Zuschauerzahlen: Formel 1 verteidigt PayTV-Trend
Hohe Qualität: Die PayTV-Sender leisten gute Arbeit in der Formel 1
Man muss schon genau hinschauen, um die von der Formel-1-Führung veröffentlichten Zuschauerzahlen richtig deuten zu können. Denn die gängige Kennzahl der Unique Viewers wird im Gegensatz zu früher erst im dritten Abschnitt der Pressemitteilung erwähnt. Darin erfährt der aufmerksame Leser, dass die Formel 1 im Vorjahresvergleich weltweit einen «leichten Rückgang» von 3,9 Prozent verzeichnet und 471 Millionen Unique Viewers erreicht hat.
Der «leichte Rückgang» bedeutet also: 2019 verzeichnete der Sport einen Rückgang 19,2 Millionen Unique Viewers. Das erstaunt nicht, schliesslich setzte die F1-Führung um Chase Carey den PayTV-Trend fort, den bereits Vorgänger Bernie Ecclestone verfolgt hatte.
Unter dem Baumeister der modernen Formel 1 wurde etwa der Deal mit Sky in Grossbritannien abgeschlossen, der dem PayTV die exklusiven Rechte für die Übertragung aller Rennen mit Ausnahme des Heim-GP in Silverstone zusichert. Dies alleine führte in Grossbritannien zu einem Zuschauerrückgang von 8,6 Millionen im vergangenen Jahr.
Die neuen GP-Zirkusdirektoren taten es dem geschäftstüchtigen Ecclestone gleich und schlossen 2018 einen ähnlichen Vertrag mit Sky Italia ab. Auch in Frankreich wurde der Exklusivvertrag von PayTV-Sender Canal+ verlängert. GP-Veteran Alain Prost erklärte trocken: «Früher hatten wir bei TF1 acht Millionen Fans vor den Fernsehschirmen, nun sind es auf Canal+ 750.000.»
Im Independent-Gespräch räumt F1-Medienrechtsexperte Ian Holmes ein: «Natürlich erreicht man ein grösseres Publikum mit den FreeTV-Kanälen, aber es wäre zu stark vereinfacht, wenn man nur diesen Aspekt betrachtet. Klar, es spielen auch kommerzielle Faktoren eine Rolle, aber genauso wichtig ist die Frage, welche Zuschauer man über welche Kanäle erreicht.»
Ausserdem sei die Qualität der PayTV-Berichterstattung ein Argument, das für die Strategie der Formel-1-Verantwortlichen spreche. «Sky und Canal+ verbessern ihre Berichterstattung stetig und sie machen einen fantastischen Job», lobt Holmes.