Die FIA wird ein Zeichen setzen
Domenicali sagt an, wer siegen darf
Die verbotene Stallorder hat also wieder einmal zugeschlagen. Eigentlich nichts Besonderes. Das gab es auch nach dem Österreich-Desaster mehrfach, oft werden wir es noch nicht einmal mitbekommen haben.
Das Verbot der Stallorder ist sowieso ein fragwürdiger Artikel im Reglement und dazu noch schwer zu kontrollieren.
Ferrari hat nicht nur gegen das Verbot der Stallorder verstossen, sie haben das Regelwerk lächerlich gemacht. Sie haben vor den Augen der Weltöffentlichkeit demonstriert, dass sie sich an die Regeln nicht gebunden fühlen, getreu dem Motto, «man kann uns eh nichts beweisen!» Eindeutige Funksprüche bis hin zur Entschuldigung bei Massa, Lügen vor TV-Mikrophonen, bei denen sich die Interviewten bald vor Lachen nicht halten konnten, Gesichter, die Bände sprechen. Domenicali erklärte die Notwendigkeit der Massnahme, aber natürlich auch, dass es sich dabei nicht um Stallorder gehandelt hat.
Es wurden schon Verbrecher, die die Tat bis zuletzt leugneten, wegen weit weniger eindeutiger Indizien verurteilt. Es gab ja dann auch die Strafe über 100.000,- $ und den Hinweis, diesen Fall nochmals zu behandeln.
Hier wird die FIA ein Zeichen für die Zukunft setzen. Belässt sie es bei dem für Formel 1-Verhältnisse lächerlich geringen Betrag ohne weitere Konsequenzen, dann gibt sie einen Freibrief für zukünftige Manipulationen des Reglements, die nicht 1:1 nachweisbar sind, wie beispielsweise einen Frühstart. Denn ein wohl organisiertes Team hat im Budget mögliche Strafen einkalkuliert.
Schmeisst sie beide Ferrari aus der Wertung von Hockenheim, hat sie bewiesen, dass sie die Sporthoheit sind, diejenigen, die die Regeln machen und deren Einhaltung überwachen.
So oder so, es geht in dem Fall einzig und allein um die Glaubwürdigkeit der Regelmacher. Noch ist die Chance da, sie zu bewahren.
Und eigentlich hat auch Jean Todt eine vielleicht einmalige Chance. Er kann zwar nicht alleine irgendwelche Urteile fällen, aber ein Wertungsausschluss von Ferrari würde auch viele seiner Kritiker verstummen lassen, die ihn im Amt als FIA-Präsident wegen seiner Vergangenheit als Ferrari-Rennleiter für befangen halten.
Und dann könnte sich das World Council nach der Saison auch einmal neue Gedanken über den Sinn dieser Regel machen. Aber darum geht es im Moment nicht!