Kann Audi die Schanghai-Schwäche ablegen?
Audi: In diesem Jahr in Schanghai stärker als vor 12 Monaten?
Audi erwartet am Samstag in China den schwierigsten WEC-Lauf der Saison: «Ich glaube, dass Schanghai das schwierigste Rennen des Jahres wird», prognostiziert Sportwagen-Weltmeister Benoit Treluyer. «Der Kurs kommt uns mit seinen Kurven überhaupt nicht entgegen.» Der Pessimismus von Audi ist nicht unbegründet. Im vergangenen Jahr dominierte Toyota mit Alex Wurz und Nico Lapierre das Rennen, das vor zwölf Monaten noch das WM-Finale war.
Der Audi-Pessimismus hat einen Grund: Reglementbedingt darf Audi das auf die Vorderräder wirkende Hybridsystem des R18 e-tron quattro erst ab 120 km/h nutzen: In langsamen Ecken, von denen es zum Leidweisen von Audi in Schanghai recht viele gibt, ist die Audi-Technik nutzlos. Vier Mal darf auf der von Hermann Tilke gebauten Strecke die Bremsenergie gespeichert werden. Nach zwei der «Hybridzonen» - den Kurven eins und elf – folgen allerdings sehr langsame Kurvenkombinationen. Audi kann dort das Hybridsystem nicht nutzen.
Eine Sorge, die Toyota nicht teilt. Das Hybridsystem der Japaner gibt die gespeicherte Energie ausschliesslich an die Hinterachse ab, die Japaner dürfen den Extra-Power-Schub nach jeder vier Hybridzonen zum Beschleunigen nutzen.
Doch grau ist alle Theorie: Die bisherigen Rennen in diesem Jahr, in denen Audi stets dominant war, haben gezeigt, dass die R18 den Nachteil in langsamen Kurven aufgeholt hat. Zuletzt reklamierten die Ingolstädter beim Rennen in Sao Paulo einen Nachteil aufgrund ihres Hybridsystems gegenüber der Konkurrenz aus Japan – und waren anschliessend im Rennen eine Sekunde schneller als Toyota. Zumindest in den 30 Minuten, in denen ein TS030 fuhr in Brasilien, bevor Stephane Sarrazin von einem LMP2-Lotus von der Bahn geschubst wurde.
«Im Kampf mit Toyota waren wir in diesem Jahr wettbewerbsfähiger als in der vergangenen Saison, vor allem auf den Kursen mit engeren Kurven wie in Brasilien» weiss Allan McNish. «Auch Shanghai hat eine solche Charakteristik. Ich erwarte einen sehr engen Kampf zwischen beiden Herstellern. Wir haben im zweiten Jahr des R18 e-tron quattro inzwischen ein sehr gutes Gefühl für unser Auto, aber leicht wird das Rennen nicht.» An die Audi-Fortschritte glaubt auch André Lotterer: «Im Vorjahr konnten wir die Reifen nicht so gut nutzen. Ich bin zuversichtlich, denn wir haben in diesem Jahr deutliche Fortschritte gemacht, die sich auch in China bemerkbar machen werden.»
Die Hoffnung, Audi in China schlagen zu können, teilt offenbar auch Toyota, sonst würden die Japaner in China kaum mit zwei LMP1 ausrücken. Das Rennen in Austin lieferte zuletzt bereits das spannendste Duell zwischen Toyota und Audi und nach dem geschenkten Sieg in Fuji will Toyota nun endlich einen «echten» herausfahren.