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8h Bahrain: Analyse und Rückschau auf das WEC-Finale

Kolumne von Oliver Müller
WEC-Hypercars: Der Toyota GR010 Hybrid (li.) und der Peugeot 9X8 beim Start in Bahrain

WEC-Hypercars: Der Toyota GR010 Hybrid (li.) und der Peugeot 9X8 beim Start in Bahrain

SPEEDWEEK.com schaut auf den letzten Saisonlauf 2022 der FIA WEC. Toyota feierte einen lockeren Doppelsieg und holte beide Titel. Auch Ferrari konnte über zwei WM-Kronen jubeln. Das ist in Bahrain noch aufgefallen.

Die zehnte Saison der FIA WEC ist vorüber - und erwartungsgemäß stellte Toyota sowohl den Fahrer- als auch den Hersteller-Titel klar. Die japanischen GR010 Hybrid waren über die Saison gesehen einfach zu überlegen, als dass der einzige WM-Konkurrent Alpine tatsächlich hätte etwas ausrichten können. Das Finale in Bahrain war das beste Beispiel. Der Alpine musste (aufgrund eines kleineren Tanks) stets früher die Box anlaufen. Beim zweiten Stopp ging dabei ordentlich Zeit verloren. Denn die Franzosen tankten unter Grün und Toyota wenig später, als gerade eine Full Course Yellow ausgerufen wurde. Toyota hatte folglich mehr Möglichkeiten bei der Strategie und dazu auch noch mehr Top-Speed (was beim Überholen hilft). Somit war Alpine chancenlos.

Doch damit nicht genug: Der GR010 Hybrid hatte auch den besten Reifenverschleiß. Bedeutet: Toyota konnte über den Stint besser die Performance halten - war also länger schnell. Das war über die Saison einer der Hauptschlüssel zu den beiden Titeln.

Peugeot zeigte beim dritten Einsatz eine aufstrebende Leistung. Jean-Eric Vergne fuhr in Bahrain sogar die schnellste Rennrunde. Die beiden 9X8 sind aber einfach noch nicht ausgereift. Durch technische Probleme werden die Löwen um Podiumsplätze gebracht. Dennoch Hut ab vor Peugeot. Sie testen ihren Rennwagen im Wettbewerb aus und riskieren somit die Schmach. Peugeot hätte auch im Verborgenen ruhig Testen gehen können, um erst zur Saison 2023 in die WEC einzusteigen. Doch man entschied sich für Renneinsätze. Das ist Racer-Geist.

In der stets hart umkämpften LMP2-Klasse ging der Titel an Roberto González, António Félix da Costa und William Stevens im Oreca 07 von Jota. Tatsächlich ist es der erste Titel in der WEC für den Jota-Rennstall. Das britische Team wird 2023 in die Königsklasse aufsteigen und einen Porsche 963 aufbieten. Ein Schritt, zu dem Jota absolut befähigt ist.

Die GTE-Pro-Klasse sah in Bahrain den Titelfight zwischen Porsche und Ferrari. Letztendlich war Porsche chancenlos, da Ferrari diesmal besser (und eben auch länger) die Performance in den Reifen halten konnte. Pech bei einer FCY warf den favorisierten 911 RSR von Kévin Estre und Michael Christensen zudem weiter zurück, da unter Grün und eben nicht unter Gelb getankt werden musste. Dennoch kann Porsche erhobenen Hauptes das Kapitel GTE Pro abschließen. Die Weissacher haben zehn Jahre lang grandiosen Sport auf höchstem Niveau geboten und etliche Titel eingefahren. Manchmal gewinnen aber halt auch die Anderen.

Durch die angesprochene Situation bei der FCY wurden Alessandro Pier Guidi und James Calado an die Spitze des GTE-Feldes gespült. Alles sah nach einem sicheren Doppelsieg für Ferrari in Bahrain aus - auch noch als intern ein Wechsel vorgenommen wurde und der 488 GTE Evo von Miguel Molina und Antonio Fuoco wieder die Führung übernahm. Dann lagen die Nerven im Ferrari-Lager jedoch für anderthalb Stunden blank. Das Getriebe ging (teilweise) kaputt und Pier Guidi/Calado konnten hauptsächlich nur noch im fünften Gang fahren. Somit büßten sie pro Runde circa zehn Sekunden ein. Jeden Moment hätte das Aus kommen können. Zudem: In der GTE-WM-Gesamtwertung sind auch die GTE-Am-Piloten punktberechtigt. So galt es für Pier Guidi, sich vor diesen Fahrzeugen zu halten. Das gelang und so war die Freude über die Titelverteidigung natürlich groß.

Auch Aston Martin konnte Jubeln: TF Sport sowie die Fahrer Ben Keating/Marco Sørensen gewannen den GTE-Am-Titel. Für beide war es eine Traumsaison, da sie im Juni auch bei den 24h Le Mans erfolgreich waren. Sørensen konnte in der Vergangenheit bereits den Titel in der Pro-Wertung feiern. Der US-Amerikaner Keating wechselt für 2023 nun in die Corvette C8.R.

Für das kommende Jahr steht nun ein wahres Motorsport-Fest in der WEC an. Zu den Hypercars von Toyota und Peugeot gesellt sich auch der neue Ferrari 499P. Außerdem steigen Porsche und Cadillac mit ihren neuen LMDh in die WM ein. Somit wird es an der Spitze der WM richtig zur Sache gehen. Nach vielen Jahren der Übergangszeit wird die WEC endlich wieder zu wahrer Größe aufsteigen. Darauf kann man sich schon jetzt freuen.

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