Lewis Hamilton: Ferrari-Philosophie ist nicht gut
Lewis Hamilton
Es war eine schöne Geste, als Lewis Hamilton in Singapur bei den Interviews nach dem Rennen zu Sebastian Vettel und dem Deutschen zu seinem Sieg gratulierte. Es war sein erster nach 392 Tagen.
Er nahm ein wenig Wind aus der Diskussion um seine Position bei Ferrari, die nach dem Strategie-Desaster von Russland wieder Fahrt aufnahm.
Hamilton hält sich zurück, was die Lage Vettels bei den Roten betrifft. «Über seine Situation bei Ferrari würde ich mir nie eine öffentliche Meinung erlauben. Er fühlte sich bestimmt monatelang nicht wohl, wenn neben ihm ein neuer starker Mann auftaucht. Ferrari hatte immer die Philosophie, mit einer Nummer 1 und einer Nummer 2 anzutreten. Ich glaube, das ist keine gute Philosophie», sagte Hamilton dem Blick.
Ist es bei Mercedes großartig anders? Das von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff genutzte Wort «Wingman» hängt Hamiltons Teamkollegen Valtteri Bottas heute noch nach. Man muss dazu sagen: Der Finne tut selbst zu wenig, um seinem Stallrivalen den Status streitig zu machen.
Hamilton erklärt seinen eigenen Ansatz: «Als ich 2013 zu Mercedes kam, sagte ich sofort, ich will nicht die Nummer 1 sein. Ich will nur das gleiche Material und die gleichen Chancen haben wie mein Teamkollege. Ich wusste, wenn ich hart arbeite und den besseren Job mache, gewinne ich. Das ist noch heute meine gedankliche Ausrichtung.»
Teamgeist gibt es demnach auch, wenn Bottas dann doch mal vor ihm durchs Ziel fährt. «Ein 1-2-Erfolg ist stets gut für alle. Mein Job ist immer, Leistung abzuliefern. Und das heißt nicht immer siegen. Das muss man akzeptieren...»
Durch den Kommandostand «geschenkte» Siege «machen auch mir keinen Spaß, aber sie helfen, Titel zu gewinnen. Und da regiert nur der Toto bei uns. Überhaupt gehört das Vertrauen dazu, wenn sie dir von den Boxen zu einer Strategie raten, die du eigentlich gar nicht verstehst», sagte Hamilton.
Sein Verhältnis zu Bottas? «Sehr gut, wenn ich da etwas zurückdenke», sagte Hamilton und meint das angespannte Verhältnis zu Nico Rosberg. «Kein Thema für mich. Der hat sich als Weltmeister sofort verabschiedet und gibt jetzt manchmal Kommentare ab, die ich zwar übermittelt bekomme, aber nicht erwidere.»