Lewis Hamilton demütig: «Schumacher bleibt Legende»
Lewis Hamilton
91 Siege in der Formel 1, Lewis Hamilton kann es noch immer nicht fassen. Auch Stunden nach seinem siebten Saisonsieg 2020, mit welchem er die Bestmarke von Michael Schumacher eingestellt hat, sagt der Brite: «Ich weiss nicht, wie es anderen Fahrern geht, wenn sie einen Rekord erreichen, aber bei mir ist das in vollem Umfang noch nicht angekommen. Ich schätze, es wird einige Tage dauern, bis ich mir der ganzen Tragweite bewusst bin.»
«Wie jeder von uns habe ich miterlebt, wie Schumacher all diese Siege in der Königsklasse herausfuhr. Nie im Leben wäre es mir in den Sinn gekommen zu denken, dass ich eines Tages so viele Siege wie er haben würde. Zunächst bestand mein Traum darin, es überhaupt in die Formel 1 zu schaffen. Später, als ich anfing, regelmässig Rennen zu gewinnen, erlaubte ich mir den Gedanken – vielleicht schaffe ich ja eines Tages so viele Siege wie Ayrton Senna. Aber Schumacher? Dessen 91 Siege kamen mir unerreichbar vor.»
«Ich fühle in diesem Moment Demut dafür, was ich alles erreichen durfte. Einen enormen Anteil daran hat Mercedes, die mich unterstützt haben, seit ich 13 Jahre alt war. Bei all meinen 91 Siegen hatte ich Mercedes-Power im Heck.»
«Michael Schumacher bleibt einzigartig, eine Legende des Sports. Er war ein Vorbild für eine ganze Generation von Piloten, er hat verstanden, wie wichtig die körperliche Vorbereitung ist, wie sehr man sich in Details vertiefen muss, um Erfolg zu haben.»
«Es war eine unglaubliche Reise vom ersten Sieg in Kanada 2007 nun zu Sieg Nummer 91 hier am Ring. Ich hatte die Ehre, gegen grosse Gegner zu fahren. Und es wird nicht einfacher. Aber genau darin besteht auch der Reiz – sich an neuen Aufgaben zu steigern. Michael wird immer einzigartig bleiben.»
«Was viele Leute vielleicht gar nicht wissen: Ich habe bereits einen Helm von Michael! Es gab diesen ganz besonderen Moment in Abu Dhabi 2012, als ich hinüberging zum Gästebereich von Mercedes, und wir haben Helme getauscht. Für mich war das ein Moment, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Da ist ein Mann, den du als kleiner Junge im Fernsehen gesehen hast, und dann stehst du eines Tages neben ihm und tauschst Helme. Es ist ein wenig wie im Fussball, wenn die Spieler ihr Shirt tauschen – das ist ein enormes Zeichen des Respekts.»
«Nun aber eine solche Wertschätzung der Familie Schumacher zu erfahren, das erfüllt mich mit grosser Bescheidenheit und Dankbarkeit. Mick Schumacher ist nicht nur ein netter Kerl, er ist auch ein sehr vielversprechender Rennfahrer. Ich bin sehr stolz, dass ich nun zwei Helme von Michael mein Eigen nennen darf.»
Welches war für Lewis Hamilton der vielleicht schwierigste Moment in all den Jahren Formel 1? «Möglicherweise damals, als ich entschieden habe, McLaren zu verlassen und zu Mercedes zu gehen. Es gab sehr viel Kritik, die Leute glaubten, ich hätte aufs falsche Pferd gesetzt. Aber ich konnte sehen, was bei Mercedes alles aufgegleist wurde, und ich wollte Teil davon sein.»
Fühlt Lewis eine gewisse Erleichterung, dass er den Rekord nun in der Tasche hat? «Nein, so ein Gefühl spüre ich nicht. Es fällt mir schwer zu beschreiben, wie ich mich fühle. Ich denke vielmehr an die vielen Menschen, die mich auf dieser Reise begleiten. Wir bleiben konzentriert auf unser Ziel. Aber ich muss zugeben – natürlich hätte ich nicht gedacht, dass ich zu diesem Zeitpunkt der Saison einen solchen Vorsprung in der WM haben würde. Das ist schon grausames Pech für Valtteri Bottas.»
«So viele verrückte Dinge können in dieser seltsamen Saison mit der Corona-Pandemie noch passieren. Ich nehme nichts als gegeben. Ich versuche weiter, gesund zu bleiben und aus jedem Rennwochenende das Beste zu holen. Der Rest ergibt sich von selber.»
Wenn die WM normal weiterläuft, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis Lewis Hamilton seinen achten Titel sicherstellt. Aber was passiert in Sachen Siege – ist der 100. Erfolg beispielsweise ein verlockendes Ziel? Lewis weiter: «Natürlich kann ich mir weitere Ziele setzen, aber im Moment bin ich einfach dankbar, was ich alles erreichen durfte. Ich habe das beste Team hinter mir, das sich ein Rennfahrer wünschen kann. Ich liebe meinen Job, ich liebe die Herausforderung, mich an der Spitze zu behaupten. Ich weiss, dass ich älter werde. Aber im Geiste fühle ich mich jung, und so lange ich keine weissen Haare entdecke, mache ich mir keine Sorgen.»
Eifel-GP, Nürburgring
1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:35:55,073 h
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +4,470 sec
3. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +14,465
4. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +16,059
5. Carlos Sainz (E), McLaren, +21,764
6. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +22,787
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +29,791
8. Nico Hülkenberg (D), Racing Point, +31,559
9. Romain Grosjean (F), Haas, +38,019
10. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +39,112
11. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +39,688
12. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +40,518
13. Kevin Magnussen (DK), Haas, +47,732
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +52,986
15. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +53,544
Out
Lando Norris (GB), McLaren, Motor
Alex Albon (T), Red Bull Racing, Motor
Esteban Ocon (F), Renault, Hydraulik
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, Motor
George Russell (GB), Williams, Unfall
WM-Stand nach 11 von 17 Rennen
Fahrer
1. Hamilton 230 Punkte
2. Bottas 161
3. Verstappen 147
4. Ricciardo 78
5. Pérez 68
6. Norris 65
7. Albon 64
8. Leclerc 63
9. Stroll 57
10. Gasly 53
11. Sainz 51
12. Ocon 36
13. Vettel 17
14. Kvyat 14
15. Nico Hülkenberg (D) 10
16. Giovinazzi 3
17. Räikkönen 2
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0
Marken
1. Mercedes 391
2. Red Bull Racing 211
3. Racing Point 120
4. McLaren 116
5. Renault 114
6. Ferrari 80
7. AlphaTauri 67
8. Alfa Romeo 5
9. Haas 3
10. Williams 0