Frentzen, Schumacher & Co.: Formel-1-Stars in der DTM
Heinz-Harald Frentzen und Ralf Schumacher
Robert Kubica wagt mit 35 Jahren noch einmal einen Wechsel: Der Pole fährt 2020 mit dem BMW-Kundenteam ART in der DTM. «Ich bin sicher, dass wir in der DTM gemeinsam viel erreichen können. Natürlich müssen wir im Vergleich zu den renommierten DTM-Teams noch Erfahrung sammeln, doch wir werden hart arbeiten, um uns kontinuierlich zu steigern. Ich kann es kaum erwarten, in der DTM zu starten», sagte Kubica. Er ist nicht der erste Formel-1-Fahrer, der im Herbst der Karriere in der DTM andockt.
«Tatsächlich hat unsere Serie eine lange und illustre Geschichte als Anziehungspunkt für F1-Fahrer – darunter Rennsieger wie Mika Häkkinen, Keke Rosberg und David Coulthard – und die Ankunft von Robert setzt diese Tradition fort», sagte DTM-Chef Gerhard Berger: «Wie seine Grand-Prix-Vorgänger jeweils festgestellt haben, herrscht in der DTM ein unglaublich enger Wettbewerb. Das ist keine leichte Herausforderung.» Das haben auch Kubicas Vorgänger erfahren müssen. Wir zeigen einige von ihnen.
Der letzte Fahrer, der vor Kubica den Schritt ging, war Timo Glock. Er ist immer noch aktiv, wird 2020 sogar BMW-Kollege von Kubica, ist allerdings im Werkskader. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde sein Vertrag 2012 bei Marussia aufgelöst, weshalb er nach 91 Formel-1-Rennen für Jordan, Toyota, Virgin und Marussia 2013 eine neue Herausforderung suchte.
Er tat sich mit der Umstellung anfangs schwer, hat sich aber inzwischen im Kreis der Topfahrer etabliert. Fünf Siege hat er auf dem Konto, 2020 will er im Titelkampf eine gewichtige Rolle spielen.
Paul di Resta arbeitete sich über die DTM in die Königsklasse hoch, nach seinem Titel 2010 wechselte er in die Formel 1 zu Force India. Nach drei Jahren und 121 Punkten war allerdings wieder Schluss, weshalb der Schotte zur Saison 2014 wieder in die DTM zu Mercedes zurückkehrte und 2018 noch einmal lange um den Titel mitfahren konnte.
2019 ging er nach dem Ausstieg der Stuttgarter zu Neueinsteiger Aston Martin, kehrte der DTM nach dem Ausstieg der Briten aber endgültig den Rücken.
Jean Alesi blickte auf immerhin 201 Formel-1-Rennen, unter anderem für Ferrari und Benetton, zurück, als er zur Saison 2002 in die DTM zu Mercedes wechselte. Dort avancierte der Franzose schnell zum Publikumsliebling. Er feierte vier Rennsiege, beendete aber 2006 seine DTM-Karriere, nachdem er nur noch ein Vorjahresauto bekam.
Mit Ralf Schumacher kam 2008 ein großer Name in die DTM. Der Bruder von Rekordweltmeister Michael Schumacher ging für Mercedes an den Start, konnte in seinen insgesamt fünf Jahren im Tourenwagen die Erwartungen aber nie wirklich erfüllen. Er blieb in 52 Rennen ohne Siege, Gesamtplatz acht war seine beste Ausbeute. Nach der Saison 2012 beendete er seine Karriere.
Noch ein großer Name: 246 Rennen absolvierte David Coulthard in der Formel 1 zwischen 1994 und 2008, gewann 13 und wurde 2001 Vizeweltmeister. In der DTM zeigte er ein gänzlich anderes Bild, fuhr drei Jahre lang für Mercedes, allerdings zumeist hinterher. Zwei Mal belegte er den 16. und ein Mal den 15. Gesamtplatz, nach der Saison 2012 hörte er auf. Ein Aushängeschild der Serie war der Schotte in dieser Zeit trotzdem.
Auch Heinz-Harald Frentzen war in der Formel 1 erfolgreich unterwegs, er gewann drei Rennen und wurde 1997 sogar Vizeweltmeister, nachdem Michael Schumacher aus der WM-Wertung genommen wurde. 2004 ging er in die DTM, fuhr zwei Jahre lang für Opel und ein Jahr für Audi. In 31 Rennen blieb er sieglos. Denkwürdig sein Abgang, als er sich über die Behandlung bei Audi echauffierte und die Abschlussfeier schwänzte. Und weg war er.
Mit Mika Häkkinen kam 2005 ein echter Hochkaräter in die DTM, immerhin war der Finne zweimaliger Formel-1-Weltmeister, dazu als langjähriger Gegenspieler von Michael Schumacher in Deutschland ein bekanntes (und beliebtes) Gesicht. Er holte bereits in seinem dritten Rennen den ersten Sieg. In seinen drei Jahren mischte er mit den Gesamtplätzen fünf, sechs und acht ordentlich mit, feierte drei Siege und sechs Podiumsplätze.
In seinem letzten Jahr 2007 kassierte er nach einem Manöver gegen Audi-Konkurrent Martin Tomczyk die damalige Rekordstrafe (22.000 Euro Geldstrafe), außerdem musste er im nächsten Rennen zehn Startplätze zurück. Eine Strafe, die ihm den Spaß am Rennen fahren nahm, wie er erklärte. Nach der Saison hörte er endgültig auf.
Auch in der ersten Phase der DTM bis 1996 gab es einige Wechsler. Keke Rosberg zum Beispiel hinterließ doppelte Spuren in der DTM. Der Vater von Nico Rosberg gewann 1982 den WM-Titel in der Formel 1 und beendete 1986 seine Karriere in der Königsklasse. Sechs Jahre später tauchte er in der DTM wieder auf, fuhr insgesamt vier Jahre lang, feierte dabei einen Sieg und gründete 1994 zudem sein gleichnamiges Rennteam, das heute noch in der DTM unterwegs ist und 2017 und 2019 mit René Rast den Fahrer- und Teamtitel holte.
Hätten Sie es gewusst? Bernd Schneider hatte auch eine Formel-1-Karriere vor seiner DTM-Laufbahn. Er war von 1988 bis 1990 in der Königsklasse dabei, qualifizierte sich für Zakspeed und Arrows aber lediglich für neun Rennen. In den 90er Jahren startete er dann im Tourenwagen durch, wurde insgesamt fünf Mal Champion (Rekord) und feierte 43 Siege (ebenfalls Rekord).
Der heutige RTL-Experte Christian Danner fuhr von 1985 bis 1989 immerhin 36 Rennen in der Formel 1, allerdings stets mit technisch unterlegenen Autos, er kam nur 15 Mal ins Ziel und holte lediglich vier WM-Punkte. Erfolgreicher lief es in der DTM, wo er in 139 Rennen fünf Siege feierte.