Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

In Abu Dhabi beschämt: Ferrari mit zwei Gesichtern

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel beim WM-Finale von Abu Dhabi um 20 Sekunden distanziert, Kimi Räikkönen 45 Sekunden hinter dem Mercedes von Valtteri Bottas – beschämend. Ferrari ist ein Team mit zwei Gesichern.

Das WM-Finale von Abu Dhabi passt zur zweiten Saisonhälfte von Ferrari: Gegen Mercedes war wenig auszurichten. Es passt zur ganzen Saison der Italiener, dass sich Teamchef Maurizio Arrivabene schützend vor seine Truppe stellt, wenn er in Arabien festhält: «Auch wenn uns dieses Ergebnis nicht zufriedenstellen kann, so müssen wir doch unterstreichen – Überholen ist auf dieser Bahn nur beim Start oder im Rahmen der Boxenstopps möglich. Wir haben das Potenzial des SH70H erst in den letzten Runden gesehen. Das ganze Team, an der Piste wie zuhause in Maranello, hat wie immer das Maximum gegeben. Jetzt schauen wir in Demut und Entschlossenheit nach vorne und sind schon ganz auf 2018 konzentriert.»

Doch der mangelnde Speed des Ferrari im Renntrimm kann nicht alleine dem Pistenlayout angelastet werden. Das weiss auch Marco Tronchetti Provera, der 69jährige Konzernchef von Formel-1-Alleinausrüster Pirelli.

Der Uniabsolvent mit Fachrichtung Wirtschaft an der Universität Luigi Bocconi in Mailand heiratete 1978 Cecilia Pirelli, die Tochter von Leopoldo Pirelli (Enkel des Firmengründers Giovanni Battista Pirelli) – 1992 hatte sich Provara bis an die Spitze des Reifenherstellers hoch gearbeitet, sein Sanierungsprogramm (nach Schulden in Höhe von damals mehr als 1 Mia Mark) gilt bis heute als vorbildlich.

Wegen Geschäftsterminen ist der Mailänder dieses Mal dem WM-Finale ferngeblieben. Aber im Radiosender GR Parlamento fasste der Spitzenmanager zusammen: «Ferrari hat in dieser Saison zwei Gesichter gezeigt. Im ersten Teil des Jahres hatte der Rennstall ein konkurrenfähiges Auto. Im zweiten Saisonteil haben wir einige unglückliche Vorkommnisse erlebt und die Auswirkungen eines noch neuen Reglements.»

Provera weist darauf hin, was Mercedes-Teamchef Toto Wolff so umrissen hat: «Im ersten Teil der Saison haben wir uns schwergetan, das volle Potenzial des Wagens zu erschliessen. Das lief ab Sommer besser.»

Auch in Abu Dhabi wurde im Fahrerlager über das Säbelrasseln von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne diskutiert. Der Firmenchef hatte gesagt: «Wenn sich der Sport ab 2021 in eine andere Richtung bewegt, also wir das vorstellen, dann wird das zu gewissen Entscheidungen zwingen. Wenn wir den Eindruck erhalten, die Rahmenbedingungen seien der Marke Ferrari nicht förderlich, wenn die einzigartige Stellung von Ferrari nicht gestärkt wird, dann wird Ferrari da nicht mitmachen. Die Formel 1 gehört zur DNA von Ferrari. Aber wenn der Rahmen des GP-Sport so verändert wird, dass wir ihn letztlich nicht wiedererkennen, dann spielen wir nicht mehr mit.»

Marco Tronchetti Provera zu einem möglichen Formel-1-Ausstieg von Ferrari: «Einen solchen Schritt halte ich für sehr weit entfernt, und das ist auch gut so, weil das eine Vorstellung ist, die den meisten Sportfans nicht gefällt. Ferrari und die Formel 1 sind doch eine unzertrennliche Einheit.»

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