MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Unser neues Rätsel Racing-Raritäten: Flügel gestutzt

Von Mathias Brunner
​​​​​Das Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt einen Fahrer, dem in der Formel 1 zunächst die Flügel gestutzt wurden, der danach aber so richtig durchstartete. Wer ist das? Wo und wann ist das Bild entstanden?

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die Lösung vom letzten Mal: Der Niederländer Gijs van Lennep, zu sehen im Grossen Preis der Niederlande 1971 in Zandvoort, er wurde mit seinem Surtees Achter. Der Titel des Rätsels, «auf Sand gebaut», bezog sich auf die Rennstrecke in den Dünen. Der zweite Tipp lautete: «Er holte im Langstreckensport nach, was ihm in der Formel 1 verwehrt geblieben ist.» Dies ein Hinweis auf die magere Ausbeute im GP-Sport, dafür gewann van Lennep zwei Mal in Le Mans, 1971 und 1976.

Jonkheer Gijsbert (kurz: Gijs) van Lennep wurde als Adeliger geboren. Jonkheer ist in den Niederlanden und Belgien das Prädikat für den so genannten untitulierten Adel, für Adelige also, die keinen Titel führen dürfen. Diese niedrigste Stufe des Adels hat nur das Recht, den Zusatz «von» im Namen zu führen, abgesehen davon entsprechen die Rechte dem Bürgertum. Die Zugehörigkeit zum untitulierten Adel kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise entstehen – durch Abstieg, also Verlust von Titel durch Urteil, Armut oder Unglück; oder durch Aufstieg, durch Erhebung eines Bürgers in ein Amt wie des Herolds.

Gijs folgte der klassischen Rennsportleiter der 50er Jahre – Formel V, Formel 3, gleichzeitig wurde der gelernte Speditionskaufmann zu einem der besten Sportwagenfahrer des Landes und siegte regelmässig mit einem Porsche Carrera 6. Seine Einsätze waren so eindrucksvoll, dass Porsche die Weichen stellte, um ihn in einen der mächtigen 917 zu setzen. Höhepunkt: 1971 gewann er mit Dr. Helmut Marko die 24 Stunden von Le Mans.

Der Sieg hing am seidenen Faden. Van Lennep erinnert sich: «Wir fuhren das Experimental-Chassis aus Magnesium. Auch neu waren die gelochten Bremsscheiben. Die Langheck-917 unserer Porsche-Stallgefährten waren deutlich schneller, hatten aber alle Probleme. Um vier Uhr früh lagen Helmut und ich in Führung. Alles lief super, bis vier Stunden vor Schluss. Da entstanden Risse in den Bremsscheiben. Unser Team-Manager erklärte uns: ‘Bremst halt weniger.’ Und so haben wir den Wagen wie ein rohes Ei ins Ziel getragen. Wir schlichen nur noch herum. Unser Glück war, dass auch die Autos der direkten Gegner angeschlagen waren.»

Der Distanzrekord von Marko/van Lennep – 5335 Kilometer mit einem Schnitt von 222 km/h – sollte bis ins Jahr 2010 Bestand haben.

Eine ganze Weile fuhr van Lennep zweigleisig – Einsitzer und Sportprototypen. 1972 wurde er europäischer Formel-5000-Meister. 1973 gewann er an der Seite von Herbert Müller die Targa Florio.

1974 wurde van Lennep zusammen mit Müller Le-Mans-Zweiter hinter dem Matra von Henri Pescarolo und Gérard Larrousse, 1976 gewann der den Langstreckenklassiker ein zweites Mal, nun an der Seite von Jacky Ickx, in einem Porsche 936. Van Lennep selber hat diesen Sieg immer als den grössten seiner Karriere bezeichnet.

Aber auch dieser Triumph war nicht frei von Drama. «Wir hatten ein Problem mit der Einspritzpumpe, Jacky musste am Rande der Rennstrecke anhalten. Er konnte den Wagen wieder in Gang bringen und langsam zur Box zurückrollen. Dann entstanden Schwierigkeiten mit dem Auspuff, der Turbo gab nicht mehr volle Leistung ab. Das Team hat dann in einer längeren Pause Lader und Auspuff gewechselt. Die Mechaniker mussten mit glühend heissen Teilen umgehen. Zum Glück war unser Vorsprung so gross, elf Runden, dass wir die Führung trotz dieser Reparatur behielten.»

Kurze Zeit nach dem Le-Mans-Sieg 1976 hängte der Jonkheer seinen Helm an den Nagel. «Ich war der Meinung, dass ich sehr viel Glück gehabt hatte und fand, es sei nun genug.»

Van Lennep trat in der Formel-1-WM nur zu zehn GP-Wochenenden an, acht Mal schaffte er die Qualifikation fürs Rennen. Für Frank Williams wurde er 1973 in Zandvoort Sechster, einen WM-Punkt gab es auch 1975 auf dem Nürburgring, in einem Ensign.

Damit zum neuen Rätsel: Dieser Fahrer begann in der Formel 1 sehr bescheiden und fuhr später für zwei sehr berühmte Marken.

Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

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