Ross Brawn: «Ferrari-Abgang wäre eine Tragödie»
Ross Brawn mit F1-Boss Chase Carey
Die Pläne der Formel-1-Bosse und der Verantwortlichen des Automobilweltverbands FIA für die Zukunft der Königsklasse waren das Gesprächsthema Nummer 1 im Fahrerlager von Bahrain. Billiger, nachhaltiger und spannender, das soll der Sport gemäss Marschplan werden, über die Details haben die Teamchefs kollektives Schweigen vereinbart, erste Einzelheiten machten dennoch gleich nach dem Ende der Sitzung die Runde.
So soll die anvisierte Budgetobergrenze, die ab 2021 eingeführt werden soll, bei 150 Millionen Doller liegen. Die grosse Frage dabei ist jedoch, was bei dieser – verhältnismässig bescheidenen Zahl – alles mitgezählt wird. Deshalb erwartet nicht nur McLaren-Renndirektor Eric Boullier viele Diskussionen in den nächsten Wochen. Auch die Experten sind überzeugt, dass die Richtung, in die sich die Königsklasse entwickeln soll, noch viel zu reden geben wird.
In einem Interview mit Sky-Experte Martin Brundle verriet Formel-1-Sportchef Ross Brawn: «Wir haben den Teams unsere Ideen präsentiert und sie gebeten, diese sorgfältig zu prüfen. Neu war dabei die Einnahmeverteilung und unsere Ansichten zum Budgetdeckel, den wir nun endlich auf dem Tisch liegen haben. Ich werde keine Zahlen nennen, denn diese stehen immer noch zur Diskussion.»
Ziel der ganzen Übung sei es, den Sport zu verbessern, beteuert der Brite. Wir wollen das Geschäftsmodell nachhaltiger und zukunftsfähiger gestalten, die Leistungsdichte im Feld erhöhen und eine unglaublich spannende Show liefern. Wir denken, das ist sehr wichtig, ungeachtet der Frage, wie gross das richtige Budget in der Formel 1 sein soll. Ich denke, wir werden dadurch mehr Wettbewerb sehen und Teams mit besseren Geschäftsmodellen erleben, und wir werden einen besseren Sport haben.»
Brawn betonte auf Nachfrage auch, wie wichtig es den Formel-1-Bossen ist, Ferrari an Bord zu halten. Denn Ferrari-Oberhaupt Sergio Marchionne hatte mehrfach unmissverständlich klar gemacht, der Königsklasse den Rücken zu kehren, sollte sich der Sport nicht in die richtige Richtung bewegen. Der illustre Italo-Kanadier weiss, dass die finanziellen und strukturellen Privilegien der Scuderia auf dem Spiel stehen.
«Wir müssen diese Einzelheiten mit den Teams besprechen und es wäre nicht fair von mir, wenn ich zu diesem Zeitpunkt Stellung dazu nehme», winkte Brawn erst ab, nur um eilends anzufügen: «Wir wollen Ferrari in der Formel 1 halten. Es ist ein grossartiges historisches Team und wir wollen sicherstellen, dass es Teil der Königsklasse bleibt. Es wäre eine Tragödie, wenn Ferrari gehen würde.»