Happy Birthday, Aston Martin Racing und DBR9
Seinen Geburtstag vorher zu feiern, bringt üblicherweise Pech, sagt der Volksmund. Diese Erfahrung musste Aston Martin Racing in diesem Jahr auch machen. Das Team feierte das zehnte Jahr seines Bestehens schon in Silverstone beim Auftakt der Sportwagen-WM FIA WEC im April und erlebte prompt eine bislang sehr durchwachsene Saison. Als offizielle Geburtsstunde des Werksteams eignet sich besser der 4. November 2004. An diesem Herbsttag stellte Aston Martin den GT1-Rennwagen DBR9 offiziell vor und hob Aston Martin Racing aus der Taufe.
«Ich hatte schon über längere Zeit versucht Aston Martin zu überreden, in den Rennsport einzusteigen, aber sie immer gesagt sie sind eine kleine Firma, sie können sich kein Rennsportprogramm leisten», erinnert sich Aston Martin Racing-Gründer und der heutige Aston Martin-Chef David Richards an die Anfänge. Doch Richards liess nicht locker. Schliesslich erhielt er die Lizenz für Aston Martin Racing für zehn Jahre, musste das Programm aber aus der eigenen Tasche finanzieren, von Aston Martin kam kein Pfund. «Dann kam der DB9 auf den Markt und wir wussten, dass wir mit diesem Auto etwas machen mussten. Es war einfach eine zu grossartige Plattform. Wir haben das Rennauto gebaut und der Rest ist Geschichte. Es waren zehn Jahre mit Höhen und mit Tiefen, aber die Höhen überwiegen und wir hatten einige sehr tolle Rennen miteinander.»
Ein Highlight aus zehn Jahren Aston Martin Racing zu benennen, fällt dem Chef schwer. «Es ist unmöglich einen speziellen Moment aus den letzten Jahren auszusuchen. Aber die Begeisterung der Fans zu sehen, als wir 2005 mit Aston Martin nach Le Mans zurückgekehrt sind, war schon ein sehr besonderer Moment.»
Aston Martin Racing hatte seinen ersten Renneinsatz 2005 bei den 12h von Sebring, das wir gleichzeitig auch das Renndebüt des DBR9. Gleich bei der Premiere fuhren Darren Turner, David Brabham und Stephane Ortelli zum ersten Sieg. Die grössten Siege mit dem DBR9 erreicht AMR mit den Klassensiegen in Le Mans 2007 und 2008.
In 2009 stieg Aston Martin Racing mit dem Lola-Aston Martin, den Aston Martin intern als DBR1/2 bezeichnet in die LMP1-Klasse auf und gewann die Le Mans Series. Der LMP1 wurde von dem Sechs-Liter-V12-Motor aus dem DBR9 angetrieben.
2011 machte Aston Martin Racing dann den vermeintlich nächsten Schritt mit dem AMR-One, einem offenen LMP1 mit Sechszylinder-Reihenmotor. Der AMR-One war ein Rohrkrepierer, unzuverlässig, langsam und dazu nicht besonders ansehnlich. Nach einem blamablen Auftritt in Le Mans beerdigte Aston Martin den LMP1, dessen Chassis allerdings im Pescarolo 03 und im Deltawing ein zweites und drittes Leben bekam. Aston Martin Racing wendet sich wieder der Kernkompetenz zu und startete ab 2012 in der GT-Klasse der FIA WEC mit dem Vantage GTE.
Ein Fahrer ist seit dem Beginn des Teams dabei: Darren Turner startete für Prodrive, die Firma hinter Aston Martin Racing, bereits mit dem Ferrari 550 Maranello, war Entwicklungsfahrer für den DBR9 und ist heute noch gemeinsam mit Stefan Mücke die Speerspritze von Aston Martin Racing. Darren Turner: «Es war eine absolute tolle Zeit mit Aston Martin Racing und erinnere mich noch gut an den ersten Test mit dem DBR9. Es war nur ein Shakedown, aber das Auto hat sich gleich grossartig angefühlt. Das Le-Mans-Wochenende 2007, als wir gewonnen haben, werde ich nie vergessen. Es lief dort einfach alles perfekt. Wir waren 2006 schon nah am Sieg, aber 2007 hat dann alles gepasst. Wenn man auf die letzten zehn Jahre zurückblickt, was das schon ein enormer Erfolg. Es gab Höhen und Tiefen, aber die erfolgreichen Momente überwiegen. Wir sind ein kleines Team, aber wir kämpfen uns immer nach vorn.»
Erfolgreichstes Produkt von Aston Martin Racing bleibt der DBR9, der ebenfalls heute seinen 10. Geburtstag feiert. Anders als oft behauptet, hat Aston Martin Racing von dem V12-Frontmotor-Renner insgesamt 18 Exemplare gebaut.
Vom Werksteam Aston Martin Racing wurde der DBR9 zwischen 2005 und 2008 in der ALMS, der FIA GT und in Le Mans eingesetzt. In der FIA GT gelang 2006 der Sieg bei der «Tourist Trophy» in Silverstone, dazu gewann das Werksteam 2007 und 2008 die GT1-Klasse der 24h von Le Mans. Der Sieg bei den 12h von Sebring 2005 war einer von sechs Klassensiegen in der ALMS.
Wer mehr über den DBR9 und die Anfangstage von Aston Martin Racing erfahren möchte, dem sei das herausragende Buch «Aston Martin DBR9 – The Defintive History» an Herz gelegt.