Formel-1-Wintertest Bahrain: Gewinner und Verlierer
Max Verstappen und Red Bull Racing-Honda sind in blendender Form
Vor dem Hintergrund der Coronakrise war beschlossen worden: In der Formel-1-Saison 2021 werden die gleichen Chassis verwendet wie 2020. Wer nun erwartet hätte, dass die Hackordnung in der Königsklasse ebenfalls die gleiche bliebe, wurde bei den Wintertests auf dem Bahrain International Circuit überrascht. Basierend auf den Erkenntnissen aus drei Tagen zu je acht Stunden Testarbeit lässt sich zu den zehn Rennställen Folgendes festhalten, in Reihenfolge des WM-Stand von 2020.
Mercedes
Alarmstufe rot beim Weltmeister: Der neue Wagen ist nicht der schnellste, und – noch schlimmer – er läuft auch nicht standfest. Am Freitag kostete ein Getriebeproblem einen halben Tag Arbeit, was bei einem so kurzen Test erheblich ist. Ein ähnliches Problem gab es beim Mercedes-Kunden Aston Martin. Die Fahrzeugbalance war mangelhaft (Dreher von Lewis Hamilton ins Kiesbett, weitere Zeit verloren), konnte aber am zweiten und dritten Tag verbessert werden. Das Team ist verblüfft, wieso der Wagen auf weicheren Reifen nicht markant schneller wird. Valtteri Bottas sagt: «Natürlich bluffen wir.» Ob der Finne scherzt oder nicht, wird sich zeigen. Der Eindruck ist eher: Mercedes liegt zurück und hat sehr viel Arbeit vor sich.
Red Bull Racing-Honda
Max Verstappen musste nicht einmal die weichste Reifenmischung aufziehen lassen, um Bestzeit zu erreichen. Kein Auto liegt in den Kurven so gut wie der RB16B. Der neue Honda-Motor hat an Power zugelegt und läuft standfest. Das Chassis reagiert auf jede Veränderung genau so, wie es Fahrer und Techniker erwarten. Sergio Pérez hat sich gut eingelebt. Das war ein Test, der nicht besser hätte laufen können. In dieser Form ist Red Bull Racing-Honda beim WM-Auftakt kaum zu schlagen. Max Verstappen sagt: «Es gibt für uns keine Fragezeichen.»
McLaren
Hut ab vor dem Team, wie reibungslos die Umstellung von Renault- auf Mercedes-Power geklappt hat. Der Wagen lief zuverlässig, dazu haben sich Technikchef James Key und seine Kollegen einen genialen Technik-Kniff einfallen lassen, der von der Konkurrenz nicht so leicht zu kopieren ist. Daniel Ricciardo zeigte sich in Bahrain in Podestform.
Aston Martin
Sebastian Vettel hat als Saisonziel ausgegeben, den dritten Rang bei den Konstrukteuren einzufahren. In der Form von Bahrain wird das nichts. Zahlreiche Probleme haben das Programm beschnitten – Elektrik, Getriebe, Motor. Vettel fehlen auf die direkten Gegner ungefähr 100 Runden Erfahrung, beruhigt aber: «Kein Grund zur Panik.» Lance Stroll hat das Potenzial des Autos zwischendurch angedeutet, doch Aston Martin wird sich gewaltig strecken müssen, um sich im ersten Saisonteil im Mittelfeld durchzusetzen.
Alpine
Fernando Alonso fuhr, als hätte es seine Formel-1-Pause nie gegeben. Die Franzosen tauchten mit einem der auffälligsten Technik-Details im Feld auf, einer ungewöhnlich bauchigen Motorverkleidung mit einem interessanten Lösungsansatz. Alpine zeigte solide Dauerläufe und bemerkenswerte Standfestigkeit. Das ist für den WM-Auftakt ermutigend.
Ferrari
Noch ein Rennstall, der als Ziel ausgegeben hat, WM-Rang 3 hinter Mercedes und Red Bull Racing zu erreichen. Basierend auf den Erkenntnissen der Testfahrten wird das schwierig. Der Wagen ist ohne Zweifel besser als das Modell von 2020. Aber wenn Alfa Romeo in Bahrain auf Ferrari-Niveau fährt, dann spricht so sehr für Alfa wie gegen Ferrari. Teamchef Mattia Binotto ist ermutigt, aber das wird im hart umkämpften Mittelfeld gegen starke Gegner nicht reichen.
