Formel 1: Nächste Verstappen-Strafe kommt

Vorgezogene Sommerpause: Was erlaubt und verboten ist

Von Mathias Brunner
So sieht es bald in allen Formel-1-Werken aus

So sieht es bald in allen Formel-1-Werken aus

​Wegen der Coronakrise hat die Formel 1 die übliche Sommerpause vom August vorgezogen: Die Rennställe ziehen diese Pause für März und April vor. Aber die Arbeit wird nicht komplett ruhen.

Formel-1-CEO Chase Carey hat gehandelt, im Einvernehmen mit dem Autosport-Weltverband FIA und den zehn Rennställen: Die übliche Sommerpause im August wird vorgezogen, die Werke machen im März und April dicht. Dies für mehr Spielraum im Sommer, wenn die Königsklass so viele WM-Läufe wie möglich nachholen will, die gegenwärtig wegen der Coronakrise nicht stattfinden können.

Beim Thema Sommerpause fragen uns die Leser immer wieder: Ruht wirklich im Rennwagenwerk die ganze Arbeit? Antwort: nein.

Haas-Teamchef Günther Steiner hat dazu festgehalten: «Im Grunde ist es ganz einfach. Alle Arbeiten am Wagen sind während der Pause untersagt. Es gibt keine Entwicklung. Es gibt keine Herstellung. Aber die administrative Seite ruht natürlich nicht. Immerhin musst du ja weiterhin deine Rechnungen bezahlen und dich um die Gehälter der Angestellten kümmern.»

Was anders ist als in früheren Pausen: Als Massnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus arbeiten so viele Fachkräfte wie möglich zuhause.

Die Sommerpause – 2020 eher die Frühlingspause – wurde eingeführt, um den von rund 20 Saisonrennen geschundeten Mitarbeitern eine Verschnaufpause zu gönnen und ihnen Zeit mit ihren Liebsten zu lassen. Vor Jahren hat die damalige FOTA (Formula One Team Association) eine Selbstbeschränkung eingeführt, die Werke machten so gut wie dicht, seit 2014 ist die Sommerpause im Sportreglement der Formel 1 verankert.

Um die Aussagen von Günther Steiner zu verfeinern: Alles, was mit dem Einsatz eines Rennwagens oder dessen Leistungsfähigkeit zu tun hat, ist untersagt. Es werden keine Teile hergestellt, auch nicht bei Drittfirmen. Es dürfen keine Autos aufgebaut werden. Es gibt keine Windkanalarbeiten für diesjährige oder künftige Rennautos, die Computer für Flussberechnungen hören auf zu surren. Das Management darf keine Arbeiten vornehmen, was den Einsatz des Teams am Rennort betrifft, wie etwa Flug- oder Hotelbuchungen.

Und was ist erlaubt? Fremdaufträge von Kunden im eigenen Windkanal wären gestattet. An der Infrastruktur darf ebenfalls gearbeitet werden – an Gebäuden oder im Bereich IT, auch am Windkanal. Dazu alle Administrativ-Arbeiten, wie sie der Südtiroler Steiner erläutert hat.

Gemäss Reglement ist also klar, was getan werden darf und was nicht. Die logische Folgefrage: Wer kontrolliert das eigentlich? Wir haben vor einigen Jahren bei der FIA nachgehakt. Ein ranghoher Funkionär sagte damals: «Niemand. Es gibt keine Stichproben, es gibt keine Einsicht ins Werk. Wir müssen darauf vertrauen, dass sich die Teamchefs als Verantwortliche ans Reglement halten.»

Wir haben uns auch bei den Teams umgehört. Der Tenor: Eine Kontrolle ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und es ist höchst fraglich, ob sich alle in den vergangenen Jahren wirklich im vollen Umfang an die Pause gehalten haben. Es ist auffällig, dass im Laufe der vergangenen Jahre das eine oder andere Team nicht eben schwächer aus der Sommerpause zurückgekommen ist. Das nährt bei den Gegnern den Verdacht – stand dort die Arbeit wirklich still?

Ein langjähriger Formel-1-Mitarbeiter warnt: «Natürlich habe auch ich meine Zweifel, dass sich alle an die Sommerpause halten. Selbst wenn es Stichproben im Werk gäbe – wer will denn kontrollieren, was Mitarbeiter zuhause machen? Aber hier zu tricksen, birgt grosse Risiken, so dass man sich das wirklich gut überlegen sollte. Die grösste Gefahr, erwischt zu werden, sind für mich die so genannten Whistleblower: Zwischen den Rennställen kommt es jeweils zu zahlreichen Wechseln beim Personal, und da kann es leicht mal einen Mitarbeiter geben, der die Firma im Groll verlässt und sein früheres Team verpfeifen könnte. Oder es könnte ein Leck bei Drittfirmen entstehen, bei Unternehmen, die für verschiedene Rennställe arbeiten. Erwischt zu werden, wäre für die ganze Formel 1 und ganz besonders fürs betreffende Team überaus peinlich. Potenzielle Whistleblower sind für die FIA die beste Versicherung, dass sich die Rennställe an die Vorschriften halten.»

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

Das ursprüngliche WM-Programm

15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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