Autos 2022 in heutiger Lackierung, Ferrari kneift
Williams-Pilot George Russell sagt über die neue Rennwagen-Generation für 2022: «Man sieht, dass in den Wagen viel Hirnschmalz geflossen ist, und mir gefällt sehr gut, wie die Probleme der heutigen Autos angepackt werden. Noch nie ist ein Formel-1-Fahrzeug in dieser Art und Weise entwickelt worden, und wenn wir unsere Ziele wie geplant erreichen, dann wird das fabelhaft! Allerdings ist die Lackierung des in Silverstone gezeigten Fahrzeugs etwas gewöhnungsbedürftig.»
Klar haben sich viele Fans gefragt: Wie sähe ein solches Auto wohl in der Lackierung der heutigen Formel-1-Rennwagen aus? Die Antwort gibt die Formel 1 in Zusammenarbeit mit neun GP-Teams gleich selber, wie die Computer-generierten Bilder hier zeigen.
Bedauerlich: Von den zehn Rennställen fehlt leider ausgerechnet jenes Team, das weltweit am meisten Fans hat – Ferrari.
Neue Ära
Die Formel 1 steht vor einer neuen Ära: Ab 2022 wird mit komplett andersartigen Rennwagen gefahren, samt Niederquerschnittreifen. Ende Oktober 2019 zeigte Formel-1-Sportchef Ross Brawn in Texas ein Windkanalmodell, und seine Mitarbeiter Nikolas Tombazis (Chef der FIA-Einsitzerkommission) und Pat Symonds (langjähriger Formel-1-Techniker) freuten sich über die guten Fortschritte bei der Feinarbeit mit der Aerodynamik. Nun hat die Formel 1 am Donnerstag vor dem britischen Grand Prix in Silverstone das 1:1-Modell eines solchen 2022er Rennwagens präsentiert, um das Interesse der Fans anzufachen.
Formel-1-CEO Stefano Domenicali: «Das ist für uns ein wichtiger Tag, denn mit diesem 2022er Auto sollen unsere Rennhelden den Fans weltweit eine bessere Show bieten können – mit einer höheren Leistungsdichte im Feld, mit tollen Zweikämpfen und Überholmanövern; dies alles dank eines neuen Autos, das elegant und futuristisch ist und die GP-Anhänger begeistern soll.»
Ross Brawn: «Wir wollten, dass die neuen Autos aggressiv und attraktiv sind. Und wir sind auf das Ergebnis stolz. Der Kern: Der beste Fahrer soll gewinnen, aber mehr Teams als heute sollen gewinnen. Der Frontflügel ist einfacher, der Wagenkörper baut mehr Abtrieb auf. Die Autos sind also nicht mehr so abhängig vom Abtrieb, der über Flügel erzeugt wird.»
Nikolas Tombazis: «Wir werden auch die Anzahl von Entwicklungen der Teams beschränken, damit die Leistungsdichte bewahrt bleibt. Wir behalten uns vor, jederzeit einzugreifen, wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Ziele kompromittiert werden. FIA und Formel 1 waren einer Meinung: Wir wollen besseren Sport, wir wollen, dass die Fahrer einander besser folgen können. Das erlaubt mehr Zweikämpfe. Somit war klar, dass wir die Aerodynamik grundlegend ändern müssen.»
Der Grieche vertieft: «Wir arbeiten daher mit einem einfacheren Frontflügel und mit einem Diffusor, der mehr Abtrieb generiert. Auf diese Weise ist die Rolle des Frontflügels weniger dominant beim Erzeugen von Abtrieb, und er ist – beim Hintermann – weniger anfällig auf Strömungsveränderungen.»
«Grundsätzlich haben sich im Windkanal die Zahlen aus der Simulation bestätigt. Es gab keine Überraschungen. Wenn wir davon ausgehen, dass heute die Anströmung um 50 Prozent verschlechtert wird, wenn ein Pilot einem anderen Auto folgen will, dann lagen wir mit dem neuen Modell bei zehn bis fünfzehn Prozent.»
Formel-1-Sportchef Ross Brawn: «Wir wollten Rennwagen, mit welchen die Piloten gut attackieren können. Wir wollen, dass das Feld zusammenrückt, dass die Teams überleben können und, last but not least, dass die Autos aufregend aussehen, schon im Stillstand. Wir wollten auch keine Autos, die ständig Teile verlieren. Die neuen Renner werden erheblich robuster sein als die heutigen.»
Tombazis: «Die Schwerpunkte der neuen Renner aus technischer Sicht – ein einfacherer Frontflügel, wir haben keine seitlichen Luftleit-Elemente mehr, im Grunde ist dieses Auto ein Flügelauto, will heissen, Abtrieb wird weniger über die Flügel erzeugt, welche Luftwirbel produzieren, sondern mehr mit dem Wagenkörper. Als Ergebnis können sich die Rennwagen besser folgen.»