AlphaTauri
Teamchef Franz Tost will das zweite Red Bull-Team am vorderen Ende des Mittelfelds mitmischen sehen, und der Bahrain-Test hat angedeutet – dieses Ziel ist realistisch. GP-Neuling Yuki Tsunoda hat mit der zweitschnellsten Testzeit verblüfft, der Wagen wirkt wie aus einem Guss und glänzt mit hervorragenden Handling, AlphaTauri profitiert vom neuen Honda-Motor.
Alfa Romeo
Einer der Gewinner des Bahrain-Tests. An jedem der drei Testtage tauchte ein Alfa Romeo-Fahrer unter den schnellsten Sechs auf, der bei Sauber gebaute Rennwagen ist Kilometerkönig. 2020 konnte Alfa nur Haas und Williams hinter sich lassen. Nun ist Kimi Räikkönen auf Ferrari-Niveau gefahren, also dürfen wir von Alfa Romeo 2021 einige schöne Leistungen erwarten. Der C41 ist gut ausbalanciert, braucht aber mehr Abtrieb.
Haas
Teamchef Günter Steiner hat bestätigt: «Abgesehen von einigen Neuheiten beim ersten oder zweiten Rennen wird es keine Entwicklung geben. Aus unserer Sicht ist es sinnvoller, sich ganz auf das 2022er Auto zu konzentrieren.» Haas hat nicht mal von der erlaubten Entwicklung Gebrauch gemacht, basierend auf dem so genannten Wertmarkensystem (token), mit welchem bestimmte Bereiche des Autos verbessert werden konnten. Die aus Russland finanzierten US-Amerikaner werden 2021 Schlusslicht sein, Neuling Mick Schumacher wird viel Geduld haben müssen.
Williams
Erklärtes Saisonziel: Nach dem letzten WM-Rang 2018, 2019 und 2020 will Williams vom Tabellenende weg. Mit dem Modell FW43B ist das gegen Haas durchaus zu machen. George Russell wird mit dem nach eigenen Worten «windanfälligen Wagen» einige Glanzleistungen zeigen, aber alles Andere als WM-Rang 9 wäre eine Sensation.
Bahrain-Test, Tag 3
1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:28,960 min (64 Runden) Reifenmischung C4
2. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, 1:29,053 (91) C5
3. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 1:29,611 (79) C4
4. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:29,766 (166) C5
5. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:30,025 (54) C5
6. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, 1:30,117 (158) C5
7. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:30,144 (76) C4
8. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda,1:30,187 (49) C4
9. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, 1:30,318 (78) C4
10. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, 1:30,486 (80) C3
11. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:30,661 (56) C3
12. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 1:30,828 (76) C4
13. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:31,310 (61) C3
14. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, 1:31,531 (67) C4
15. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, 1:32,053 (78) C3
16. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, 1:32,406 (86) C2
17. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:35,041 (56) C3
18. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:36,100 (80) C3
Bahrain-Test, Tag 2
1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, 1:30,289 (58 Runden) Reifenmischung C5
2. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 1:30,413 (87) C5
3. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:30,693 (71) C5
4. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:30,586 (52) C4
5. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:30,760 (125) C5
6. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, 1:30,903 (73) C5
7. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, 1:32,672 (132) C4
8. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:31,682 (117) C2
9. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:32,215 (52) C3
10. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, 1:32,339 (128) C2
11. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, 1:32,684 (57) C4
12. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, 1:32,883 (88) C3
13. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 1:33,072 (56) C3
14. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, 1:33,101 (76) C4
15. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:33,399 (58) C2
16. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:38,849 (10) Prototyp
Bahrain-Test, Tag 1
1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:30,674 (139 Runden) Reifenmischung C3
2. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:30,889 (46) C3
3. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:31,146 (129) C4
4. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:31,782 (46) Prototyp
5. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 1:31,919 (57) C3
6. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:31,945 (68) C3
7. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:32,203 (45) C2
8. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 1:32,231 (74) C3
9. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, 1:32,727 (37) C2
10. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:32,912 (42) C2
11. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, 1:33,242 (59) C3
12. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:33,320 (63) C3
13. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:33,742 (51) Prototyp
14. Roy Nissany (IL), Williams FW43B-Mercedes, 1:34,789 (83) C2
15. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, 1:34,798 (70) C3
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, 1:36,127 (15) C2
17. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, 1:36,850 (6) C2