Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Red Bull Racing, AlphaTauri: Welche Motoren 2022?

Von Mathias Brunner
Honda verlässt Ende 2021 die Formel 1

Honda verlässt Ende 2021 die Formel 1

​Honda baut über die Saison 2021 hinaus keine Formel-1-Motoren mehr. Logische Frage: Mit welchen Triebwerken werden die beiden Red Bull-Teams Red Bull Racing und AlphaTauri ab 2022 antreten?

Es erscheint auf den ersten Blick seltsam: In einer Phase, in welcher Honda in der Formel 1 wieder in Schwung kommt und mit Red Bull Racing sowie AlphaTauri Rennen gewinnt, ausgerechnet jetzt geben die Japaner bekannt – Ende 2021 ist Schluss mit Formel 1.

Es gibt zwei Gründe für das Verlassen der Formel-1-Bühne: Grund 1 ist die Coronakrise, welche Honda so wie alle Automobilhersteller vor grosse wirtschaftliche Probleme stellt. Grund 2 ist die Entwicklung von Triebwerkskonzepten der Zukunft. Honda will, dass im Jahre 2030 zwei von drei verkauften Autos einen Elektro-Antrieb haben.

Sportlich haben sich die Japaner bei ihrer Rückkehr 2015 sehr schwer getan: Neunter Schlussrang 2015 mit McLaren, sechster Platz 2016, wieder Neunte 2017. Dann war die Ehe so zerrüttet, dass Honda schon damals mit einem Ausstieg liebäugelte. Die Japaner konnten zum Weitermachen überredet werden, als Motorenpartner von Toro Rosso 2018, mit der Chance, ab 2019 mit Red Bull Racing zu arbeiten und mit Max Verstappen um Siege und Titel mitzureden.

Honda hat mit den beiden Red Bull-Teams grosse Fortschritte erreicht. Das liegt vor allem an einem gesunden Arbeitsklima und grossen Fortschritten mit dem 1,6-Liter-V6-Turbomotor. Der Aufwand ist gewaltig: Angeblich hat sich Honda das jüngste Engagement in der Königsklasse bislang mehr als eine Milliarde Euro kosten lassen. Fünf Grand-Prix-Siege (vier mit Max Verstappen und Red Bull Racing, einer mit Pierre Gasly und AlphaTauri) sind ermutigend, lassen sich aber nicht als gesunde Aufwand- und Ertragsrechnung bezeichnen.

Mit dem Spargedanken verständigten sich die vier Formel-1-Motorenhersteller Mercedes, Renault, Ferrari und Honda auf eine gemässigte Entwicklung. Das schränkte allerdings den Spielraum der Japaner ein, Boden auf den Klassenbesten Mercedes gutzumachen.

In 17 Monaten beginnt die Formel-1-Saison 2022. Die Formel 1 fährt dann mit komplett neuen Rennwagen, die Boliden rollen auf Niederquerschnittreifen. Aber mit welchen Motoren sollen Red Bull Racing und AlphaTauri antreten?

Red Bull Racing wollte keine Kundenmotoren, und nur das konnten Mercedes, Ferrari und Renault bieten. RBR-Teamchef Christian Horner: «Honda hingegen ist ein vollwertiger Partner.»

Gegen die Lösung Mercedes spricht überdies, dass die Marke mit dem Stern ab 2021 schon mit vier Rennställen arbeitet – Mercedes-Motoren laufen dann im Werksrennwagen, im McLaren, im Williams und im Aston Martin (heute Racing Point).

Renault war jahrelang Motorenpartner von Red Bull Racing. Von 2007 bis 2013 wurde mit einem 2,4-Liter-V8 der Franzosen gefahren, dann gingen Red Bull Racing und Renault gemeinsam in die Turbohybrid-Ära, von 2014 bis Ende 2018. Toro Rosso fuhr mit dem V6-Turbo von Renault 2014 bis 2017.

Obschon mit Sebastian Vettel von 2010 bis 2013 vier Fahrer-WM-Titel gewonnen wurden und vier Konstrukteurs-Pokale obendrein, fühlte sich Renault als Partner immer zu wenig wertgeschätzt. Zuletzt war das Bündnis von gegenseitigen Anschuldigungen geprägt. Red Bull Racing war enttäuscht, dass die Franzosen den Einstieg in die neue Turbohybrid-Ära ab 2014 verschlafen hatten. Mercedes hatte seine Hausaufgaben wesentlich besser gemacht und zehrt noch heute von diesem Vorsprung. Als seitens Red Bull Racing berechtige Kritik laut wurde, reagierten die Franzosen beleidigt. Stand heute: Für eine neue Partnerschaft müsste sehr viel Porzellan gekittet werden.

Bei Ferrari herrscht der gleiche Respekt wie bei Mercedes – ein Chassis von Red Bull Racing ist fast in jedem Jahr eine Siegergarantie. Jeder kann sich das Geschrei in Italien vorstellen, wenn die Werksautos von Ferrari von einem Kunden namens Red Bull Racing bezwungen würden.

Zudem musste Ferrari nach Ausbau fragwürdiger Motorenlösungen eine Leistungseinbusse hinnehmen, der Motor gilt heute als der schwächste im Feld. Ferrari setzt 1,6-Liter-V6-Turbos in drei verschiedenen Rennwagen ein: Ferrari, Haas, Alfa Romeo.

Die Formel 1 hat vorgesorgt, wenn einer der vier Motorenhersteller den Sport verlässt und deren Rennstallpartner ohne Triebwerke dazustehen drohen. Im Reglement ist aus diesem Grund verankert: Der Hersteller mit den wenigsten Motoren ist zur Lieferung verpflichtet.

Das wäre Renault: Die Franzosen arbeiten derzeit und auch 2021 nur mit dem eigenen Werkswagen.

Und was ist mit einem ganz anderen Motorenhersteller? Das Beispiel Honda wirkt abschreckend. Abgesehen von der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit eines Formel-1-Engagements muss jedem Autohersteller zu denken geben, wie lange Honda brauchte, um einen standfesten und konkurrenzfähigen Motor zu entwickeln. Die heuten F1-Motorenhersteller sprachen von einer Vorlaufzeit von mindestens zwei Jahren, um diese Antriebseinheiten zu entwickeln. Eine Firma, die schon 2022 kommen soll, müsste also längst an der Arbeit sein.

Gerade vor dem Hintergrund wirtschaftlicher schwerer See wegen der Coronakrise ist es schwer vorstellbar, dass wir bald einen neuen Motorenhersteller begrüssen; zumal 2026 ein anderes Triebwerkskonzept kommen wird, das heute noch nicht definiert ist. Kein vernünftiger Vorstand würde die Finanzierung eines GP-Motors gutheissen, der nur vier Jahre lang im Einsatz ist.

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