Sauber 2019: Wer neben Kimi Räikkönen fahren wird
Der im Juli 2018 verstorbene Sergio Marchionne brachte Alfa Romeo in die Formel 1 zurück
Seit Juli war davon gemunkelt worden, nun ist es offiziell: Der junge Monegasse Charles Leclerc wird vom Sauber-Fahrer zum Ferrari-Werkspiloten befördert. Viele Insider glaubten – damit schicke Ferrari seinen GP-Goldtimer Kimi Räikkönen in Rente. Weit gefehlt! Der Finne hat für zwei Jahre bei jenem Rennstall unterschrieben, wo er 2001 seine grosse Karriere begann, bei Sauber.
Nach dieser Knallermeldung muss die nächste logische Frage lauten: Wer fährt 2019 an der Seite des Finnen? Die Antwort liegt vielleicht in einer Aussage des früheren Fiat-CEO Sergio Marchionne, der vor einem Jahr festgehalten hatte: «Wir suchen nach Mitteln und Wegen, die tolle Marke Alfa Romeo in den Formel-1-Sport zurückzubringen. Alfa Romeo könnte zum Brutkasten junger Nachwuchsrennfahrer von Ferrari werden.»
Ende November 2017 setzte Marchionne seinen Plan um: Alfa Romeo wurde zum neuen Titelsponsor des Sauber-Rennstalls. Marchionne platzierte Charles Leclerc ins Auto neben Marcus Ericsson, mit der Absicht, den vielversprechenden Monegassen für 2019 von Sauber in den Ferrari zu bringen.
Nachdem Marchionne im Juli 2018 verstarb, wollte sein Nachfolger John Elkann die Pläne des Fiat-Sanierers nicht auf den Kopf stellen. Sergio Marchionne hatte mit Leclerc einen kugelsicheren Vertrag gemacht. Viele Formel-1-Fans fragten sich jedoch: Wenn klar war, dass Leclerc zu Ferrari kommt, und wenn das Kimi am Monza-Wochenende mitgeteilt wurde, wieso dauerte es dann gut eine Woche, bis es verkündet wurde?
Die Antwort ist einfach: Weil der Schachzug Kimi Räikkönen zu Sauber eingefädelt werden musste. Und weil Sergio Marchionne 2019 bei Sauber einen weiteren Ferrari-Zögling ausbilden wollte – den Italiener Antonio Giovinazzi.
Doch wie geht drei in zwei? Wenn Räikkönen neben Giovinazzi für Sauber fahren soll, was ist dann mit Marcus Ericsson? Gilt der Nordländer aufgrund der schwedischen Investoren im Hintergrund von Sauber nicht als gesetzt?
Fakt ist: Ericsson fährt in seiner vierten Saison für Sauber, er hat sich mit Leclerc als Messlatte gesteigert. Er ist vier Mal in die Punkte gefahren und hat sechs Punkte erobert. Leclerc kam fünf Mal in die Top-Ten und eroberte dreizehn Zähler. Der Schwede sagt: «Ich will beweisen, dass ich meinen Platz in der Formel 1 verdiene. Aber im GP-Sport kannst du dir nie sicher sein, bevor du unterschrieben hast. Gute Leistungen sind sicher die beste Art, mich zu empfehlen.»
Hinter den Schweizer Besitzern von Sauber stehen schwedische Investoren. Müsste das Ericsson seinen Platz damit nicht auf sicher haben? Diese Frage ist berechtigt, basiert aber auf einer falschen Annahme. Ja, hinter der Schweizer Investment-Firma Longbow, die Peter Sauber und Monisha Kaltenborn im Juli 2016 den Rennstall abgekauft haben, stehen Investoren aus Schweden. Ein Teil davon begleitet Marcus Ericsson seit vielen Jahren. Doch der Kauf von Sauber geht über die Karriere von Ericsson hinaus. Das Team wird als längerfristiges Investment angesehen, und die Besitzer knüpfen diese Investition nicht an die Laufbahn eines Piloten.
Gemäss unseren Informationen hat Sauber-Teamchef Frédéric Vasseur in Sachen Piloten das letzte Wort. Es hält sich jedoch hartnäckig das Gerücht, wonach Ferrari aufgrund der Zusammenarbeit über Alfa Romeo das Sagen über ein Cockpit habe. Wie gross der Einfluss von Longbow und von Ferrari dabei ist, kann nur der Franzose selber beantworten, tut er aber nicht. Ein Sauber-Insider: «Vasseur bleibt undurchsichtig. Ich würde nicht mit ihm am gleichen Pokertisch sitzen wollen.» Der Franzose hat immer gesagt, Sauber sei finanziell gut genug aufgestellt, um auf Bezahlfahrer verzichten zu können, darüber hinaus sei es seine Aufgabe, die besten beiden erhältlichen Fahrer in den Wagen zu setzen. Mein Kollege Franco Nugnes der italienischen motorsport.com vermutet: Marchionne hatte mit Sauber bereits ausgehandelt, dass Giovinazzi dort 2019 fährt. Angeblich wurde Giovinazzi den Investoren von Sauber mit der Aussicht schmackhaft gemacht, gleichzeitig einen Weltmeister ins Auto setzen zu können – Kimi Räikkönen. Der Finne soll weltweiter Markenbotschafter von Alfa Romeo werden. Und Räikkönen im Cockpit erzeugt mehr Medienaufmerksamkeit als Ericsson. Das habe die Hintermänner von Sauber überzeugt.