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Historie GP-Motoren: Von TAG-Porsche bis TAG Heuer

Kolumne von Mathias Brunner
​Der 1,6-Liter-V6-Turbomotor von Renault im Red Bull Racing-Renner heisst seit der Saison 2016 TAG Heuer. Ungewöhnliche Motorbezeichnungen sind in der Formel 1 seit vielen Jahren Tradition.

Was drauf steht, muss nicht unbedingt drin sein: In der Formel 1 hat es immer wieder Triebwerke gegeben, die einen anderen Namen erhalten haben. Jüngstes Beispiel ist jener 1,6-Liter-V6-Turbomotor von Renault, der seit 2016 im Heck der Red Bull Racing-Rennwagen unter der Bezeichnung TAG Heuer arbeitet.

Hier ein kleiner Rundgang durch die jüngere Formel-1-Historie in Sachen Motoren unter anderem Namen.

2001 hiessen die Dreiliter-V10-Motoren von Ferrari bei Prost Acer, den Deal mit der taiwanesischen Computerfirma hatte der damalige Ferrari-Teamchef Jean Todt (heute FIA-Präsident) eingefädelt.

2001 (mit Arrows) und 2002 (mit Minardi) gab es in der Formel 1 so genannte Asiatech-Triebwerke, die nichts Anderes waren als frühere V10-Herzen von Peugeot. Asiatech ging auf die japanische Firma Asia Motor Technologies zurück, die Peugeot nach deren Rückzug aus dem GP-Sport das Motorkontingent abkaufte und (mit mässigem Erfolg) in Eigenregie weiterentwickelte.

Giancarlo Minardi nannte Ford Zetec-R-Motoren im Jahre 2000 Fondmetal (für die italienische Felgenfirma und den finanziellen Einsatz von Firmenchef Gabriele Rumi), ein Jahr darauf, das Team war nun im Besitz des Australiers Paul Stoddart, nannte der Melbournian seine Dreiliter-Cosworth «European» – wie die eigene Fluggesellschaft.

Das Technikunternehmen Mecachrome (Hauptsitz in Montreal, Betrieb jedoch in Frankreich) machte sich als Lieferant von Motorteilen einen Namen. Als sich Renault nach dem Gewinn von fünf Formel-1-Weltmeisterschaften mit Ablauf der Saison 1997 vorübergehend aus der Formel 1 zurückzog, übernahm Mecachrome 1998 die erfolgreichen Renault-Motoren und bereitete sie für zwei Kundenteams vor, Williams und Benetton.

Megatron hiessen die BMW-Turbomotoren 1987 und 1988. Auf Ende 1986 hatte BMW seinen Rückzug aus dem GP-Sport bekanntgegeben. Da der damalige Arrows-Teamchef Jackie Oliver für 1987 ohne Motor dastand, überredete er seinen Hauptsponsor USF&F (United States Fidelity & Guaranty, eine Versicherungsgesellschaft), die BMW-1,5-Liter-Turbos zu kaufen und sie von seiner Tochterfirma Megatron entwickeln zu lassen. Gewartet wurden die Motoren vom bekannten Schweizer Rennmotorenspezialist Heini Mader. Neben Arrows fuhr 1987 auch Ligier mit Megatron-Motoren, 1988 war es nur noch Arrows, ab 1989 wurde in der Formel 1 wieder mit Saugmotoren gefahren.

1988 taufte Teamchef Enzo Osella seine in die Jahre gekommenden Alfa-Romeo-Aggregate schlicht Osella.

Sauber überzeugte zur Saison 1997 hin seinen malaysischen Sponsor Petronas, die Leasing-Gebühr für die Ferrari-Triebwerke zu übernehmen. Petronas willigte unter der Bedingung ein, dass die Motoren unter eigenem Namen laufen – damit war der Petronas 3.0 V10 geboren. Bis einschliesslich 2005 hiessen die Ferrari-Motoren (Dreiliter-V10) in den Sauber-Boliden Petronas.

In die Abteilung Katastrophe gehörte jener Zwölfzylindermotor, den Subaru im Herbst 1987 beim früheren Alfa-Rennchef Carlo Chiti und dessen Firma Motori Moderni in Auftrag gegeben hatte. 1989 war der Motor fertig und wurde in einem Minardi getestet. Teamchef Giancarlo Minardi war skeptisch und sagte «no, grazie». Enzo Coloni war da weniger wählerisch. Obschon der Subaru der schwerste F1-Motor war und 100 PS weniger leistete als die Klassenbesten. Das Ergebnis war absehbar: Coloni fuhr hinterher, Subaru zog die Reissleine und stieg aus.

Benetton trat von 1998 bis 2000 mit Motoren an, die Playlife hiessen, eine Modemarke aus dem Hause Benetton. In Wahrheit handelte es sich um Renault-Motoren.

1999 verwendeten Williams und British American Racing (BAR) Renault-Motoren, die Supertec hiessen, 2000 trat Arrows mit Supertec-Aggregaten an. Supertec war eine Abkürzung von Flavio Briatores Firma Super Performance Competition. Supertec vertrieb jene Renault-Motoren, die bei Mecachrome aufgebaut wurden. Die gleichen Motoren hiessen in den Benetton-Rennern Playlife.

Die Firma Techniques d’Avant Garde (TAG) von Mansour Ojjeh aus Saudi-Arabien hatte in den 80er Jahren bei Porsche jenen Turbo-Motor finanziert, mit dem McLaren, Niki Lauda und Alain Prost in der Folge zu fünf WM-Titeln fuhren – mit dem TAG-Turbo «made by Porsche». Niki Lauda wurde Fahrer-Weltmeister 1984, Prost holte die Titel 1985 und 1986. McLaren gewann mit dem TAG-Turbo die Markentitel 1984 und 1985.

Damit schliesst sich dann der Kreis – von TAG-Porsche zu TAG Heuer.

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