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Neues Rätsel Racing-Raritäten: Walross will Anschluss

Von Mathias Brunner
​​​​​​Unser neues Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt einen Rennwagen, den nur seine Techniker schön finden konnten. Auf welcher Rennstrecke und wann ist das Bild entstanden? Machen auch Sie mit!

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der US-Amerikaner Svede Savage in einem Antares-Eagle, beim Training zum Indy 500 des Jahres 1972. Das Rennauto mit dem offiziellen Namen «Michner Petroleum Antares»-Eagle war ein seltsames Fahrzeug. Es gilt als der erste, am Computer entworfene Indy-Renner, ein Werk der beiden General-Motors-Ingenieure Mike Pocabello und Don Gates. Angeblich soll dieser Wagen auch als erster seiner Art mit einem Datenaufzeichnungsgerät bestückt worden sein, das erste Fahrzeug ferner, das Verbundstoff-Elemente aufwies. Schneller wurde das Auto, das mit ganz verschiedenen, skurrilen Nasenformen bestückt wurde, dadurch aber nicht. Savage war mit dem abgebildeten Wagen zu langsam und qualifizierte sich mit einem Michner-Eagle mit anderer Frontpartie.

Pocabello und Gates versuchten, Bodeneffekt zu erzeugen wie sie es zuvor im CanAm-Programm für Chaparral getan hatten. Doch Flügelanordnung und Saugnapfwirkung liessen sich beim IndyCar nicht wie erwünscht umsetzen. Der Wagen, der ein wenig wie ein umgekehrtes Boot wirkte, war eine aerodynamische Enttäuschung. Das Chassis wurde später umgebaut und bei zahlreichen IndyCar-Rennen eingesetzt – in klassischer Ausführung.

David Earl Savage junior, der seinen Namen erhielt, weil ihm aufgrund seiner blonden Haare schwedische Wurzeln angedichtet wurden, war einer der vielversprechendsten jungen Piloten, ein Schützling des legendären Dan Gurney. Savage arbeitete sich von Seifenkistenrennen über Quarter-Midgets und Motorradrennen bis in Stock-Cars hoch, unter der weisen Führung von Gurney trat er in der damals grandiosen TransAm-Serie an. Schon 1970 sass er im IndyCar und gewann in Phoenix.

Im März 1971 klopfte das Schicksal erstmals an die Tür: Schwerer Unfall auf dem Ontario Motor Speedway, als der Gaszug seines Formel-5000-Eagle klemmte. Savage erlitt lebensbedrohliche Kopfverletzungen. Im August 1971 sass er wieder im TransAm-Auto, als sei nie etwas gewesen.
 
Mit Antares wurde das nichts beim Indy 500 der Saison 1972: Nach nur sechs Runden war der Kaliformier nicht mehr im Rennen. 1973 wurde es aber viel schlimmer: Den ganzen Monat Mai über war Svede in einem STP-Eagle einer der schnellsten Piloten im bekanntesten Oval der Welt. In Runde 58 verlor er die Kontrolle über sein Auto und prallte mit fast unvermindertem Tempo innen an die Begrenzungsmauer. Der fast voll getankte Wagen explodierte und wurde auseinander gerissen, Savage sass –  bei vollem Bewusstsein – im Freien, brennend. Die Bilder des Unfalls sind grauenvoll.
 
Um Savage zur Hilfe zu eilen, rannte Team-Mitglied Armando Teran durch die Boxengasse und wurde von einem Feuerwehrauto niedergestreckt, Teran war auf der Stelle tot.
 
33 Tage nach dem Unfall verstarb Svede Savage im Methodist Hospital. Damals hiess es, die Todesursache seien Komplikationen der Funktionen von Lunge und Nieren gewesen. Aber Rennarzt Steve Olvey enthüllte später in seinem (sehr zu empfehlenden) Buch «Rapid Response», Savage habe eine Blutkonserve erhalten, die unrein war, Savage sein an Lungenversagen aufgrund von Hepatitis B verstorben. 
 
Savage hinterliess Gattin Sheryl, welche mit einer zweiten Tochter schwanger war.

Zum neuen Rätsel: Seien wir ehrlich – das ist ein Auto, das nur seine Techniker schön finden können. Aber Funktion kommt bekanntlich in der Formel 1 vor Form. Das Walross suchte freilich vergeblich nach Anschluss.

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