Allan McNish: Formel-1-Titelkampf ist noch offen
Allan McNish: «Wenn ich Hamilton wäre, würde ich mich darauf konzentrieren, das Start-Problem aus der Welt zu schaffen»
Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda brachte es auf den Punkt, als er zusammenfasste: «33 WM-Punkte sind eine Menge, und es wird für Lewis Hamilton schwierig, diesen Vorsprung von Nico Rosberg wieder aufzuholen.» Doch der dreifache Champion warnte auch: «Es ist erst vorbei, wenn es wirklich vorbei ist.» Das heisst: Noch ist im Kampf um die WM-Krone nicht das letzte Wort gesprochen – in den letzten vier Grands Prix der Saison kann sich das Blatt durchaus noch wenden.
Genau das stellt auch der ehemalige Profi-Rennfahrer und heutige BBC-Experte Allan McNish in seiner jüngsten Kolumne in den Mittelpunkt. Der ehemalige GP-Pilot, der in den Langstreckensport wechselte, bevor er seinen Rennfahrer-Helm nach der Saison 2013 endgültig an den Nagel hängte, warnt: «Wir haben von Rosberg schon schockierende Rennen wie jenes in Monaco erlebt, in denen er einfach nicht in Form war.»
Der Schotte betont aber auch: «Und wir haben auch von Hamilton schon Rennwochenenden gesehen, an denen er einfach nicht auf der Höhe war – wie etwa in Singapur, wo er erwartungsgemäss hätte stark sein sollen.» Er ist sich sicher, dass Hamilton an seinen Starts arbeiten muss, will er in diesem Jahr seinen vierten WM-Titel holen.
«Die Starts waren in diesem Jahr die grosse Schwäche von Mercedes. Und aus irgendeinem Grund hat Hamilton, der schon fünf Starts in diesem Jahr verpatzte, damit mehr Probleme als Rosberg, der in diesem Jahr drei Mal schlecht weggekommen ist», erzählt McNish, und fügt an: «Wenn ich Hamilton wäre, würde ich mich darauf konzentrieren, dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Denn er braucht vier gute Starts in den letzten vier Grands Prix der Saison.»
McNish ist überzeugt: «Wenn Hamilton das gelingt, kann er die restlichen vier Rennen für sich entscheiden – mehr liegt sowieso nicht in seiner Hand. Er muss abwarten und schauen, was in seinem Rückspiegel passiert.»
Und der 46-Jährige lobt Rosberg für seine Entscheidung, sich immer nur auf das jeweils nächste Rennen zu konzentrieren: «Wenn man sich jedes Rennwochenende auf den Sieg konzentriert und diesen holt, dann kommt der WM-Titel von alleine. Man muss nicht auf die Gesamtwertung schauen, sondern auf die Rennen, denn die machen den Titel am Ende aus.»
Und McNish verrät: «Ich ging während meiner Karriere wie Rosberg vor. Das musste ich erst lernen, denn als ich jünger war, hätte ich viel zu weit nach vorne geblickt, wenn ich die Chance zum Titel gehabt hätte. Aber die Formel 1 ist eine Weltmeisterschaft. Die besten Fahrer der Welt messen sich und der Schnellste wird am Ende des Jahres zum Meister gekürt. Mir kann keiner erzählen, dass er in einer solchen Situation nicht nervös wäre.»