Vor 7 Jahren: Schicksals-Tag für Michael Schumacher
Der Autosport-Weltverband FIA hat bei der Preisverleihung vom 18. Dezember 2020 den siebenfachen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher geehrt. Seine Ehefrau Corinna nahm in seinem Namen vom FIA-Präsidenten Jean Todt den «President Special Award» entgegen – für das langjährige karitative Engagement des Ausnahmerennfahrers.
Michael Schumacher, so begründete Todt seine Entscheidung, habe sich immer schon für Menschen eingesetzt, die es weniger gut haben. So spendete der damalige Ferrari-Star Millionen für die Opfer des verheerenden Tsunami vom 26. Dezember 2004. In seinem Namen wurde die Kampagne «Keep Fighting» gegründet, welche verschiedene Aktionen für den Guten Zweck unterstützt.
Corinna Schumacher sagte bei der Gala im Genfer Intercontinental-Hotel: «Michael hatte immer ein riesiges Herz, um etwas für Menschen in Not zu bewegen. Für ihn war das immer eine grosse Freude. Mit der Keep-Fighting-Kampagne wollen wir weiterführen, was er begonnen hat.»
Nichts könnte passender sein als die Bezeichnung «keep fighting». Denn am 29. Dezember 2020 jährt sich der folgenschwere Ski-Unfall des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher von 2013, seit dem sich Schumi ins Leben zurückkämpft – als der 91fache GP-Sieger an jenem schicksalhaften Tag am Berg Saulire zwischen der blau markierten Piste Biche und der rot markierten Piste Mauduit bei einer Traverse im Schritttempo über einen Stein stürzte und mit dem Kopf auf einen anderen Felsen prallte.
Der ehemalige Ferrari- und Mercedes-Pilot, der mit einem Kopfschutz unterwegs war, war zunächst ansprechbar, auch wenn er verwirrt wirkte. Später erklärten die Ärzte, dass Schumacher dem Helm wohl sein Leben verdanke. Um 11.50 Uhr wurde der GP-Star per Hubschrauber ins Krankenhaus nach Moutiers geflogen.
Dort blieb er allerdings nicht lange: Weil sich die Verletzungen als gefährlicher erwiesen als zunächst angenommen, wurde er in die Universitätsklinik Grenoble verlegt. Während die Polizei vor Ort die Ermittlungen zum Unfall aufnahm, wurde Schumacher nach weiteren Tests umgehend operiert. Die Ärzte teilten gleichentags mit, dass sich der Rekord-Champion in einem «kritischen Zustand» befand, nachdem er ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte, das «umgehend eine neurochirurgische Behandlung erforderte».
Tags darauf wurde die Öffentlichkeit in einer ersten Pressekonferenz der Klinik-Leitung und der verantwortlichen Ärzte des Krankenhauses in Grenoble informiert. Schumacher, der ins künstliche Koma versetzt worden war, schwebe immer noch in Lebensgefahr, teilten die Mediziner mit. Eine Prognose wollten sie nicht abgeben.
Auch Schumachers Ehefrau Corinna meldete sich zu Wort: «Wir möchten uns beim Ärzteteam bedanken, von dem wir wissen, dass es alles tut, um Michael zu helfen. Ausserdem danken wir den vielen Menschen aus der ganzen Welt, die ihr Mitgefühl ausgedrückt und beste Wünsche für Michaels Genesung übermittelt haben.»
Am gleichen Abend wurde Schumacher ein zweites Mal operiert. In diesem zweistündigen Eingriff, der ohne Komplikationen verlief, gelang es den Chirurgen, ein grosses Hämatom aus dem Gehirn des Athleten zu entfernen. Bei der zweiten Pressekonferenz am 31. Dezember 2013 informierten die Verantwortlichen, dass sich der Zustand der GP-Ikone leicht gebessert habe, Schumacher allerdings nicht ausser Lebensgefahr sei.
Schumachers Managerin Sabine Kehm präsentierte neue Details zum Unfallhergang. «Ich glaube – ich betone, ich glaube – dass Folgendes passiert ist: Michael fuhr mit der Gruppe auf normaler Piste. Dazwischen war ein Bereich mit Tiefschnee. Da fuhr Michael rein. Er war aber nicht schnell, weil er wohl einem Freund geholfen hat, der gestürzt war. Also fuhr Michael gerade wieder an, fuhr in den tiefen Schnee, hat offenbar bei der Schwungauslösung einen Felsen getroffen und dann hat es ihn hochkatapultiert und er ist mit dem Kopf voran auf einen Felsen geschlagen. Das ist eine Verkettung von extrem unglücklichen Umständen. Das ist nicht darauf zurückzuführen, dass er zu schnell war», stellte sie klar.
In den folgenden Tagen mussten sich die Schumacher-Fans und Berichterstatter mit der Information begnügen, dass der Zustand des GP-Veteranen stabil, aber kritisch sei. Die Unfallexperten bestätigten derweil, dass sich der Unfall nicht aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit ereignet habe. Zu diesem Schluss kamen sie auch aufgrund der Bilder einer Helmkamera, die Schumacher bei seinem Sturz getragen hatte.
Ende Januar 2014 wurde Schumacher aus dem künstlichen Koma geholt. Am 30. Januar teilte Sabine Kehm mit, dass man seine Narkosemittel seit kurzem reduziert habe, um ihn in einen Aufwachprozess zu überführen. Dieser könne sehr lange dauern. Die Untersuchungen zum Unfall konnten am 17. Februar 2014 abgeschlossen werden, man habe weder Fremdverschulden noch strafbares Verhalten feststellen können, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Monatelang herrschte dann Funkstille um den Gesundheitszustand des siebenfachen Weltmeisters. Erst am 4. April 2014 durften die Fans leise Hoffnung schöpfen. Denn Kehm teilte mit: «Michael macht Fortschritte auf seinem Weg. Er zeigt Momente des Bewusstseins und des Erwachens.»
Zwölf Tage später folgte die Mitteilung, dass Schumacher nicht mehr im Koma liege und die Klinik in Grenoble verlassen habe, um eine lange Phase der Rehabilitation fortzusetzen. Knapp fünf Monate später erfolgte die Heimkehr des GP-Stars. «Er hat in den vergangenen Wochen und Monaten der Schwere seiner Verletzung entsprechend Fortschritte gemacht, aber es liegt weiterhin ein langer und harter Weg vor ihm», wurde in einer offiziellen Mitteilung offenbart.
Seither geht der härteste Kampf in Schumachers Leben weiter. Über Details zum Gesundheitszustand ist so gut wie nichts bekannt. Alles was über Bestätigungen der Familie Schumacher und von seiner Managerin Sabine Kehm hinausgeht, sind Mutmassungen und Hörensagen.
Solche Spekulationen, so betonte die Managerin mehrfach, seien unverantwortlich, denn angesichts der Schwere seiner Verletzungen sei der Schutz der Privatsphäre für Schumacher sehr wichtig. «Leider führten solche Gerüchte dazu, dass viele Menschen, die ehrlich Anteil nehmen, sich falsche Hoffnungen machen.» Sabine Kehm sprach wiederholt von kleinen Fortschritten, «aber immer gemessen an der Schwere der Verletzungen».
Michael Schumacher hat 2007 gesagt: «Ich habe immer daran geglaubt, niemals aufzugeben und immer weiter zu kämpfen – auch wenn es nur die geringste Chance gibt.»