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Ferdinand Habsburg: So fühlt er sich als Werkfahrer

Von Gerhard Kuntschik
Ferdinand Habsburg

Ferdinand Habsburg

Der Österreicher ist nun Werksfahrer bei Alpine und bestreitet die Saison 2024 der Sportwagen-WM (FIA WEC) im A424 in der Hypercar-Klasse. Habsburg blickt voraus auf die Saison und erzählt, wie er zu Alpine kam.

Es ist ein Neustart, aber auch ein Ankommen. Ferdinand Habsburg fährt ab dem Saisonauftakt im World Endurance Championship am 2. März auf dem Losail-Kurs von Katar in der Topklasse. Erstmals, nach drei Jahren bei WRT in der LMP2 mit einem Le-Mans-Klassensieg und dem Titel 2021. Ferdinand ist deshalb nicht nur bestens gelaunt, sondern auch voll von Energie und voller Tatendrang. «Jetzt weiß ich, dass meine Entscheidung damals richtig war. Jetzt bin ich angekommen», sagt er.

Rückblick: Ende 2018 wechselte er vom Formelsport in die DTM und zwei Jahre später zur Langstrecke. Da wurde er bald vom künftigen Alpine-Werkteam beobachtet. «Von der Formel 3 und dann DTM auf die Langstrecke zu wechseln war Risiko, aber es zahlte sich aus. Nach der Formel 3 wäre es zu teuer geworden. Damit wurde mein Ziel die oberste Kategorie auf der Langstrecke, also die aktuelle Hypercar-Klasse. Und in der bin ich nun angekommen.» Diese Woche wurde er wie das gesamte WEC- und Formel-1-Aufgebot von Alpine im Werk Enstone nahe Oxford offiziell vorgestellt.

«Wir waren schon Ende 2022, es ging noch um den Vertrag. Der wurde dann im März 2023 unterschrieben», erklärt Habsburg. Die Verhandlungen mit Alpine bezeichnet er als «geradlinig»: «Sie wussten, was ich will, und ich wusste, was sie wollen. Es hakte ein wenig bei Details. Mit einem Werkvertrag wird es schwierig, persönliche Sponsoren mitnehmen zu können. Ich kämpfte nicht wegen des Honorars, sondern aus Loyalität zu jenen, die mir seit Jahren geholfen haben. Schließlich wurden AVL und Remus akzeptiert, ohne die meine Karriere nicht weitergegangen wäre. Als alles fix war, erfuhr ich das, als ich in der Kraftkammer war…»

Und wie kam Alpine - einer von zwei Autobauern, die Formel 1 und WEC bestreiten (neben Ferrari) - auf den Österreicher? Der 26-Jährige war darüber selbst erstaunt: «Alpine hat sich meine Karriere genau angeschaut. Die wussten über jedes Rennen, jedes Überholmanöver, alle Rundenzeiten Bescheid. Sie führten Buch über rund 50 Kandidaten, die alle durchleuchtet wurden. Ich hatte keine Ahnung, dass ich so unter der Lupe bin. Dass ich jetzt hier angekommen bin, ist eine Bestätigung meiner Entscheidung, diesen Weg zu gehen.»

Den Unterschied zu einem privaten LMP2-Team erkannte Ferdinand schon beim ersten Test im Motorland Aragon: «In der LMP2 hatten wir, wenn‘s hoch herging, vier Ingenieure pro Auto. Dann kam ich zum ersten Test mit dem Alpine A424, und es waren 60 Techniker da! Ich war so nervös, ich brauchte eine halbe Stunde, bis ich jedem die Hand geschüttelt hatte! Da wusste ich, jetzt bist du Werkfahrer. Das Team hat auch auf der Langstrecke F1-Niveau.»

Kein Wunder, denn es profitiert von Synergien mit den F1-Kollegen: «Wir bekommen Impulse. Viele unserer Spezialisten, z. B. im Hybridsystem, kamen aus der F1-Abteilung. Es macht sich auch jetzt noch das Wissen aus dem früheren Formel-E-Engagement bemerkbar, was Effizienz betrifft.»

Doch zu den Erwartungen in dieser Saison gibt sich Habsburg bei aller Euphorie realistisch: «Alpine ist wie Lamborghini Neuling ohne Hypercar-Erfahrung. Ich wäre sehr überrascht, wenn wir gleich in den ersten Rennen mithalten könnten. Nicht, weil ich unsere Leistung anzweifle, sondern weil die Konkurrenz ein Jahr oder mehr Vorsprung hat. Porsche eigentlich vier, weil die 2023 mit je zwei Autos im WEC und in der IMSA fuhren. Es wäre naiv zu glauben, dass wir auf Anhieb ganz vorn sein können. Wir haben mit Oreca ein Chassis eines höchst erfahrenen Konstrukteurs, unser Motor war in den Tests verlässlich, auch im 30-Stunden-Lauf. Wir müssen jetzt alles zusammenführen. Und wir müssen lernen, die Reifen schnell auf Temperatur zu bringen. In der zweiten Saisonhälfte sollten wir näher dran sein.»

Warum Habsburg den echten Teamsport auf der Langstrecke noch liebt, beschreibt er so: «Das Schöne am Langstreckensport ist das Teamgefühl. Zu dritt zu gewinnen und zu feiern ist einfach schöner als allein. Dieses Teilen gibt mir Kraft und Motivation, und dadurch fahre ich auch besser. Mir ist rennfahren und gewinnen wichtig, aber mir ist auch ein glückliches Leben wichtig. Das erreiche im Ausdauersport eher. Das war mir früher nicht bewusst.»

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