Formel-E-Boss Agag: Nehmt den Teams die Macht weg
Alejandro Agag
Sebastian Vettel machte einen schönen Vorschlag: «Lasst uns abstimmen, dass wir nicht mehr abstimmen und stattdessen die ganze Macht an Ross abgeben.»
Ross ist Ross Brawn, der Formel-1-Sportchef. Vettel sprach damit am Freitag in Spielberg eine unfassbar nervige und alberne Situation der Königsklasse an: Es wird über alles abgestimmt, weil alle mitreden wollen und vor allem können.
Am Freitag trafen sich die Teams, um darüber abzustimmen, ob die Reifen so bleiben, wie sie sind oder ob es zu den Pneus von 2018 zurückgeht. 5:5 ging die Abstimmung aus, abgelehnt also.
Eine Kehrtwende zu den alten Reifen hätte möglicherweise dazu geführt, dass die Rennen wieder ausgeglichener und spannender werden, denn offenbar kann nur Mercedes mit ihnen richtig umgehen. Heißt: Es wird wohl bei der gähnenden Langeweile bleiben.
Andere Rennserien schütteln mit dem Kopf, wenn sie sehen, wie in der Formel 1 Entscheidungen getroffen werden. «Was in der Formel 1 passiert, ist der Fehler der Teams. Die FIA oder der Promotor sind dafür nicht verantwortlich», sagt zum Beispiel Alejandro Agag, Chef der Elektrorennserie Formel E.
Man mag von der Serie halten, was man will: In dieser Saison gab es in den ersten acht Rennen acht verschiedene Sieger. Von diesen Zuständen kann die Formel 1 in Zeiten einer erdrückenden Mercedes-Dominanz nur träumen.
Die Teams hätten ihre eigenen Interessen, was völlig legitim sei, so Agag. Problematisch wird es aber, wenn die Teams diese Interessen in Abstimmungen einbringen, bei denen es um die Zukunft des Sports geht.
«Die FIA sollte zusammen mit dem Promoter die Entscheidungen treffen», sagte Agag: «Wenn ich Chase Carey wäre, würde ich mir das anschauen und mich fragen: ‚Ohn Mein Gott, wie kann ich das lösen? Mir gehört der Zirkus, aber ich kann die Show nicht ändern‘.»