Stefan Mücke: «Der erste Stint machte richtig Spaß»
Hallo liebe Leser von SPEEDWEEK.com,
zum letzten Mal berichte ich Euch von meinen Einsätzen in der FIA WEC. Das Saisonfinale fand wie üblich auf dem 5,412 Kilometer langen Kurs in Bahrain statt. Mir persönlich sagt die Strecke sehr zu. In der Vergangenheit konnte ich dort immer wieder gute Rennen abliefern. Dennoch wussten wir von Anfang an, dass es wieder einen richtigen Reifenpoker geben würde. Da das 6-Stunden-Rennen jedoch in die Nacht hinein ging, stellte es sich aufgrund der sinkenden Temperaturen insgesamt aber nicht als ganz so kritisch heraus, wie zuletzt in Shanghai. Trotzdem lag die Priorität in den freien Trainingssitzungen absolut beim Thema Reifen. Wir unternahmen diverse Longrun-Versuche, um den Verschleiß auszuloten.
In der Qualifikation war ich dann richtig schnell unterwegs. Doch leider wurde mir zweimal die erzielte Zeit gestrichen. Ich hatte die sogenannten 'Track Limits' überfahren. Als ich die Nachricht darüber während der Session mitgeteilt bekam, konnte ich leider keine Runde mehr anhängen. Es befand sich dafür einfach zu wenig Sprit in unserem Ford GT. Die Situation war sehr schade, da wir es wohl sogar bis in die erste Startreihe geschafft hätten. So mussten mein Wagenpartner Olivier Pla und ich das Rennen von der letzten Startposition aus beginnen.
Das Malheur aus der Qualifikation machte den Rennstart jedoch sehr interessant. Denn schon in der Startrunde konnte ich das gesamte GTE-Am-Feld überholen. Schnell befand ich mich hinter den Porsche aus unserer GTE-Pro-Kategorie und konnte im Anschluss mit beiden 911 RSR sehr schöne Zweikämpfe ausfechten. Letztendlich ließ ich sie hinter mir und verringerte auch den Abstand zum davor fahrenden Aston Martin elementar. Das hatte wirklich richtigen Spaß gemacht.
Nach einem Single-Stint von Olivier Pla absolvierte ich bei kühler werdenden Bedingungen den ersten Doppel-Stint. Doch während einer 'Full Course Yellow' hatten wir dann etwas Zeit liegen lassen, weil wir unserem noch im Titelrennen befindlichen Schwesterauto in der Box den Vorrang gewährten. In der harten Wettbewerbssituation konnte Oliver im letzten Doppel-Stint nicht weiter als auf Position fünf fahren.
Insgesamt lief die FIA-WEC-Saison 2017 wenig zufriedenstellend für Olivier und mich. Es kam einfach sehr viel Pech zusammen. Von der Rundenzeit her waren wir in jedem Rennen im Vergleich zum Schwesterauto absolut konkurrenzfähig – zumeist sogar etwas schneller. Doch bei jedem Rennen ereignete sich irgendeine Kleinigkeit, die uns daran hinderte, ein Top-Ergebnis einzufahren. Solche Perioden gibt es in einer Rennfahrerkarriere halt auch einmal. Dennoch werden wir durch die gesammelten Erfahrungen gestärkt hervorgehen.
Im nächsten Jahr greife ich wieder für Ford in der FIA WEC an. Die anstehende 'Super-Season' 2018/19 wird sicherlich sehr spannend. Aston Martin bringt ein neues GTE-Auto an den Start und auch BMW steigt in die Serie ein. Aber wir bei Ford werden natürlich auch nicht schlafen und uns noch weiter verbessern.
Neben der FIA WEC möchte ich im kommenden Jahr auch wieder einige andere Rennen bestreiten, so wie ich es dieses Jahr beispielsweise im ADAC GT Masters getan habe. Hier schaue ich gerade, was sich ergibt bzw. was in mein Programm passt. Sicherlich sind diesbezüglich Auftritte in der IMSA-Serie oder auf der Nordschleife des Nürburgrings interessant.
Die Winterpause wird aber nicht allzu lange andauern. Mit unserem Ford-Team möchten wir schon im Januar wieder erste Reifentests fahren. Ende Januar/Anfang Februar plane ich mit meiner Familie noch einen Ski-Urlaub.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Lesern von SPEEDWEEK.com für das (auch internationale) Interesse an meiner diesjährigen Kolumne bedanken. Tatsächlich wurde ich immer wieder auf meine Zeile hier angesprochen, was mich sehr gefreut hatte.
Alles Gute und eine schöne Weihnachtszeit
Euer Stefan Mücke