Ärgernis: Schlechtere EoT als 2017 für private LMP1
Schnellster LMP1 in Le Castellet: Der BR1 von SMP Racing
Was wurde im Winter nicht alles über die EoT (Equivalence of Technology) in der LMP1-Klasse der FIA WEC gesprochen, debattiert und analysiert. Mit einer großzügigen Einstufung sollten die private LMP1-Modelle an die Performance des Toyota TS050 Hybrid herangebracht werden, um spannende Entscheidungen um die jeweiligen Rennsiege zu generieren und den Ausstieg Porsches aus der Klasse zu kompensieren. Nun wurden endlich die EoT-Tabellen für den Saisonstart im belgischen Spa-Francorchamps (5. Mai) veröffentlicht. Doch diese sprechen eine ganz andere Sprache: Im Verglich zum Vorjahresrennen steht den privaten LMP1 sogar weniger Power zur Verfügung.
Zunächst der Blick auf den Toyota, der als einziges Fahrzeug in der LMP1-Kategorie noch mit Hybridantrieb unterwegs ist. Pro Runde in Spa-Francorchamps (7,004 km) darf der TS050 maximal 71,3 Megajoule an Benzin verbrauchen. Der maximale momentane Benzindurchfluss liegt bei 80 kg/h und das Fahrzeuggewicht bei 878 Kilogramm. Bis auf eine minimale Anpassung beim Durchfluss (2017 waren es 80,2 kg/h) entsprechen diese Werte genau jenen aus dem Vorjahr. Das hatte Toyota den Regelhütern als Bedingung gemacht, um weiterhin in der Serie aktiv zu bleiben. Lediglich beim Tankvolumen musste der japanische Hersteller im Vergleich zu 2017 Einbussen hinnehmen. Anstatt 44,1 dürfen die Toyota nur noch 35,1 Kilogramm an Sprit mitführen.
Bereits Anfang April gab es beim Vorsaisontest in Le Castellet das erste Aufeinandertreffen der LMP1-Modelle. Für das 'Prologue' genannte Event hatten die privaten LMP1 die versprochenen Zugeständnisse bei der EoT erhalten und konnten auch akzeptable Rundenzeiten in den südfranzösischen Asphalt legen. Im Hinblick auf Spa-Francorchamps haben die Regelhüter ihre EoT-Kalkulation jedoch nochmals überdacht und die hybridlose LMP1-Fraktion signifikant eingebremst.
Die Fahrzeuge von Rebellion, Ginetta, BR/Dallara und ENSO CLM erhalten 2018 für eine Runde auf der belgischen Ardennen-Achterbahn 106,4 MJ an Benzin, haben einen maximalen Benzindurchfluss von 110 kg/h, wiegen 833 kg und dürfen 47,1 kg an Sprit mitführen. Damit sind sie in allen Bereichen natürlich besser eingestuft als der Toyota. Doch die Gegenüberstellung mit den Werten aus dem Jahre 2017 birgt eine Überraschung.
Im Vorjahr durften hybridlose LMP1 in Spa noch 116,6 MJ pro Runde verbrauchen und hatten einen maximalen Durchfluss von 115 kg/h. Und während sich das Mindestgewicht mit 833 kg nicht veränderte, gab es 2017 noch 53,2 kg an Benzin für eine Tankfüllung. (Der größere Tank resultiert jedoch auch daher, dass 2017 eben mehr Benzin verbraucht werden durfte. Über die Tankgröße werden in der FIA WEC die Stintlängen eingependelt.)
In Summe dürfen die privaten LMP1 pro Runde in Spa-Francorchamps im Vergleich zum letzten Jahr nun also 10,2 MJ weniger Benzin verbrennen und bekommen ihren maximalen Durchfluss um 5 kg/h reduziert. Mit diesen Werten im Kopf geht der Blick nun auf die erzielten Rundenzeiten aus 2017. Toyota-Pilot Stéphane Sarrazin kam in der Qualifikation auf 1:53,658 Minuten. Oliver Webb lag im ENSO CLM mit 2:03,024 Minuten exakt 9,366 Sekunden dahinter.
Natürlich wurde der ENSO CLM über den Winter weiterentwickelt und mit Rebellion, Ginetta und BR/Dallara sind 2018 neue private LMP1 vorhanden. Dennoch stellt sich die Frage, wie die Zeitdifferenz über neun Sekunden wettgemacht werden sollen, wenn die zur Verfügung stehende Benzinmenge im Vergleich zum Vorjahr reduziert wurde. Wo sind hier die versprochenen Zugeständnisse für die privaten LMP1?