MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Sebring: Was brachte der Saisonstart 2022 der WEC?

Kolumne von Oliver Müller
Lag auf dem Dach: Der Toyota GR010 Hybrid von Jose Maria Lopez

Lag auf dem Dach: Der Toyota GR010 Hybrid von Jose Maria Lopez

SPEEDWEEK.com schaut zurück auf die 1000 Meilen von Sebring. Alpine konnte locker gewinnen. Toyota wurde von den Regelhütern kastriert und war komplett ohne Chance. Dazu gab es auch noch einen spektakulären Crash.

Die FIA WEC ist mit den 1000 Meilen von Sebring in die Saison 2022 gestartet. Der Drops um den Sieg war schnell gelutscht: Der Alpine 480 startete von der Pole-Position, fuhr dem Feld an der Spitze davon und siegte locker. Natürlich haben das Team und die Fahrer André Negrão, Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere einen super Job gemacht, doch die Basis des Sieges war die Balance of Performance (BoP). Insbesondere Toyota war durch etliche künstlich auferlegte Restriktionen der Regelhüter chancenlos.

Seit 2021 ist klar, dass der Alpine aufgrund einer zu kleinen Tankgröße, stets kürzere Stints als Toyota fahren muss. In Sebring gab es nun einen Speedvorteil für den französischen Renner, um einen zusätzlichen Tankstopp zu egalisieren. Tatsächlich war der Alpine aber so schnell, dass der Sieg auch mit Extra-Stopp locker eingefahren worden wäre. (Durch drei rote Flaggen waren die Stopp-Rhythmen in Sebring aber sowieso etwas durcheinander.)

Die Rennsiege bei den WM-Läufen in der WEC werden heutzutage also am Taschenrechner der BoP-Einstufer kalkuliert. Das ist einfach die neue Welt im Prototypen-Sport. Irrwitzige Dinge, wie dass der Sieg an das beste Auto geht, sind mittlerweile Anekdoten der Vergangenheit. Um echte Langstrecken-Romantik zu erleben, empfiehlt es sich, nach alten VHS-Kassetten auf dem Dachboden zu suchen. Zumindest, falls der Videorekorder noch funktionstüchtig ist.

Überschattet war das Rennen zudem von einem Crash durch José María López im Toyota. Der Argentinier verschätze sich zunächst im Überrundungsverkehr, blieb an einen GTE-Porsche hängen und knallte in die Reifenstapel. Dann wollte er mit dem demolierten GR010 Hybrid zurück in die Box. Doch er hatte den Schaden falsch eingeschätzt und schlug wenige Kurven später erneut in die Barriere ein, sodass der Toyota auf dem Dach liegen blieb.

Zwei Fehler in Folge von López und ordentlich Arbeit für die Toyota-Crew, um den Wagen für zukünftige Rennen wieder fit zu machen. Da hat sich der Argentinier nicht mit Ruhm bekleckert. López ist zweifelsohne ein schneller Mann. Doch mittlerweile fällt auf: Wenn einer der Toyota-Fahrer mal einen Aussetzer hat, dann ist López auf dieser Liste immer ganz vorne mit dabei.

Dadurch, dass es in Sebring anderthalbfache Punkte gab, hat das Alpine-Trio nun 39 Zähler auf dem Konto. Bei nur noch fünf ausstehenden Rennen ist die Titelverteidigung von López und seinen Mitfahrern Kamui Kobayashi und Mike Conway nach dem Nuller beim Saisonauftakt gleich schon in weite Ferne gerückt.

Genau geschaut wurde in der LMP2-Klasse auch auf den Einsatz vom legendären Team Penske. Der US-Rennstall will 2022 üben, um für den Werkseinsatz 2023 mit dem neuen Porsche-LMDh gerüstet zu sein. Tatsächlich blieb der von Dane Cameron, Emmanuel Collard und Felipe Nasr gefahrene Oreca 07 unauffällig. In der Qualifikation gab es Platz neun in der Klasse. Im Rennen reichte es für Klassenrang acht. Zwischenzeitlich fuhr der gelbe Wagen auch mal in den Top Vier. Klar ist, durch Teams wie United Autosports, WRT oder Jota hängen den Trauben in der LMP2 mittlerweile auch recht hoch. Solche Mannschaften schlägt auch Penske nicht im Vorbeigehen.

Ebenfalls eher unauffällig lief das WEC-Debüt von Sébastien Ogier. Der achtmalige WEC-Champion kam in der LMP2-Klasse auf Platz zwölf. Vor allem im dichten Verkehr tat sich der Franzose noch schwer. Hier fehlt einfach die Erfahrung, denn im Rallyesport fährt man auf der Stage bekanntlich stets alleine gegen die Uhr. Nichtsdestotrotz wird sich Ogier mittelfristig auch in der WEC durchsetzen. Er ist einfach ein zu guter Rennfahrer - da gibt es keinen Zweifel.

Auch in der GTE-Klasse wird der Rennsieg bekanntlich durch die BoP ausgewürfelt. Diesmal hatte Weltmeister Ferrari das Nachsehen bei der Einstufung und fuhr hinterher. Porsche und Corvette machten den Pro-Sieg unter sich aus. Das bessere Ende hatten die Schwaben, die in der WEC einfach den größeren Erfahrungsschatz haben.

Ach ja, es gibt ja noch einen weiteren GTE-Hersteller. Drei Aston Martin Vantage AMR starteten in der Am-Wertung und feierten einen Doppelsieg (Northwest AMR vor TF Sport). Dann sind ja eigentlich fast alle froh und reisen glücklich aus Sebring ab. Nur eben Toyota und Ferrari nicht - also genau die beiden Champions der Saison 2021. Aber die dürfen ganz bestimmt bald auch wieder jubeln.

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