6 Stunden am Nürburgring: Doppelsieg für Porsche
Es ist geschafft: Schwarz/weiss karierte Flagge für den Porsche von Timo Bernhard/Mark Webber/Brendon Hartley
Das war ein Rennen ganz nach dem Geschmack des Zuffenhausener Sportwagenherstellers Porsche. Beim ersten Auftritt der FIA WEC auf dem Nürburgring gab es einen Doppelsieg für die Mannschaft von LMP1-Chef Fritz Enzinger. Mark Webber siegte zusammen mit seinen Wagenpartnern Timo Bernhard und Brendon Hartley vor dem Schwesterauto von Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb. «Endlich mein erster Sieg für Porsche. Nachdem wir bei einigen Rennen in der Vergangenheit Pech gehabt hatten, waren wir heute einfach mal dran», freute sich Webber über den Triumph.
Nichts konnte die 919 Hybrid an diesem Wochenende in der Eifel aufhalten. Und dass, obwohl beide Wagen aus Weissach nicht unbeschadet durch das Rennen kamen. Am Siegerwagen löste sich zu Rennbeginn ein Windabweiser an der Frontpartie. «Das war eine schwierige Situation. Denn ich konnte dadurch nicht mehr den Speed des anderen Porsche mitgehen. Die Balance des Autos hatte sich etwas verschoben», erkläre Timo Bernhard nach dem Rennen. Nachdem die Fronthaube getauscht wurde, konnte der Wagen wieder Vollgas geben und schliesslich mit Rundenvorsprung zum Sieg fahren.
Denn auch der andere Porsche musste zwischenzeitig Federn lassen. Am 919 Hybrid von Dumas, Jani und Marc Lieb bereitete ein Überwachungssensor Probleme. So verbrauchte der Wagen pro Runde mehr Benzin als vom Reglement erlaubt. Drei Stop&Go-Strafen von fünf, 30 und 60 Sekunden waren die Folge. Mehr als der zweite Platz hinter den Schwesterauto war dadurch nicht zu holen.
Schlüssel zum souveränen Triumph war sicherlich der neue High-Downforce-Kit, den Porsche für die letzten fünf Rennen der Saison 2015 entwickelt hatte. Das Paket funktionierte ausgezeichnet. Die 919 Hybrid fuhren wie auf Schienen durch die Eifel. Folge: Der Reifenverschleiss, der noch zu Beginn des Jahres Probleme bereitete, konnte minimiert werden. So hielten die Wagen über den gesamten Stint ihren Speed und die Konkurrenz hatte keine Chance.
Mit den Plätzen drei und vier betrieb man im Audi-Lager noch Schadensbegrenzung. Denn Marcel Fässler, André Lotterer und Benoit Tréluyer bleiben zur Halbzeit der Sportwagen-Weltmeisterschaft (FIA WEC) weiter Tabellenführer. Erstmals musste sich das Trio in diesem Jahr bei einem 6-Stunden-Rennen geschlagen geben. «Heute war einfach nicht unser Tag. Wir hatten nicht die Pace für ein besseres Resultat. Deswegen können wir mit Platz drei zufrieden sein», resümierte Benoit Tréluyer nach den Rennen. Teamkollege André Lotterer ergänzte: «Zu Rennmitte waren wir eigentlich sehr stark. Doch dann taten wir uns schwer. Wir haben jetzt ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Denn wir müssen herausfinden, warum das so war.» Auch bei Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich löste das Resultat keine Jubelstürme aus: «Gerne hätten wir wie zu Saisonbeginn auch bei unserem Heimspiel vor grossem Publikum um den Sieg gekämpft. Wir mussten aber akzeptieren, dass Porsche heute stärker war», gratulierte er den konzerninternen Rivalen von Porsche zum Heimsieg.
Für die Toyota-Truppe reichte es in der Eifel nur zu den Plätzen fünf und sechs. Die beiden TS040 Hybrid waren zu keiner Zeit des Rennens in der Lage den Speed der Porsche oder Audi mitzugehen. Am Ende hatten Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima drei Runden Rückstand auf die Sieger. Der Wagen von Alexander Wurz, Stéphane Sarrazin und Mike Conway büsste sogar vier Runden ein. Dabei liefen die Fahrzeuge technisch einwandfrei. Sébastien Buemi: «Wir haben alles gegeben, was wir konnten und nie die Konzentration verloren. Deswegen bin ich mit dem Ergebnis einigermassen zufrieden. Jetzt blicken wir auf die nächsten Rennen und schauen, welche Möglichkeiten sich dort ergeben», bilanzierte Sportwagen-Weltmeister Sébastien Buemi.
Bei den privaten LMP1 besiegte der CLM P1/01 des Team Bykolles erstmals die Wagen von Rebellion Racing. «Jeder weiss, dass wir letztes Jahr eine sehr schwere Saison hatten. So haben wir uns dieses Jahr voll auf die Weiterentwicklung des Autos konzentriert. Wir haben ein neues Getriebe und ein neues Differenzial. Dazu kommt, dass wir vor dem Rennen hier am Nürburgring nochmals die Aerodynamik komplett überarbeitet haben. Alles scheint zu funktionieren. Und deswegen sind wir sehr glücklich mit dem Ergebnis», freute sich Pierre Kaffer, der den Wagen mit Simon Trummer fuhr.
In drei Wochen steht das fünfte Saisonrennen der FIA WEC in Austin/USA an. Auch diese Strecke ist ein High-Downfoce-Kurs und sollte somit dem Porsche wie auf den Leib geschneidert sein. In den Jahren 2013 und 2014 gewann dort jeweils Audi.
Wie das Rennen im Detail lief, kann hier nachgelesen werden.
Die erste Rennhälfte
Die zweite Rennhälfte