Toyota in Brasilien: Markentitel nur noch Formsache
Toyota ist fast am Ziel
In Japan herrscht glühende Verehrung für den Sportwagensport im Gesamten und für die 24h von Le Mans im Speziellen, die Ergebnisse entsprachen abgesehen vom Le-Mans-Sieg von Mazda 1991 in den vergangenen Dekaden nicht dem teilweise beträchtlichem Aufwand. Das wird Toyota mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Wochenende beim Finale der Sportwagen-WM FIA WEC ändern, auch wenn die aus Köln agierenden Japaner sicherlich mit dem geringsten Budget antreten. Beim vorerst letzten Auftritt der WM in Brasilien – das Rennen ist 2015 nicht mehr im Kalender – können die Japaner die ersten Asiaten seien, die einen Sportwagen-WM-Titel holen. Vom Triumph ist Toyota schmale vier Zähler entfernt. Der Sieg in der Markenwertung ist für die drei beteiligten Hersteller von hoher Bedeutung: Der Markentitel zählt im Marketing mehr als der Fahrertitel, ausserdem überwiesen die Hersteller die Kleinigkeit von 360.000 Euro Nenngeld an die FIA, um in der Markenwertung punkteberechtigt zu sein.
«Die Saison ist nicht zu Ende bis wir die Markenwertung gewonnen haben», sagt der neue Sportwagen-Weltmeister Sébastien Buemi. «Das ist nun das noch fehlende Puzzlestück und das ist ganz klar unser Ziel an diesem Wochenende. Wir waren in den beiden vergangenen Jahren in Interlagos schnell unterwegs und die Strecke kommt offenbar unserem Hybridsystem sehr entgegen. Es ist sicherlich spannend zu sehen, welche Auswirkungen der neue Asphalt hat. Aber ich bin mir sicher, dass wir dort um die Spitze kämpfen.»
Heiss und Regen?
Zwar ist Porsche in Brasilien durchaus zuzutrauen, Toyota das Leben schwer zu machen, aber einzig Audi hat die mikroskopische Minimalchance, Toyota den Titel noch abspenstig zu machen. Das ist zwar nur graue Theorie, aber chancenlos dürften die Audi R18 e-tron quattro in Brasilien unter bestimmten Bedingungen nicht sein. Das Rennen findet drei Monate später statt als im vergangenen Jahr. Auf der Südhalbkugel heisst das, es ist bedeutend wärmer und auch das Niederschlagsrisiko ist hoch. In Sachen Reifenmanagement und Strategie muss man immer mit Audi rechnen, auch wenn deren Chancen bei trockener Strecke kaum besser sein dürften als bei den drei Rennen zuletzt, als kein Audi-Fahrer den Sprung auf das Podium schaffte.
GT-Markenwertung noch offen
Die Markenwertung der LMP1-Klasse ist eine von vier Wertungen, die beim Finale in Brasilien noch entschieden wird. Auch in der GT-Klasse ist die Herstellerwertung noch offen, realistisch ist Ferrari der Titel allerdings nicht mehr zu nehmen. Porsche hat 25 Punkte Rückstand, 44 Punkte sind beim Finale noch zu gewinnen.
Porsche-Motorsportchef Dr. Frank-Steffen Walliser flüchtet sich in Zweckoptimismus. «In einem Sechsstundenrennen kann viel passieren, noch dazu auf einer so anspruchsvollen Strecke. Wir nehmen die Herausforderung an, und sollte sich für uns doch noch eine Chance ergeben, wollen wir auf jeden Fall bereit sein.»
Offener Kampf in der LMP2-Klasse
Spannend ist die Fahrer- und die Teamwertung in der LMP2-Klasse. Nach einem dramatischen Rennen in Bahrain, als Serge Zlobin (SMP-Oreca-Nissan) nach einem frühen Problem des G-Drive-Ligier-Nissan schon als vorzeitiger Weltcup-Sieger aussah, dreht sich Bild, als der SMP-Oreca in der letzten Rennstunde ausschied und das G-Drive-Trio Pla/Canal/Rusinov den Russen in der Wertung vor dem Finale noch überholt.
Der Kampf um die LMP2-Titel ist das spannendste Titelduell in Sao Paulo, denn G-Drive und SMP sind nur durch acht Punkte getrennt.