Horror-Crash Alex Zanardi: Lkw-Fahrer ist entlastet
Alex Zanardi 2019 in Japan
Der beliebte Vollblut-Racer und Paralympics-Sieger Alex Zanardi hatte am 19. Juni 2020 bei Pienza die Kontrolle über sein Handbike verloren und zog sich bei der Kollision mit einem entgegenkommenden Lastwagen schwere Kopfverletzungen zu, der Bologneser schwebte zwischen Leben und Tod.
Im Krankenhaus Santa Maria alle Scotte von Siena musste der 53jährige Italiener drei Mal operiert werden. Danach wurde er am 21. Juli in die Villa Beretta verlegt, eine Reha-Klinik in Costa Masnaga, südöstlich von Como. Diese Klinik hat sich auf die Erholung von Menschen mit Hirnverletzungen spezialisiert. Dort kam es zu einer Verschlechterung des Zustands, so dass Zanardi am 24. Juli nach Mailand transportiert werden musste und erneut auf der Intensivstation lag. Im Mailänder San Raffaele kam es zu weiteren Eingriffen, wie das Krankenhaus Ende September bestätigte: «Wir haben Herrn Zanardi erneut operiert, um den Gesichtsschädel zu stabiliseren und zu rekonstruieren.»
«Zur gleichen Zeit wird Alex Zanardi einer Reha unterzogen, was die Wahrnehmung des Patienten und seine Motorik angeht. Der Patient hat begonnen, auf seine Umgebung zu reagieren. Das sind bedeutende Fortschritte. Aber vor dem Hintergrund des komplizierten Gesamtzustands des Patienten wäre es unangemessen, daraus verfrühte Schlüsse zu ziehen.»
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Siena ein Gutachten zum Unfallhergang erstellt, wie die Kollegen der Gazzetta dello Sport berichten. Der verantwortliche Sachverständige Dario Vangi kommt zum Schluss: Obschon der Lastwagen kurz vor der Kollision mit der linken Fahrzeugseite geringfügig auf die gegenüberliegende Spur geraten war, kann der Lkw-Fahrer nicht für die Kollision verantwortlich gemacht werden. Vangi basierte seine Einschätzung auch auf Videobilder einer Person, welche das Handbike-Staffelrennen mit Zanardi gefilmt hatte.
Vangi schreibt in seinem Gutachten, der Lkw-Fahrer hätte die Kollision (auf Höhe des linken Vorderrads der Zugmaschine) nicht verhindern können, obschon er die Lenkung reflexartig nach rechts verriss. Zu diesem Zeitpunkt hatte Zanardi die Kontrolle über sein Handbike verloren.
Giorgio Cavallin, Verteidiger der Familie Zanardi, argumentiert hingegen, der Lastwagen leicht auf der Spur des Handbike-Fahrers habe zu einem brüsken Lenkmanöver des Rennfahrers gezwungen, das Auslöser des Sturzes war.
Zuvor war auch vermutet worden, dass Zanardi an jener Stelle vielleicht von einer Bodenwelle überrascht worden sei. Davon ist im Gutachten von Dario Vangi jedoch nichts vermerkt.