern und sich auch noch den Extra-Zähler für die Pole-Position ergattern, kämen sie jeweils auf 44 Punkte. Somit könnten zwar insgesamt noch 68 Zähler aufgeholt werden, doch stellt sich die Frage, wie realistisch dieses theoretische Szenario wirklich ist – insbesondere, wenn die Leistung Porsches bei den vergangenen beiden Rennen am Nürburgring und in Mexiko betrachtet wird.
Auch in der Fahrer-WM deutet alles auf einen dritten Porsche-Erfolg in Folge hin. Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley führen mit 134 Punkten die Tabelle an. Dahinter hat das Toyota-Trio Sébastien Buemi, Anthony Davidson und Kazuki Nakajima mit 93 Punkten einen Rückstand von 41 Zählern. Auch hier eine kurze Rechnung: Sieg und Pole-Position bringen zusammen 26 Punkte - Platz drei 15 Punkte. Differenz also 11 Zähler.
Das bedeutet: Nur bei Doppelsiegen (inklusive Pole-Position) für Toyota in den letzten vier Rennen, die dann auch noch von Buemi/Davidson/Nakajima erzielt werden müssten, könnte Toyota das Porsche-Trio noch abfangen. Grundlage für diese Kalkulation wäre der jeweils dritte Platz für Bernhard/Bamber/Hartley. Doch auch hier stellt sich die Frage der Wahrscheinlichkeit des Vorgerechneten. Denn tendenziell sieht es eher danach aus, dass das Porsche-Trio seinen Vorsprung eher noch weiter vergrößern wird – zumal Teamchef Andreas Seidl intern bereits eine Teamorder ausgesprochen hat.