Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Tod von Anthoine Hubert: Pierre Gasly offen wie nie

Von Andreas Reiners
Pierre Gasly an der Unfallstelle in Spa

Pierre Gasly an der Unfallstelle in Spa

Pierre Gasly hat 2019 ein äußerst schwieriges Jahr erlebt. In einem Beitrag für die «Players Tribune» schreibt er darüber – offen wie nie.

Es ist ein riesiger Unterschied, ob das Team Red Bull Racing oder AlphaTauri heißt. Pierre Gasly weiß das, er hat den Aufstieg ebenso hinter sich wie den Abstieg. 2019 war er der Nachfolger von Daniel Ricciardo, der zu Renault gewechselt war.

Der Franzose galt als Top-Talent, als Hoffnungsträger. Doch die Zeit bei Red Bull Racing stand von Anfang an unter keinem guten Stern. «Ab dem Moment, an dem ich den ersten Fehler im Auto machte, hatte ich das Gefühl, dass sich die Leute langsam von mir abwenden», erinnert sich in einem Beitrag in der «Players Tribune».

Der erste Fehler unterlief im früh, bei den Testfahrten in Barcelona baute er einen Unfall. Auch die ersten Rennen seien «schwierig» gewesen, «und die Medien fraßen mich auf. Alles, was ich in der Presse sagte, wurde zu einer Ausrede für meine Form verdreht.»

Es wurde nicht besser, gegen seinen Teamkollegen Max Verstappen hatte er keine Chance, und auch generell passte sein Niveau nicht zu den Ansprüchen des Teams. 63 Punkte holte er bis zur Sommerpause.

Zum Vergleich: Verstappen fuhr 181 Zähler ein.

«Er sollte sich in der Sommerpause etwas Zeit nehmen, die erste Saisonhälfte zu reflektieren und die Lehren daraus in die zweite Hälfte zu nehmen. Das ist für uns entscheidend, wenn wir eine Chance haben wollen, Ferrari abzufangen. Er muss weiter vorne ins Ziel kommen», sagte Teamchef Christian Horner.

Dazu sollte es nicht mehr kommen, Gasly wurde nach der Sommerpause durch Alex Albon ersetzt.

Gasly kritisiert: «Das Auto war nicht perfekt, und ich gab mein Bestes, um mich zu verbessern und Woche für Woche zu lernen. Es war eine schwierige Zeit, weil ich nicht das Gefühl hatte, die gleiche Behandlung wie Andere vor mir zu bekommen.»

«Ich habe mir jeden Tag den Arsch aufgerissen. Aber ich bekam nicht die Werkzeuge, die ich brauchte, um erfolgreich zu sein. Ich habe versucht, Lösungen anzubieten. Aber man hat entweder gar nicht auf mich gehört, oder es dauerte Wochen, bis sich etwas änderte», so Gasly weiter.

Er sei nicht der Typ, der etwas über die Medien spiele, weil er Red Bull dankbar für die Chance sei. Trotzdem stellt er klar: «Ich war traurig. Ich kann nicht lügen. Ich war völlig am Boden. Ich möchte Weltmeister werden.»

Ausgerechnet sein Neustart bei AlphaTauri in Spa wurde zum schlimmsten Rennwochenende seiner Karriere mit dem wohl bis jetzt schlimmsten Tag seines Lebens – denn als sein Freund Anthoine Hubert beim Formel-2-Rennen am 31. August in Spa verstarb, «wurde meine Welt auf den Kopf gestellt», so Gasly.

«Ich habe meinen Freund verloren, meinen Bruder. Ich habe einen der wenigen Menschen verloren - vielleicht gibt es zwei oder drei andere -, der wirklich versteht, wie es ist, dieses Leben zu leben. Anthoine und ich hatten so viel zusammen durchgemacht. Wir hatten diesen Weg, diese Reise geteilt. Und als er uns verließ, ging auch ein Teil von mir», so der Franzose.

Beide hatten sich als Kinder kennen- und schätzen gelernt und waren die Karriereleiter zusammen hochgeklettert. Hubert wurde nur 22 Jahre alt. Er sollte von Renault in Ruhe für eine GP-Karriere aufgebaut werden.

Gasly emotional: «Anthoine hat mir so viele Dinge beigebracht. Es vergeht kein Renntag, an dem ich nicht an ihn denke. Ich wünsche mir mehr als alles andere, dass er dieses Jahr in der Startaufstellung steht. Aber sein Tod zwang mich, das Leben anders zu sehen. Auf dem Podium in Italien habe ich nichts für selbstverständlich genommen. Ich habe diesen Moment gefeiert, als wäre es der einzige, den ich jemals bekommen werde - denn so sollten wir alle unser Leben leben. Klapp dein Visier von Zeit zu Zeit auf und schau dich um. Genieße, was du hast. Schätze die Menschen und die Liebe in deinem Leben. Ich bin so glücklich, hier zu sein und das zu tun, was ich tue. Und ich bin so glücklich, Anthoine Hubert gekannt zu haben.»


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