Porsches Kévin Estre: Auch als Weltmeister Heimarbeit

Kévin Estre
Der gebürtige Lyoner und seit Jahren in Bregenz beheimatete Kévin Estre beginnt in Lusail die Titelverteidigung im World Endurance Championship. Mit etwas Zurückhaltung, was die Erfolgsaussichten betrifft. «Der Winter war kurz, aber doch mit vielen angenehmen Seiten. Es gab ja einiges zu feiern, viele Auszeichnungen. Es blieb doch Zeit zum Skifahren in Lech und im Montafon - nicht so viele Tage, wie ich gerne gehabt hätte, aber doch eine schöne Zeit. Wir sind ja schon Mitte Jänner nach Mannheim (Basis von Porsches Einsatzteam Penske in Europa, Anm.) und dann gleich nach Daytona aufgebrochen», erzählt Estre.
Ob sich das Leben als Champion änderte? «Nein, ich mache immer noch die Wäsche zuhause und pass auf meine Kinder und meine Frau auf!», meint der 36-Jährige schmunzelnd. Und ergänzt: «Der Unterschied ist, dass sich seit dem WM-Titel auch Journalisten, die sonst nichts mit Motorsport zu tun haben, für mich interessierten. Für mich selbst hat sich nichts geändert, mein Status vielleicht schon.» Die Überraschungsfeier, die seine Gattin im November nach dem WM-Gewinn organisiert hatte, fand Kévin «einfach super, sehr cool. Es kamen alle Freunde, Nachbarn, viele, die ich schon länger nicht traf. Es waren an die 250 Menschen da.»
Für seine Titelverteidigung erwarte er eine harte Saison: «Wir sind langsamer als letztes Jahr - im Vergleich zu manchen Konkurrenten. Es fehlt noch ein wenig an Leistung, aber ich habe Vertrauen in unser Team. Die Techniker und Mechaniker blieben alle, die werden das hinbekommen», meint der langjährige Porsche-Werkfahrer. Die US-Saison begann mit den 24 Stunden von Daytona sehr gut für Porsche. Estre: «Wir waren lang vorn, erst 20 Minuten vor Schluss überholte uns das Schwesterauto - aber auf jeden Fall ein weiterer Porsche-Erfolg mit den Plätzen eins und drei. Aber ein dritter Platz tut doch weh, wenn man 20 Minuten vor Ende noch führt.» Estre kommt heuer noch zwei Mal in die US-Meisterschaft (IMSA) zurück: im März nach Sebring und im Oktober nach Road Atlanta, die zwei längsten Rennen nach Daytona.
Estre gibt zu: «Mein Lieblingsrennen ist sicher Le Mans, doch der Sarthe-Kurs ist nicht meine bevorzugte Strecke, die ist die Nürburgring-Nordschleife. Aber Le Mans gesamt zu gewinnen, das ist schon etwas, was mir noch fehlt. Einen GT-Klassensieg habe ich ja schon. Das Gefühl in einem guten Auto auf der Nordschleife ist ganz außergewöhnlich.»