Toyota TS040: Mit 1.000 PS aus jeder Kurve
Das «Mission Statement» von der Toyota bei der Präsentation des neuen Toyota TS040 für Sportwagen-WM FIA WEC und 24h Le Mans am Donnerstag in Le Castellet in Südfrankreich ist deutlich. «Wir wollen die 24h von Le Mans und die FIA WEC gewinnen», sagte Teamchef Rob Leupen selbstbewusst bei der Vorstellung des neuen LMP1-Sportwagen, mit dem die Japaner gegen Audi und Porsche antreten. Toyota klotzt mit grossen Zahlen: Der 3,7- Liter-Beziner-V8 im Heck leistet 520 PS, das Hybridsystem an Vorder- und Hinterachse steuert weitere 480 PS zu. Die Systemleistung des TS040 liegt somit bei 1.000 PS
Toyota hat sich für die zweihöchste der vier zur Verfügung stehenden Energieklasse entschieden und darf zukünftig in einer Runde 6 Megajoule Hybridenergie nutzen. Audi nutzt 2 Megajoule Hybridenergie, Porsche hat sich für die 6 Megajoule Klasse entschieden. Für den abstrakten Wert der 6 Megajoule liefert Leupen ein anschauliches Beispiel: «Mit der Energie von 6 Megajoule könnten man einen Toyota Aygo 60 Meter in die Luft katapultieren, aber das sollten sie lieber nicht versuchen.»
Toyota vertraut bei der Technik auf vertraute Grössen: Der V8-Benziner basiert auf dem in den beiden vergangenen Jahren eingesetzten Aggregat, hat allerdings nun 0,3 Liter mehr Hubraum. Die an Vorder- und Hinterachse rekupierte kinetische Energie wird wie bisher in einem Superkondensator gespeichert. Toyota hat mit diesem System bereits Erfahrung. Zwar nutzte der 2012 und 2013 eingesetzte TS030 die Hybridenergie bisher nur an der Hinterachse, doch Toyota hat 2011 und 2012 mit einer angetriebenen Vorderachse experimentiert.
Anders als 2012 und 2013 darf die in Superkondensatoren gespeicherte Energie laut dem neuen Reglement nun bei jedem Beschleunigungsvorgang eingesetzt werden. Bis zum vergangenen Jahr durfte die gespeicherte Energie nur in fest definierten Hybridzonen rekupiert und genutzt werden.
Toyota-Technikchef Pascal Vasselon: «Die Systemleistung von 1.000 PS an Vorder- und Hinterachse steht unseren Fahrer theoretisch beim Beschleunigen aus jeder Kurve für einen Zweitraum zwischen fünf und zehn Sekunden Verfügung. Je nach Betriebsstrategie werden wir die Energie aber unter Umständen nicht bei jedem Beschleunigungsvorgang einsetzen.»
Am Beispiel von Le Mans wird der TS040 auf der 13,6 km langen Strecke in jeder Runde rund 90 Minuten im Vierradmodus unterwegs sein. «Das ist allerdings nur ein Schätzwert und keine exakte Kalkulation», erklärt Vasselon.
Das hohe Selbstbewusstsein, das Toyota bei der Präsentation in Südfrankreich ausstrahlt, basiert auch auf den bisher vielversprechenden Testergebnissen. «Wir haben mit dem neuen Auto seit Ende Januar bereits 18.000 Testkilometer zurückgelegt», sagt Vasselon. «Wir sind wesentlich besser vorbereitet als in beiden vergangenen Jahren und liegen deutlich vor unserem eigenen Zeitplan.»
Wie gut die Japaner vorbereitet sind, zeigt sich auch an den beiden TS040, mit denen Toyota in Le Castellet am Freitag und Samstag testet. Das am Donnerstag vorgestellte Fahrzeug ist in der low-downforce Konfiguration für Le Mans, das zweite Auto bereits im high-downforce-Trimm für alle anderen Strecken. Alex Wurz: «Wir fahren hier mit beiden Autos, fokussieren unsere Testarbeit aber schon auf das high-downforce Auto. Denn in dieser Variante müssen wir beim ersten Rennen in Silverstone fahren. Um die low-downforce-Version weiter zu testen haben wir noch einige Tage mehr Zeit.»