Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ralf Schumacher: «Dann sollen sie die Klappe halten»

Von Mathias Brunner
Ralf Schumacher

Ralf Schumacher

Der sechsfache GP-Sieger Ralf Schumacher spricht über den elektrisierenden WM-Kampf zwischen Mercedes-Benz und Red Bull Racing-Honda und spart dabei nicht mit Kritik für die Hauptdarsteller.

Das WM-Duell 2021 ist der Zweikampf von Ausnahme-Rennfahrern, Max Verstappen und Lewis Hamilton; es ist aber auch ein Duell von zwei grandiosen GP-Rennställen, Mercedes-Benz und Red Bull Racing-Honda. Sky-GP-Experte Ralf Schumacher hat sich Gedanken gemacht über dieses Duell auf Augenhöhe.

Der 180-fache GP-Teilnehmer sagt: «Ich hoffe, dass einige Themen der letzten Wochen nun, so kurz vor der Entscheidung, ein wenig zur Seite rücken. Ich hoffe, die Teamchefs halten sich da etwas mehr zurück, und ich wünsche mir natürlich auch, dass nicht am Ende die FIA über den Weltmeister entscheiden muss.»

«Ich fand beispielsweise diese ganzen Diskussionen um die Flügel so müssig – diese gegenseitigen Beschuldigungen, das eine Team tue mit dem Frontflügel das, das andere Team tue mit dem Heckflügel das. Ich sage: Entweder man hat Fakten und deponiert einen Protest, oder dann sollen sie alle die Klappe halten. Ich finde, ein so tolles Duell soll sauber bleiben, alles Andere ist schade um diese grandiose WM. Und ich spreche hier ausdrücklich beide Seiten an.»

«Gleichzeitig sehe ich es natürlich auch so: Die Spannung entsteht auch aus der Technik heraus und aus dem Umgang miteinander, da ging es teilweise sehr hart zu und her, aber das macht eben auch einen Teil der Faszination aus, denn der Sport lebt von Emotionen.»

Welchen Ausschlag geben die Pistenlayouts des Jeddah Corniche Circuit und des Yas Marina Circuit in Bezug auf die Konkurrenzfähigkeit der beiden führenden Rennwagen? Ralf meint: «Im Moment hat Mercedes die Nase vorn. Es gibt derzeit Gerüchte, wonach Honda vielleicht doch noch einen neuen Verbrennungsmotor einbaut und dafür eine Strafversetzung von fünf Rängen in Kauf nimmt – um dafür einen frischen Motor zu haben gegen Mercedes.»

«Das könnte schon Sinn machen. Red Bull Racing könnte sagen, Dschidda ist ohnehin ein Mercedes-Kurs, da werden wir im besten Falle Zweiter werden. Dann lieber fünf Ränge zurück, in der Hoffnung, sich im Rennen auf Rang 2 zu arbeiten, dafür dann aber einen frischeren Motor haben beim WM-Finale in Abu Dhabi.»

«Viele haben von diesem angeblichen Wundermotor von Mercedes gesprochen, aber ich glaube, der Grund für die starken Leistungen von Hamilton in den jüngsten Rennen ist ein anderer. Der entscheidende Faktor ist für mich der Umgang mit den Reifen. Es war schon bemerkenswert, wie Lewis in Brasilien aufgeholt hat und auch in den Luftwirbeln seiner Gegner die Reifen offenbar nicht ruinierte. Das war früher anders. Da muss Mercedes ein Durchbruch in Sachen Abstimmung gelungen sein.»

Wo wittert Ralf Schumacher auf den letzten beiden Rennstrecken Vorteile für das eine oder andere Team? Ralf: «Der Jeddah Corniche Circuit ist Highspeed, das dürfte eher von Vorteil für Mercedes sein. Der Yas Marina Circuit von Abu Dhabi wurde umgebaut, da wissen wir noch nicht, wie sich das genau auswirken wird; aber grundsätzlich könnte in Abu Dhabi Red dann Bull Racing die Nase vorn haben.»

Auch Schumacher ist aufgefallen, wie mal das eine, mal das andere Auto schneller war. «Da gab es Rennen, da waren natürlich beide Teams perfekt vorbereitet, aber was auf dem Papier für den einen Rennstall sprechen sollte, kam am Ende für den gegnerischen heraus. Bei Dschidda frage ich mir: Wie viel Öl schwitzt die neue Strecke noch aus? Wie wird sie sich verändern, wenn die Autos mal ein paar Stunden darauf fahren? Das sind Faktoren, die kannst du nicht in eine Simulation einspeisen. In Katar etwa hat Pirelli die Situation falsch eingeschätzt.»

Schumacher schmunzelt: «Die Mauern stehen auf dem Strassenkurs von Dschidda sehr nahe, immerhin das leidige Thema Pistengrenzen dürfte sich für einmal von selber erledigen.»

Katar-GP, Losail

01. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:24:29,908 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, +25,743 sec
03. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +59,457
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +1:02,306 min
05. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1:20,570
06. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1:21,274
07. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +1:21,911
08. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +1:23,126
09. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
10. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
13. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
14. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
15. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, + 1 Runde
17. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +2 Runden
18. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +2 Runden
Out
Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12

WM-Stand nach 20 von 22 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 351.5 Punkte
2. Hamilton 343.5 Punkte
3. Bottas 203
4. Pérez 190
5. Norris 153
6. Leclerc 152
7. Sainz 145.5
8. Ricciardo 105
9. Gasly 92
10. Alonso 77
11. Ocon 60
12. Vettel 43
13. Stroll 34
14. Tsunoda 20
15. Russell 16
16. Räikkönen 10
17. Latifi 7
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Kubica 0
21. Mazepin 0

Teams
1. Mercedes 546.5
2. Red Bull Racing 541.5
3. Ferrari 297.5
4. McLaren 258
5. Alpine 137
6. AlphaTauri 112
7. Aston Martin 77
8. Williams 23
9. Alfa Romeo 11
10. Haas 0

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